Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.03.2021 17:50

Noch sehr viele ungelegte Eier

Geschlossene Sportanlagen   könnten bald der Vergangenheit angehören. Am 22. März dürfen die bayerischen Amateurfußballklubs wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, falls die Sieben-Tages-Inzidenz nicht über 100 liegt.	Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Geschlossene Sportanlagen könnten bald der Vergangenheit angehören. Am 22. März dürfen die bayerischen Amateurfußballklubs wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, falls die Sieben-Tages-Inzidenz nicht über 100 liegt. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Geschlossene Sportanlagen könnten bald der Vergangenheit angehören. Am 22. März dürfen die bayerischen Amateurfußballklubs wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, falls die Sieben-Tages-Inzidenz nicht über 100 liegt. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Geschlossene Sportanlagen könnten bald der Vergangenheit angehören. Am 22. März dürfen die bayerischen Amateurfußballklubs wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, falls die Sieben-Tages-Inzidenz nicht über 100 liegt. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)
Geschlossene Sportanlagen könnten bald der Vergangenheit angehören. Am 22. März dürfen die bayerischen Amateurfußballklubs wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, falls die Sieben-Tages-Inzidenz nicht über 100 liegt. Foto: David Libossek (Foto: David Libossek)

Der eigentliche Stichtag ist dann der 22. März. Bleibt bis dahin in dem Zeitraum von zwei Wochen die Inzidenz stabil unter 50, ist kontaktfreier Sport im Innenbereich sowie Kontaktsport im Freien erlaubt - sprich die Fußballvereine dürften dann wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Das wäre übrigens auch bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 noch möglich, doch dafür bräuchten alle Akteure einen tagesaktuellen negativen Selbst- oder Schnelltest. Somit ist erst am 22. März überhaupt an eine Fortsetzung der aktuell unterbrochenen Spielzeit 2019/21 noch zu denken. Ab diesem Tag brauchen die Mannschaften aber erst noch ein paar Wochen ein fußballspezifisches Training, bis Pflichtspiele hinsichtlich der Verletzungsgefahr vertretbar sind. Mit nur drei Wochen Vorbereitungszeit, die der Bayerische Fußball-Verband (BFV) seinen Klubs vor der Wiederaufnahme des Punktspielbetriebs zugestehen will (wir berichteten), ist es, wie inzwischen schon viele Vereinstrainer und -funktionäre verlauten ließen, jedenfalls nicht getan. Oder muss sich der BFV Ende dieses Monats gar mit dem in seinen Augen ungeliebten Thema Saisonabbruch beschäftigen? Denn wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner liegen sollte, ziehen die Behörden die Notbremse - dann geht es zurück in den Lockdown.

Die Öffnungsschritte für den Sport beinhaltet für den Augsburger Kreisspielleiter Reinhold Mießl „noch viele ungelegte Eier”. Die Verbandszentrale in München tritt mit der klaren Bitte an die Bayerische Staatsregierung heran, „verständliche und praxisnahe Vorgaben” für die Vereine zu konzipieren, wie BFV-Präsident Rainer Koch in einer Pressemittelung sagte. „Die Verantwortlichen in der Landesregierung dürfen unsere Vereine jetzt nicht im Regen stehen lassen, sondern müssen klar und unmissverständlich formulieren, was in welcher Form für das Fußball-Training fortan erlaubt ist”, betont Koch weiter.

Nicht nur Koch fehlen „aktuell klare Regelungen” für die Praxis. „Die braucht es jetzt dringend”, fordert der 62-Jährige. Hinsichtlich der Auswirkungen des Stufenplans für den Breitensport, der an der Entwicklung des Infektionsgeschehens gekoppelt ist, ist nach wie vor offen, ob beispielsweise nur kontaktloses Fußballtraining erlaubt ist oder ob ein Kindertraining mit Kontakt erfolgen kann. In Bezug auf weitere Eckpunkte können sich die Vereine an den jeweiligen Inzidenzen ihres Landkreises oder ihrer kreisfreien Stadt orientieren. Aktuell könnten die Fußballklubs im Landkreis Aichach-Friedberg ab 22. März ohne Einschränkungen in den Trainingsbetrieb einsteigen - hier liegt die Inzidenz schon seit längerem bekanntlich unter 35.

