Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.02.2021 17:52

Vereine fordern Zeichen vom Verband

Der Bayerische Fußballverband hofft,   dass die Platzsperren aufgehoben werden und die Vereine in der vierten März-Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können.	Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Der Bayerische Fußballverband hofft, dass die Platzsperren aufgehoben werden und die Vereine in der vierten März-Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Der Bayerische Fußballverband hofft, dass die Platzsperren aufgehoben werden und die Vereine in der vierten März-Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Der Bayerische Fußballverband hofft, dass die Platzsperren aufgehoben werden und die Vereine in der vierten März-Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Der Bayerische Fußballverband hofft, dass die Platzsperren aufgehoben werden und die Vereine in der vierten März-Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) sollte froh sein, wenn er die restliche Runde der nun fast schon zwei Jahre anhaltenden Spielzeit 2019/21 überhaupt sportlich zu einem Ende bringen kann. Noch hegt man in der Verbandszentrale in München diese Hoffnung, intern hofft man an der Brienner Straße, dass in der vierten März-Woche die Vereine den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen dürfen. Dann hätten die Klubs das von ihnen gewünschte und geforderte Minimum an Vorbereitung von vier Wochen, um den Spielbetrieb am 17. April fortsetzen zu können, um die Saison Mitte Mai dann doch regulär zu beenden. Ob ein Trainingsstart in der vierten März-Woche tatsächlich gehalten werden kann, darüber entscheiden inzwischen Infektionszahlen, Inzidenzen und letztendlich das nächste Bund-Länder-Treffen am Mittwoch nächster Woche.

Im Dezember 2020 bekam der BFV nach einer repräsentativen Umfrage durch das Sportberatungs- und Sportmarktforschungsunternehmen SLC Management noch großen Zuspruch für seine Entscheidung, die Saison nicht abzubrechen, sondern sie bis 30. Juni 2021 sportlich zu Ende bringen zu wollen. Dafür stimmten vor zwei Monaten immerhin 76,8 Prozent der 1664 befragten Vereinsfunktionäre (im Frühjahr 2020 waren es 68,13 Prozent bei 3197 Abstimmenden) - wohl auch verbunden mit der Hoffnung auf Lockerungen im neuen Jahr. Doch es kam anders, und inzwischen setzen sich immer mehr Klubs mit einem Saisonabbruch auseinander.

Die unliebsame Abwicklung am grünen Tisch, die man durch die Saisonverlängerung eigentlich vermeiden wollte, erscheint, je länger es keine Lockerungen für den Amateursport gibt, immer wahrscheinlicher. Michael Schaeffer, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Dasing, bezog in unserer Wochenendausgabe klar Position, forderte ein vorzeitiges Ende der aktuellen Runde. Josef Kigle, Fußballchef des Bezirksligisten TSV Aindling, war lange Zeit ein Verfechter, die Saison sportlich zu Ende zu bringen. „Bisher war ich immer positiv eingestellt und dachte, es geht weiter”, sagt Kigle, „aber je länger wir nicht trainieren dürfen, desto vorstellbarer ist für mich ein Abbruch.” Der Eisingersdorfer wünschte sich vom Verband nun ein Zeichen - und zwar möglichst bald. „Der BFV sollte sich dazu durchringen, eine Frist zu setzen, zu welchem Zeitpunkt er die Punktspiele spätestens wieder aufnehmen will”, fordert Kigle, „die Vereine wollen ja auch die neue Saison planen.”

In dieser Hinsicht haben die Amateurfußballer im benachbarten Ländle mehr Planungssicherheit. Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat nach dem letzten Bund-Länder-Treffen vor zwei Wochen Fakten und Klarheiten geschaffen: Sollte bis zum 9. Mai der Spielbetrieb nicht wieder aufgenommen werden können, wird die Saison annulliert. Dann gäbe es weder Auf- noch Absteiger, die Folge-Saison 2021/22 würde mit demselben Teilnehmerfeld gestartet.

In Bayern hätte dagegen ein Abbruchszenario ganz andere Auswirkungen. Im vergangenen Sommer hatte der BFV die rechtliche Grundlage geschaffen und in seiner Spielordnung einen entsprechenden Paragrafen installiert, wie bei notwendigem Abbruch des Spieljahrs aufgrund staatlicher kommunaler Verfügungslage oder höherer Gewalt verfahren wird. Für diesen Fall wird die Saison anhand einer Quotientenregelung gewertet, sofern 75 Prozent der Mannschaften aus der jeweiligen Spielgruppe mindestens 50 Prozent der Verbandsspiele ausgetragen haben, was für sämtliche Spielklassen in Bayern zutreffend ist. Die offizielle Auf- und Abstiegsregelung behält ihre Gültigkeit, Relegations- und Entscheidungsspiele entfallen.

Für Vereine, für die es in den letzten Partien um nichts mehr geht, würde sich die Aufregung um einen Saisonabbruch in Grenzen halten. Anders sähe es dagegen an den beiden Polen des Klassements aus. Vor allem bei einem Blick auf die Abstiegszone der Bezirksliga Nord wird dann sehr schnell deutlich, wie verzwickt und auch ungerecht eine Quotientenregelung wäre. Dort bringen es die für die drei Abstiegsplätze infrage kommenden Teams auf folgende Quotienten: Affing (1,04), Günzburg (1,0416), Adelzhausen (1,0416), Rain 2 (1,00) und Holzkirchen (0,80). Die beiden Letzteren stünden somit als Absteiger fest, die dritte Mannschaft, die die Bezirksliga verlassen müsste, wäre Adelzhausen. Denn der Quotient wird stets auf zwei Stellen nach dem Komma gerundet (kaufmännisch). Weil bei Günzburg und Adelzhausen die Zahl an der ersten wegfallenden Dezimalstelle eine Eins wäre, würde abgerundet. Somit kämen alle drei Teams auf einen Quotienten von 1,04, womit für die endgültige Platzierung eine Sondertabelle aus den direkten Vergleichen dieser drei Teams herangezogen werden müsste. Dort läge Affing (2,00/6 Punkte aus drei Spielen) vor Günzburg (1,75/7 Punkte aus vier Spielen) und Adelzhausen (0,33/1 Punkte aus drei Spielen).

„Das wäre extrem bitter, wenn es so kommen würde”, sagt Jürgen Dumbs, der seinen Posten als Abteilungsleiter des BC Adelzhausen zum Jahresende abgegeben hatte, und führt weiter aus: „Man muss nicht mit aller Gewalt eine Tabelle ermitteln, jeder hat einen anderen Spielplan, hatte bis zum Abbruch vielleicht ein schwereres Programm. Diese Regelung wäre nicht gerecht.” Anhand dieses Beispiels wären nicht nur die Adelzhausener froh, wenn die Saison sportlich zu Ende gebracht werden könnte. Dem Verband drohten in dieser Hinsicht wohl mehr Härtefälle. Quotientenregelung: In der Bezirksliga Nord könnte es für den BC Adelzhausen extrem bitter kommen Kigle: „Je länger wir nicht trainieren dürfen, desto vorstellbarer ist für mich ein Saisonabbruch”


Von Herbert Walther
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