Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.05.2021 16:25

Ein Opfer der Wettmafia

Drei Mal  heuerte   Manfred Paula (rechts, links sein ehemaliger Assistent Helmut Leihe) als Trainer beim Bayernligisten TSV Aindling an. Seit knapp zehn Jahren ist er nun als Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums tätig, erst beim FC Augsburg, dann beim 1. FC Kaiserslautern und seit 1. Juli 2019 nun beim TSV 1860 München.	Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Drei Mal heuerte Manfred Paula (rechts, links sein ehemaliger Assistent Helmut Leihe) als Trainer beim Bayernligisten TSV Aindling an. Seit knapp zehn Jahren ist er nun als Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums tätig, erst beim FC Augsburg, dann beim 1. FC Kaiserslautern und seit 1. Juli 2019 nun beim TSV 1860 München. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Drei Mal heuerte Manfred Paula (rechts, links sein ehemaliger Assistent Helmut Leihe) als Trainer beim Bayernligisten TSV Aindling an. Seit knapp zehn Jahren ist er nun als Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums tätig, erst beim FC Augsburg, dann beim 1. FC Kaiserslautern und seit 1. Juli 2019 nun beim TSV 1860 München. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Drei Mal heuerte Manfred Paula (rechts, links sein ehemaliger Assistent Helmut Leihe) als Trainer beim Bayernligisten TSV Aindling an. Seit knapp zehn Jahren ist er nun als Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums tätig, erst beim FC Augsburg, dann beim 1. FC Kaiserslautern und seit 1. Juli 2019 nun beim TSV 1860 München. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Drei Mal heuerte Manfred Paula (rechts, links sein ehemaliger Assistent Helmut Leihe) als Trainer beim Bayernligisten TSV Aindling an. Seit knapp zehn Jahren ist er nun als Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums tätig, erst beim FC Augsburg, dann beim 1. FC Kaiserslautern und seit 1. Juli 2019 nun beim TSV 1860 München. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)

Es gibt also nicht viel, was Paula in Sachen Fußball nicht erlebt hat. Mit dem Kicken begann der heute 56-Jährige beim TSV Aindling. Im Herrenbereich war er viele Jahre für den ehemaligen Bezirksligisten SSV Petersdorf aktiv. „Begonnen habe ich im Jugendbereich als Linksaußen, bin dann aber von den Positionen her immer weiter nach hinten gerutscht. Die längste Zeit habe ich im zentralen Mittelfeld agiert”, erinnert sich Paula. Nach dem Abitur war er als Bundeswehrsoldat Mitglied der Sportfördergruppe Biathlon in Mittenwald. „Ich stand vor der Entscheidung Biathlon oder Studium, und habe mich für die zweite Variante entschieden.” 1986 begann er an der Uni Bayreuth sein Studium als Diplom-Sportökonom, das er 1991 abschloss. Es folgten berufliche Tätigkeiten in der Unternehmensberatung sowie eine Aufgabe als Projektmanager bei einem Bankinstitut in München.

Seinen Weg zurück in den Fußball fand Paula im September 2004, als er erstmals den Cheftrainerposten beim TSV Aindling übernahm. Die Saison 2004/05 hatte er als Assistent von Trainer Günter Bayer begonnen. Als sich der TSV von diesem trennte, wurde Paula zum Chefcoach befördert, hatte diesen Posten bis Jahresende 2005 inne. Von Dezember 2005 bis Oktober 2007 fungierte er als Manager beim aufstrebenden FC Ingolstadt, der während dieser Zeit den Aufstieg von der Bayernliga in die Regionalliga Süd schaffte. In dieser Zeit absolvierte Paula in Köln im letzten Lehrgang unter Erich Rutemöller die Ausbildung zum DFB-Fußball-Lehrer, schloss diese im Dezember 2007 sehr erfolgreich ab. Mit dabei in diesem Ausbildungsgang waren seinerzeit unter anderem Jos Luhukay, Dirk Schuster, Karlheinz Pflipsen, Klaus Thomforde, Pele Wollitz oder die ehemalige Nationalspielerin Steffi Jones.

Im Herbst 2007 übernahm Paula ein zweites Mal den TSV Aindling und führte die Mannschaft zum Klassenerhalt in der Bayernliga. Was 2008/09 folgte, sollte die erfolgreichste Saison der Lechrainer in der Vereinsgeschichte werden. Sie holten sich hinter der SpVgg Weiden die Vizemeisterschaft: „In Aindling war es immer so, dass es in erster Linie darum ging, die Klasse zu halten. Nach zwei Niederlagen zum Start hatten wir dann einen Lauf mit zehn Spielen ohne Niederlage. Nach einem 1:2 gegen Thannhausen sind wir dann noch einmal elf Mal am Stück ungeschlagen geblieben. So konnten wir das Titelrennen lange offen halten und sind am Ende mit sechs Punkten Vorsprung vor dem FC Memmingen Vizemeister geworden. Wir hatten damals eine richtig tolle Mannschaft mit einem sehr großen Zusammenhalt”, erinnert sich Paula. Vergangenes Jahr gab es ein Treffen vieler Ehemaliger: „Das wollten wir wiederholen, hat aber wegen Corona bis heute nicht mehr geklappt.” Ein Lob hat er für den damaligen Manager in Aindling, Josef Kigle, parat: „Ohne das große Engagement von Sepp wäre damals der Höhenflug der Aindlinger, so lange in der Bayernliga zu spielen, nicht möglich gewesen.”

