Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.01.2021 13:30

Vinzenz Hartl vom TSV Aichach: Zwischen Wurfkreis und Wildwasser

Talentiert am Paddel, begabt am Ball:   Vinzenz Hartl fährt erfolgreich Kajak und spielt gleichzeitig Handball für den TSV Aichach. 	Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf (Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf)
Talentiert am Paddel, begabt am Ball: Vinzenz Hartl fährt erfolgreich Kajak und spielt gleichzeitig Handball für den TSV Aichach. Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf (Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf)
Talentiert am Paddel, begabt am Ball: Vinzenz Hartl fährt erfolgreich Kajak und spielt gleichzeitig Handball für den TSV Aichach. Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf (Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf)
Talentiert am Paddel, begabt am Ball: Vinzenz Hartl fährt erfolgreich Kajak und spielt gleichzeitig Handball für den TSV Aichach. Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf (Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf)
Talentiert am Paddel, begabt am Ball: Vinzenz Hartl fährt erfolgreich Kajak und spielt gleichzeitig Handball für den TSV Aichach. Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf (Fotos: Helga Scheppach/AKV, Siegfried Kerpf)

„Der Vinz ist eine echte Sportskanone”, sagt Tini Wonnenberg, eine der beiden Handballabteilungsleiterinnen des , über Hartl. Denn der ist nicht nur ein talentierter Kanute. Er läuft zudem für den TSV in der Bezirksoberliga auf.

Die Doppelbelastung begleitet ihn schon fast sein halbes Leben. Im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Handball beim TSV Friedberg. Mit zehn nahmen sein Vater und dessen Freunde ihn und seinen älteren Bruder Georg mit zum Wildwasser-Rafting. „In einem Plastikboot”, erinnert sich Vinzenz Hartl, an jenen Ausflug, der sein Leben nachhaltig beeinflussen sollte. Denn es machte dem Bub dermaßen viel Spaß, dass er bald darauf in einem Slalomboot des  saß - und erstaunlich schnell Fortschritte machte. „Ich war relativ früh erfolgreich”, erzählt er: „Und so bin ich da reingerutscht. Seitdem ist es das, was ich hauptsächlich mache.”

Doch dafür den Handball über Bord schmeißen? Keine Chance. Die Mannschaft in Friedberg sei schließlich „richtig cool” gewesen, schwärmt Hartl noch heute. Und außerdem: „Eiskanal, Halle, Schule - alles lag auf einer Linie und war gut mit dem Radl zu erreichen”, sagt er. Leicht problematisch wurde allerdings, dass er die drei Dinge in eben dieser Reihenfolge gewichtete. Die Eltern hätten durchaus mal nachgefragt, ob zwei Sportarten nicht ein wenig zu viel seien. Vor allem dann, wenn es in der Schule mal wieder in etwa so schleppend voranging wie mit einem Kajak auf dem Handballfeld. Durch den Kanusport, Hartl gehörte bald zum erweiterten Juniorenbundeskader, sprudelten zudem die Fehltage - Trainingslager, Lehrgänge, Wettkämpfe, oft im Ausland. Gleichzeitig spielte sich das Hobby Handball auf hohem Niveau ab. Hartl wurde mit Friedbergs Junioren Landesligameister, stieg in die Bayernliga auf.

Dennoch schaffte er 2019 sein Fachabitur. „Mit Ach und Krach”, wie er einräumt. Dieses Mal litt tatsächlich der Sport unter der Schule: Ausgerechnet wenige Wochen vor dem Start der Prüfungen standen die Nominierungswettkämpfe für die U 18-Nationalmannschaft an. Der Stress war groß. Die besten Drei fuhren zur Europameisterschaft - Hartl wurde Vierter. Statt bei der EM paddelte er auf dem Augsburger Eiskanal beim ECA Junior Slalom Cup, eine europaweit ausgetragenen Rennserie für Nachwuchskanuten, im Kajak Einer zwei Mal auf Rang zwei.

Nach diesem Sommer begann für Hartl sowohl das berufliche, als auch das sportliche Erwachsenwerden. Es gelang ihm, beides zu verknüpfen. Im Herbst 2019 startete er zunächst in ein Freiwilliges Soziales Jahr am Eiskanal - Einheiten mit seinen Nachwuchsathleten, eigenes Wassertraining, Lehrgänge, Büroarbeit oder auch mal einen Bus reparieren. Zudem absolviert der Friedberger aktuell an der europäischen Sportakademie in Potsdam ein Fernstudium der Sportwissenschaften, das gleichzeitig eine Ausbildung zum Trainer ist. So weit, so ideal. Wäre da nicht der erste Corona-Lockdown gewesen, der ab Ende März auch sämtliche Sportstätten wochenlang lahm legte. Für einen, der seine Trainingszeit mit 1400 Minuten angibt, eine mittlere Katastrophe. „Ich war damals in einem kleinen Tief”, sagt Hartl, der einräumt, dass es oft schwer fiel, sich dazu zu motivieren, laufen zu gehen, am Heimtrainer zu schwitzen oder alleine auf dem Lech zu paddeln. Trübe Gewässer für einen, der es in die U 23-Nationalmannschaft schaffen will.

Auch der Handball ruhte. Für Hartl gleich zweifach. Mit Doppelspielrecht ausgestattet, lief er seit Herbst 2019 nicht nur für die Bayernliga-U 19 in Friedberg auf, sondern auch für die Herren des TSV Aichach. „In Friedberg waren die Erwachsenenteams voll, außerdem wollte ich mit meinem Bruder Lorenz zusammenspielen und was anderes kennenlernen. Ich fühle mich in Aichach gut aufgehoben, das ist auch eine richtig coole Mannschaft”, begründet der Linksaußen, der nunmehr einzig für das Team aufläuft, das seit Herbst von Stefan Knittl, einem seiner ehemaligen Friedberger Jugendtrainer, angeleitet wird. Ein Pflichtspiel absolvierte die Mannschaft unter ihm allerdings nicht mehr, seit dem zweiten Lockdown ist nicht einmal mehr Training möglich. Wenn Hartl erzählt, wieso ihm das Handball derzeit fehlt, illustriert gleichsam, warum er die Doppelbelastung weiter auf sich nimmt. „Mir fehlen einfach der Körperkontakt auf dem Feld und das Zusammensitzen in der Kabine. Kanufahren ist eben ein Einzelsport. Da sind eher Individualisten unterwegs.”

Solo, im Kajak, trat Hartl im vergangenen Jahr immerhin bei drei Wettbewerben an, einer davon die U 23-EM-Qualifikation in Leipzig. Die Europameisterschaft verpasste der 19-Jährige zwar, trotz allem ist er mit seinem ersten Jahr im Kanu-Herrenbereich ganz zufrieden. Zumal Berufssportler wie er während des zweiten Lockdowns weiter trainieren dürfen - zwar mit Einschränkungen, aber immerhin kann Hartl weiter auf seine Ziele hinarbeiten. Die Heim-WM 2022, für die der Eiskanal gerade umgebaut wird, komme zwar noch zu früh, merkt er an: „Aber es werden sicher auch danach große Wettkämpfe in Augsburg ausgetragen.” Dafür trainiert Hartl. 1400 Minuten pro Woche.


Von David Libossek
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