Dass Szierbeck das Endergebnis als „sehr enttäuschend” bezeichnete, war aufgrund des Spielverlaufs nachvollziehbar. „Wir haben das Spiel durch eigene Fehler aus der Hand gegeben, haben viel zu viele technische Fehler begangen und so den Gegner in den letzten 20 Minuten mehr und mehr aufgebaut”, stellte der 54-Jährige fest. Symptomatisch dafür sei vor allem die letzte Offensivaktion der Heimischen gewesen, die der kurz zuvor eingewechselte Torhüter Martin Freiding nach einem sicher gehaltenen Ball 40 Sekunden vor Schluss einleitete. „Statt bei einer 22:21-Führung die restliche Zeit herunter zu spielen, haben wir viel zu früh den Abschluss gesucht - und prompt die Chance vergeben”, warf Szierbeck seiner Truppe vor. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Über drei, vier Stationen landete der Ball bei Manuel Feistle, der drei Sekunden vor der Schlusssirene doch noch zum kaum mehr für möglich gehaltenen und völlig überraschenden 22:22-Endstand ausglich. Dabei waren die Gäste als krasser Außenseiter in das Derby gegangen. Zum einen zogen sie in den letzten vier Spielen klar den Kürzeren (drei Mal unterlagen sie mit jeweils 33 Gegentoren, einmal mit 31), zum anderen fehlten neben Kapitän Lukas Schmölz, dereinst als einer der besten Handballer im Raum Augsburg gehandelt, mit Yannis Pauler, Tim Erhard, Markus Walter oder Eduard Bossauer weitere Leistungsträger, so dass Trainer Lubos Urban quasi sein allerletztes Aufgebot aufbieten musste. Als ob dem nicht schon genug gewesen wäre, handelten sich Maximilian Wessoly (26.) und Maximilian Kranz (56.) von den schwachen Unparteiischen Christoph Hahn und Thomas Schmidbauer - neben 17 Siebenmetern und 14 Zeitstrafen verhängten sie in einer fairen Partie drei Feldverweise (!) - jeweils wegen Nichtigkeiten sogar die rote Karte ein. Allen Widrigkeiten zum Trotz hielten die Gäste gut dagegen, lagen anfangs sogar immer mit einem Treffer in Front (1:0, 2:1, 3:2, 4:3, 5:4), ehe die Gastgeber endlich ins Spiel fanden und den Rückstand bis zur Pause in einen scheinbar beruhigenden 15:10-Vorsprung umbogen. Was soll jetzt noch Großartiges passieren, werden sich die rund 150 Zuschauer gedacht haben, als der TSV seine Führung binnen weniger Minuten nach dem Wechsel auf 19:12 ausbaute (36.). Doch je länger die Partie dauerte, umso hektischer und zerfahrener wurden die Aktionen der Heimischen. Knapp sechseinhalb Minuten waren noch zu spielen, als es plötzlich nur mehr 21:20 für Aichach stand. Kurz darauf traf Christoph Huber zwar zum 22:20 - und schien damit die Vorentscheidung zugunsten seines Teams herbeigeführt zu haben -, doch die Rechnung hatten die Bauer, Schön und Co. ohne die nie aufsteckenden Gäste gemacht, die mit unbändigem Willen ihre Chance suchten und prompt belohnt wurden. Felix Reisner verkürzte mit seinem fünften Siebenmeter zunächst auf 21:22 und als Feistle zum 22:22 ausglich, war der Endstand hergestellt. „Wir sind selbst schuld, dass wir das Spiel vergeigt haben”, räumte Szierbeck ernüchtert ein. Das einzig Positive für ihn an diesem Spiel sei gewesen, „dass wir wenigstens einen Punkt gerettet haben. Eine Niederlage wäre ganz schlimm gewesen.” TSV Aichach: Chikh, Freiding; Kügle (1), Leopold, Stubner (3), Bauer (6/4), Oliver Huber (3), Johannes Euba, Breitsameter, Vinzenz Hartl (1), Schön (3/2), Geisreither, Lorenz Hartl (1), Christoph Huber (4). SG 1871 Gersthofen: Wittgen, Müller; Kranz (4), Koppe (2), Reisner (6/5), Scherer (3), Tomov (2/1), Kurtovic, Feistle (5), Wessoly, Öschay. Schiedsrichter: Hahn, Schmidbauer (beide Königsbrunn) - Zuschauer: 150 - Siebenmeter: 8/6 - 9/6 - Zeitstrafen: 8 - 6 - Rote Karten: Wessoly (26.), Kranz (56., beide SG 1871), Kügle (53./TSV/3. Zeitstrafe). Drei rote Karten