Doch wie kann der BFV einen regulären und gerechten Spielbetrieb verantworten, wenn etwa in einer Spielklasse unterschiedliche Inzidenzen herrschen, in einem Landkreis oder einer Stadt der Richtwert jenseits der 100 liegt und diese Klubs nicht mehr trainieren und spielen dürfen? „Ich sehe ohnehin schon keine Chancengleichheit mehr für einen fairen Wettbewerb”, betont dazu Affings Fußball-Abteilungsleiter Markus Berchtenbreiter, „es gibt keine Lösung, die für alle gut ist. Wenn wir flächendeckend nicht starten können, dann sollten wir es eben lassen.” Für Berchtenbreiter, der, wenn Versammlungen wieder zugelassen sind, sich als Fußballchef der Rot-Schwarzen zurückziehen wird, stellen sich nach den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz ebenfalls viele Fragen: „Müssen sich etwa unsere Spieler, die in Augsburg oder im Landkreis Augsburg leben, wo die Inzidenz jeweils über 50 liegt, sich für das Training dennoch testen lassen? Und wer bezahlt die Tests? Die Vereine etwa, die seit Monaten keine Einnahmen haben?”

Noch fehlt Berchtenbreiter die Fantasie, jetzt eine Vorbereitung ab dem 22. März zu planen. Der 52-Jährige befürchtet, dass bis dahin die Infektionszahlen aufgrund der Lockerungen wieder jenseits der 50 oder höher liegen: „Ich glaube nicht, dass es geht.” Und falls man doch an jenem Montag im März den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen kann, sieht er das Risiko, wie der wieder hochgefahrene Apparat refinanziert werden soll. „Die Spieler und Trainer müssen dann wieder bezahlt werden. Doch woher sollen die Gelder kommen?”, fragt sich Berchtenbreiter. Nach heutigem Stand sieht der Stufenplan der Bundesregierung frühestens ab 5. April 50 Teilnehmer bei Freizeitveranstaltungen im Außenbereich vor, sofern der Inzidenzwert bis dahin stabil unter 50 bleibt. „Der Verband hatte stets betont, dass es im Amateurbereich keine Geisterspiele gibt. Aber auch mit nur 50 Zuschauern macht es keinen Sinn”, betont der Affinger Fußballchef.

Berchtenbreiter steht mit seiner schon im vergangenen Frühjahr gemachten Äußerung, die Saison abzubrechen, längst nicht mehr alleine da - und seine Meinung hat in erster Linie auch nichts damit zu tun, dass der FC Affing im Bezirksliga-Abstiegskampf von einer Quotientenregelung profitieren würde. „Es ist so oder so eine Katastrophe, auf so einem Weg auf- oder abzusteigen. Ich kann mich da auch gut in die Gefühlslage der Adelzhausener hineinversetzen”, sagt Berchtenbreiter, „aber es gibt den Vereinen jetzt Planungssicherheit, wenn wir erst wieder zur neuen Saison spielten.” In seinen Augen stellt die Ungewissheit, wie Vereine ohne Einnahmen bei gleichzeitigem Spiel- und Trainingsbetrieb überleben sollten, das größere Problem dar. Denn Berchtenbreiter ist skeptisch, dass beim Re-Start im kommenden Frühjahr dann so schnell wieder Zuschauer zugelassen werden wie noch beim Punktspielstart im vergangenen September. Damals durften 200 oder, bei fester Sitzplatzzuteilung, sogar bis zu 400 Besucher auf die Fußballplätze und in die Stadien der bayerischen Amateurklubs. Daher erwartet Berchtenbreiter, dass an der Brienner Straße in München, dem Sitz des BFV, einer aufstehe und eine Entscheidung fälle: „Denn unter einem Verband verstehe ich, dass er die Interessen seiner Mitglieder vertritt. Und hier haben alle Vereine das gleiche Problem: Das fehlende Geld.” „Wenn wir flächendeckend nicht starten können, dann sollten wir es eben lassen”


Von Herbert Walther
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