Zur Saison 2009/10 übernahm Paula den SSV Ulm 1846 in der Regionalliga Süd. Aber nach nur acht Spielen mit zwei Siegen und vier Unentschieden war dort schnell wieder Schluss. „Das waren zu wenig Punkte, denn der Verein hatte Ambitionen.” Einen Monat nach Paulas Abgang wurde aufgedeckt, dass drei Spieler aus dieser Mannschaft in den europaweiten Wettskandal verstrickt waren und Spiele manipuliert hatten. Es war jene Zeit, in der der später verurteilte Kroate Ante Sapina der Drahtzieher dieser Affäre war. „Ich habe mir danach die Spiele nochmals auf Video angeschaut. Mit dem Wissen, dass die Spiele verschoben waren, konnte man das unsägliche Vorgehen dieser drei Spieler erkennen. Im Nachhinein kann man mich als eines der Primäropfer dieser Wettmafia sehen.”

Zwar übernahm der Fußball-Lehrer zur Saison 2010/11 noch einmal den Trainerposten beim TSV Aindling und führte diesen zum Last-Minute-Klassenerhalt in der Bayernliga, doch das sollte dann auch das Ende seiner Trainerlaufbahn sein. Die Ereignisse rund um den Wettskandal in Ulm waren für Paula ein wesentlicher Grund, sich in Richtung Management zu verändern.

Am 1. Juli 2011 übernahm der Aindlinger den Posten als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) beim FC Augsburg, der damals gerade in die Bundesliga aufgestiegen war. Als sich 2012 der damalige Manager Andreas Rettig beim FCA zurückgezogen hatte, wurde Paula dessen Nachfolger als Manager Sport, war verantwortlich für die Kaderzusammenstellung und hatte in diesem Zuge einen maßgeblichen Anteil an der Verpflichtung von Trainer Markus Weinzierl, die eine sehr erfolgreiche Ära der Augsburger einleiten sollte. Im Oktober 2012 übernahm kurzzeitig Jürgen Rollmann die Aufgabe als Manager, für Paula ging's wieder zurück ins NLZ. Rollmann blieb nur zwei Monate, wurde noch im Dezember von Stefan Reuter beerbt.

Bis Sommer 2015 war Paula, der mit Ehefrau Natalie drei Kinder hat, zwei Töchter (20 und 14) und einen Sohn (9), NLZ-Leiter beim FCA. Am 15. Februar 2016 begann ein neuer Abschnitt: Paula übernahm einen Job beim 1. FC Kaiserslautern, wo er dreieinhalb Jahre als NLZ-Leiter blieb. Es begann die Zeit des Pendelns zwischen seinem Wohnort Aindling und seiner Wohnung im 365 Kilometer entfernten Fischbach bei Kaiserslautern. Paula brachte das NLZ beim Ex-Bundesligisten voran, hatte sehr viele positive Entscheidungen getroffen und konnte dort seine Erfahrung in die Nachwuchsarbeit einbringen. Von Juni bis August 2017 übernahm er zusätzlich eine Aufgabe im Sportausschuss des Traditionsvereins. Einmal sprang Paula auch als Trainer bei den „Roten Teufeln” ein. Für eine Woche war er nach der Trennung von Norbert Meier Interimstrainer, bereitete die Mannschaft auf das Auswärtsspiel beim 1. FC Union Berlin vor. Unterstützt von Alexander Bugera war das Spiel an der „Alten Försterei” allerdings alles andere als erfolgreich: Die Lauterer gingen sang- und klanglos 0:5 unter: „Das war vor der tollen Kulisse im ausverkauften Stadion ein tolles Erlebnis, das Ergebnis allerdings weniger.”

Zum 1. Juli 2019 wechselte Paula bisher zum letzten Mal den Job. Es ging von einem Traditionsverein zu einem anderen, zum TSV 1860 München. An der Grünwalder Straße ist Paula ebenfalls erfolgreich, im Sommer dieses Jahres ist er dann bereits seit zehn Jahren als NLZ-Leiter tätig: „Ich fühle mich in dieser Position sehr wohl, sehe mich dazu berufen.” Viele Talente, die Paula gerade beim FCA begleitet hat, haben in dieser Zeit den Sprung in den Profibereich geschafft: Raphael Framberger, Kevin Danso (jetzt Düsseldorf), Erik Thommy (jetzt Stuttgart) und Tim Rieder (jetzt Kaiserslautern). Auch Junioren-Nationalspieler Marco Richter, der von Paula seinen ersten Vertrag erhalten hatte, machte beim FCA seinen Weg.

Paula hat sich inzwischen einen Namen als Talentförderer gemacht: „Man muss immer das Gesamtpaket im Blick haben. Talent allein reicht nicht, es müssen immer mehrere Faktoren zusammenpassen, damit der Spieler eine Perspektive im Profifußball hat - dazu gehört auch das Umfeld.” Seit Dezember 2019 ist Paula Mitglied in der DFL-Kommission „Leistungszentren”. In dieser Funktion kann er seine Erfahrungen in die Weiterentwicklung der Leistungszentren einbringen. Als Gesamtverantwortlicher in einem über Jahre hinweg erfolgreichen NLZ wie dem der „Löwen” arbeiten zu können, bereitet Paula viel Freude: „Der Job macht Spaß. Die Talente auszubilden und an den Profibereich heranzuführen ist fordernd und erfüllend zugleich. Bei Sechzig ist das ein besonderer Job, weil der Verein eine außergewöhnliche Marke ist und seit Jahrzehnten für seine sehr gute Nachwuchsarbeit bekannt ist!” Erst Klassenerhalt in der Bayernliga, ein Jahr später dann Vizemeister Für ein paar Monate war Paula Manager des Bundesligisten FC Augsburg


Von Herbert Walther
north