Dass der Ex-Profi zur TSV-AH kommt, hatte sich schnell herumgesprochen. Das zeigte sich schon vor dem Spiel an den vielen Autogrammjägern. Die AH mit Augenthaler in der Abwehr verlor mit 1:2 gegen die „Erste”. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen, beide Teams gingen hochmotiviert zur Sache und Augenthaler ließ mehrmals aufblitzen, dass er sein Handwerk, das er zunächst beim FC Vilshofen erlernte, nicht verlernt hat. Viele fragten sich, wie es überhaupt möglich war, den Fußball-Weltmeister von 1990 für ein Gastspiel in Hilgertshausen zu gewinnen. Doch schnell ließ sich dieses Rätsel lösen: Der Hilgertshausener AH-Kicker Martin Zeindl hat ein freundschaftliches Verhältnis zum langjährigen Bayern-Star. Gemeinsam haben sich Augenthaler und Zeindl für die Leukämiehilfe Ostbayern engagiert und bereits hohe Spendengelder zur Hilfe für erkrankte Kinder gesammelt. Als der 64-jährige Augenthaler dann über sein Leben erzählte wurde es mucksmäuschenstill im Vereinsheim. Der Niederbayer verriet nämlich Vieles, das er in den 551 Pflichtspielen für den FC Bayern München erlebt hat, aber der Öffentlichkeit nicht bekannt war. Da war von Schwabinger Nächten zu hören, die so gar nicht zu einem Profifußballer passen. Augenthaler, der nun am Ammersee lebt, gab aber auch zu verstehen, dass er schnell seinen Lebensstil ändern musste.Er macht jedoch keinen Hehl daraus, heute noch kein Verächter von Weißbier zu sein. In der Jugend habe er noch als Stürmer gespielt, aber beim FC Bayern, mit dem er siebenmal Deutscher Meister wurde, hat er auch als klassischer Libero eine gute Figur gemacht. Schon mit 17 ist er nach München gekommen, sein fußballerisches Idol war damals Sigi Held. „Unvergesslich ist für mich die Meisterschaft von 1986, denn da sind wir erst am letzten Spieltag Erster geworden”, erinnert sich Augenthaler, der als Nationalspieler nur 27 Partien für Deutschland bestritten hat. Den perfektesten Spieler, den er weltweit erlebt habe, sei Diego Maradona gewesen. „Aber im Spiel habe ich ihn schon ein paarmal rasiert”, merkt er an. Einen Ausgleich zur Emotionalität auf dem Spielfeld fand er an der Angel. Der passionierte Fischer gestand, einmal einen Zander im Mannschaftsbus vergessen zu haben, der erst bemerkt wurde, als der schon zu stinken begann. Mit den Worten „ich wollte eigentlich nie Trainer werden” leitete er seine Geschichten aus seiner Trainerzeit ein. Seit 2017 wirkt er beim FC Bayern als Coach für ein internationales Nachwuchsprogramm, zuvor war er unter anderem bei Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg (unvergessen seine legendäre 40-Sekunden-Pressekonferenz) oder beim Grazer AK tätig. Als aktiver Spieler habe er hingegen nie mit dem Sprung ins Ausland geliebäugelt: „Ich hab' immer nur rot-weiß gedacht”, sagte er. Dennoch nahm er gerne aus der Hand von TSV-Vorsitzendem Hans Pröbstl den Wimpel der Grün-Weißen aus Hilgertshausen entgegen. Pröbstl sind allerdings auch die rot-weißen Farben nicht fremd, ist er schließlich gleichzeitig Chef des FC-Bayern-Fanclubs Bayerntreue Gerolsbach. Wie Augenthaler ist auch er davon überzeugt, dass der FC Bayern in dieser Saison wieder Meister wird. Was Augenthaler aber leicht bemängelte, ist die Nachwuchsarbeit beim Rekordmeister. Den aufmerksamen Zuhörern versicherte er, dass er trotz seines Gastauftritts im Eberhofer-Krimi Leberkäsjunkie (als Trainer des hoffnungsvollen Spielers Buengo beim FC Rot-Weiß Niederkaltenkirchen) keine Schauspieler-Karriere mehr anstrebe. Nachdem Martin Zeindl das Interview mit Augenthaler beendet hatte, dankte man dem beliebten ehemaligem Fußball-Profi mit donnerndem Beifall.