Frust bei Knittl
Aichach - So frustriert wie am Samstagabend hat man Stefan Knittl, den Spielertrainer der Aichacher Handballer, seit seinem Amtsantritt beim TSV vor eineinhalb Jahren selten erlebt. Hatte der 28-Jährige gehofft, dass seine Mannschaft nach dem Heimsieg vor zwei Wochen über Kissing (36:30) mit einem weiteren Erfolg gegen BOL-Tabellenführer HSG Lauingen-Wittislingen nachlegen und das Punkteverhältnis auf 8:4 ausbauen würde, sah er sich nach der Schlusssirene eines Besseren belehrt. Obwohl seine Schützlinge beim Seitenwechsel mit 13:12 in Front gelegen und das Geschehen bis dahin eigentlich ganz gut im Griff gehabt hatten, zogen sie gegen den verlustpunktfreien Spitzenreiter nach einer ganz schwachen zweiten Halbzeit noch mit 28:30 den Kürzeren.

Dass es Knittl hernach schwer fiel, die richtigen Worte für die Pleite zu finden, war verständlich. "Ich bin ganz schön bedient, und zwar volle Pulle", waren Worte der Ernüchterung, die auf ganz viel Frust schließen ließen. "Wir haben eine super erste Halbzeit mit nur zwölf Gegentoren gespielt, aber der zweite Abschnitt mit 18 Gegentoren, noch dazu sehr oft in Überzahl, ist schlichtweg nicht nachvollziehbar", gestand Knittl zerknirscht ein, "allmählich verlieren wir den Anschluss auf die ersten drei Plätze."
Von Anfang an nahm die Partie den erwartet umkämpften Verlauf. Der TSV lag zwar ständig in Front (2:1, 4:3, 6:5, 8:6), entscheidend absetzen konnte er sich aber nie. Nur ein einziges Mal in Durchgang eins gerieten die Heimischen durch Domenik Sands Siebenmeter-Treffer zum 8:9 (18.) in Rückstand, doch gestützt auf eine bis dahin sichere Abwehr und das effiziente Tempospiel bogen die Rot-Schwarzen die Begegnung binnen sechs Minuten in einen Vier-Tore-Vorsprung um (13:9). Johannes Euba, Knittl (2), Timo Stubner und Quirin Großhauser zeichneten für den kurzfristigen Umschwung verantwortlich. Trotzdem ließen die Westschwaben nicht locker und kamen noch vor der Pause auf 12:13 heran. Für Aichach wäre mit einer besseren Chancenverwertung allerdings mehr drin gewesen als die knappe Pausenführung.
Wer gehofft hatte, die Gastgeber würden auch in der zweiten Halbzeit die Initiative ergreifen, sah sich alsbald getäuscht. Schlecht ausgespielte Konter und einfache, unbedrängte Fehlpässe ließen die Gäste Morgenluft wittern. Nur einmal noch kam Hoffnung bei den heimischen Fans auf, als Johannes Euba mit seinem siebten Treffer den 23:23-Ausgleich erzwang (49.).
Dann aber zogen die Lauinger mit ihrer unorthodoxen Spielweise ("Die haben unangenehm lange Angriffe gespielt, ohne dass dies von den Schiedsrichtern unterbunden worden wäre"/Knittl) Tor um Tor davon, bis es zwei Minuten vor Schluss 26:30 stand. Konstantin Schön, mit acht Treffern bester TSV-Schütze, verkürzte mit zwei Toren zwar noch auf 28:30, verhindern konnte er die verdiente Niederlage aber nicht mehr.
"Die Aichacher sind anfangs ein sehr hohes Tempo gegangen, haben in der zweiten Halbzeit dann aber doch etwas nachgelassen", stellte Lauingens Coach Andreas Biller fest, "das ist uns zugute gekommen, denn das Spiel ist in der letzten Viertelstunde entschieden worden. Es war für uns heute nicht einfach. Aber Torwart Christian Rommel hat eine klasse Leistung abgeliefert und das Spiel mit entschieden."
TSV Aichach: Chikh, Böhm; Knittl (4), Kügle, Leopold, Stubner (2), Bauer, Huber (2), Euba (7/1 Siebenmeter), Breitsameter, Schön (8/1), Clauß, Grosshauser (1), Atzkern (4).
HSG Lauingen-Wittislingen: Rommel, Ehrenpfordt; Frieß (4), Ahrens, Egger (2), Zehentmeier (1), Meitinger (4), Sand (3/3), Maier (1), Märkl, Kinzler (6), Krumscheid (2), Wenger (7).
Schiedsrichter: Schmuttermair/Wildegger (beide Friedberg) - Zuschauer: 250 - Siebenmeter: 3/2 - 4/3 - Zeitstrafen: 4 - 7.
Von Karl Böck
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Veröffentlicht am 06.11.2022 19:57 Uhr