Am vergangenen Freitag gab es dazu eine Videokonferenz mit sämtlichen bayerischen Spielleitern. Dabei wurden unterschiedliche Modelle diskutiert, mit welchem zeitlichen Vorlauf der Re-Start in den Wettkampfspielbetrieb nach der langen Spielpause bestmöglich realisiert werden kann. Zwei Teilnehmer an diesem Webinar berichteten unabhängig voneinander, dass anscheinend der Verband eine nur dreiwöchige Vorbereitungszeit vor dem Punktspielstart als ausreichend empfindet. „Verbandstrainer und Sportärzte meinten, dass drei Wochen reichen würden”, sagt ein Spielleiter - offiziell wollte das der BFV in seiner Pressemitteilung jedoch nicht bestätigen. Darin heißt es: „Der Verbands-Spielausschuss tauscht sich aktuell intensiv mit seinen Spielleitern, den Verbandstrainern und BFV-Verbandsarzt Prof. Dr. Werner Krutsch aus, wie die nach wie vor unterbrochene Saison 2019/21 zu Ende gebracht werden könnte.” Mit drei Wochen Vorbereitung ginge der Verband konträr zur Forderung seiner Klubs, die mindestens eine vierwöchige Experimentierphase erwarten, bevor sie wieder wettbewerbsmäßig um Punkte spielten.Der Verband scheint sich hingegen an den Expertisen eines Expertenteams von Verbandstrainern und Sportmedizinern um Verbandsarzt Krutsch zu orientieren. Der 41-jährige Orthopäde aus Langwasser bei Nürnberg stand vor kurzem bei einem Online-Talk Fußballklubs aus der Oberpfalz Rede und Antwort. Krutsch, ein ehemaliger Dritt- und Bayernligafußballer, der auch am aufgrund der Corona-Pandemie benötigten Hygienekonzept für die drei deutschen Profiligen mitgewirkt hatte, sprach von „mindestens drei Wochen” Vorbereitungszeit für den Amateurbereich. „Grundsätzlich kann und sollte man schon jetzt mit Individualtraining beginnen. Ein Mix aus Ausdauer- und Krafttraining sowie Stabilisationsübungen bieten sich an”, schlägt er vor.Krutschs Einschätzung über die Dauer der Vorbereitungszeit werden wohl nur die wenigsten Vereinstrainer teilen. Vielmehr noch: Sie dürfte hohe Wellen schlagen - nicht nur bei den Fußball-Lehrern. „Nach meiner Erfahrung reichen drei Wochen nicht aus”, sagt etwa der frühere Aindlinger Trainer Günter Bayer, der seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten im Trainergeschäft tätig ist, „nach einer so langen Pause denke ich, dass eher sechs Wochen Pflicht wären.” Schließlich könne er seine Fußballer vom oberbayerischen Bezirksligisten SC Oberweikertshofen nicht öfter als drei Mal pro Woche auf den Trainingsplatz beordern und dazu noch ein Testmatch fürs Wochenende vereinbaren. „Diese Leute sind Amateure und dazu auch berufstätig”, betont der 67-Jährige.Was das Individualtraining angeht, sieht Andreas Thomas, Trainer des Bayernliga-Spitzenreiters FC Pipinsried, durchaus eine gewisse Eigenverantwortlichkeit bei den Kickern im gehobenen Amateurbereich - dennoch betrachtet er wie auch sein Schwabmünchener Trainerkollege Paolo Maiolo („Eine Vorbereitung auf dem Platz kann man nicht durch einen Waldlauf oder ein Workout zu Hause im Wohnzimmer ersetzen”) eine vierwöchige Vorbereitungszeit „als Minimum”. Beide sehen eine „größere Verletzungsgefahr” für ihre Fußballer, falls die Übungsphase kürzer gehalten werden müsste. „Klar kann jeder seine Laufeinheiten machen”, führt Thomas weiter aus, „aber die fußballspezifischen Bewegungen sind Dinge, die einfach ihre Zeit nach dieser langen Pause brauchen. Da muss dann auch die Intensität dementsprechend gesteuert werden.”Was die Regionalliga und Bayernliga Süd betrifft, dürfte ein kleiner Kreis von Vereinen sicherlich einen Wettbewerbsvorteil haben. Denn die Zweitvertretungen der bayerischen Profiklubs befinden sich schon längst wieder im Trainingsbetrieb. Ein Umstand, der in der Bayernliga Süd im Kampf um Platz zwei noch ein entscheidender Faktor werden könnte. Dort hat die U 21 des FC Ingolstadt noch aussichtsreiche Chancen auf die Teilnahme an den Relegationsspielen zur Regionalliga.Maiolo wäre schon froh, wenn der Verband bald einen Zeitpunkt festlegte, ab wann dieser spätestens mit einem Re-Start plant. Doch in dieser Hinsicht wird sich der BFV, wenn überhaupt, frühestens nach den Ergebnissen des Bund-Länder-Treffens morgen äußern. Eine Frist, wie in Baden-Württemberg, bis wann spätestens der Punktspielbetrieb wieder aufgenommen werde, um das Spieljahr spätestens am 30. Juni 2021 abschließen zu können, oder gar ein Abbruchszenario waren am vergangenen Freitag nicht Gegenstand der Videokonferenz. Auch beim Thema Ligapokal will oder kann sich der BFV noch immer nicht zu einer Entscheidung durchringen, obwohl eine Streichung dieses Wettbewerbs, und zwar landesweit, mangels freier Termine im Frühjahr 2021 schon jetzt alternativlos ist.Der BFV geht nach wie vor davon aus, dass die Saison sportlich zu Ende geführt werden kann. Priorität, und das betonen die Verbandsfunktionäre bei jeder Gelegenheit, hat der Abschluss der Punktrunde. In dieser Hinsicht befindet sich Bayern in der (noch) im Vergleich zu anderen Landesverbänden komfortablen Situation, nicht mehr allzu viele Spieltage unterbringen zu müssen. Doch allzu lange bleibt für einen Re-Start auch keine Zeit mehr, um die Saison bis zum 30. Juni beendet zu haben.Am Beispiel der beiden schwäbischen Bezirksliga-Staffeln lässt sich in etwa ausrechnen, bis wann es spätestens wieder losgehen muss. Im Norden und Süden stehen jeweils noch fünf reguläre Runden auf dem Programm, hinzu kämen noch eine Reihe von Nachholspielen sowie nach Beendigung der Meisterschaftspartien auch noch die Relegation. Wenn man von einem Spielbetrieb bis längstens letztes Juni-Wochenende ausgeht, dann müsste am zweiten oder aller spätestens am dritten Mai-Wochenende die Punktrunde fortgesetzt werden. Spätestens am 30. Juni muss die aktuell unterbrochene Spielzeit beendet sein