Die Ausgangslage: Die letzte Minute Kreisligafußball für mehr als zehn Monate schrieb im November 2019 noch eine dramatische Pointe. Dass die Spielzeit der Augsburger Oststaffel erst im September 2020 fortgesetzt werden würde, konnte damals freilich keiner der 250 Zuseher des Spitzenspiels zwischen Aichach und Pöttmes ahnen. Vielleicht hätten sie die Dramatik der Partie, die für lange Zeit das letzte Pflichtspiel der beiden Liga-Schwergewichte sein sollte, noch etwas mehr gewürdigt. Markus Winkler, Spielertrainer des BCA, glich in letzter Sekunde zum 1:1 aus. Gewiss, die Gäste hätten lieber einen schnöden 1:0-Sieg in die Winterpause mitgenommen, die im März Corona-bedingt ausgedehnt wurde. Statt auf einen Punkt an den Primus heranzukommen, blieb es bei vier Punkten, die zwischen Aichach und dem TSV lagen. Auf den Dritten, den SC Griesbeckerzell, waren es sogar acht. „Vier Punkte sind in einer ausgeglichenen Liga wie unserer aber kein besonders weiches Polster”, stellt Brunner fest. Die Re-Start-Bilanz: Brunners Satz dient gleichermaßen als Erklärung wie als Kampfansage. Denn mittlerweile ist es Pöttmes, das vier Zähler vorne liegt. Dass dem so ist, liegt laut Aichachs Sportlichem Leiter daran, dass das Punkte-Kissen sich für manch einen BCA-Spieler wohl verhängnisvoll kuschelig anfühlte. „Vielleicht hat der eine oder andere gedacht, wir wären zehn Spiele vor dem Saisonende so gut wie durch”, mutmaßt Brunner. „Möglicherweise war aber auch der Erwartungsdruck, gerade für unsere jungen Spieler, zu groß.” Die lange Pause und die vielen Vorbereitungsspiele hätten zudem einige Spieler ihre gute Form gekostet. „Als es dann endlich losging haben wir nicht in den Wettkampf-Rhythmus gefunden”, sagt Brunner. Dazu trugen, ergänzt er, die Corona-bedingten Unsicherheiten bei. „Es war teils chaotisch und hatte mit Fußball nichts mehr zu tun”, stellt der Sportliche Leiter fest. Noch immer ärgert ihn, dass der BCA hörbar kritisiert wurde, weil er das Gastspiel beim SC Griesbeckerzell wegen eines Covid 19-Verdachtsfalls abgesagt hatte. „Mich stört einerseits, dass man öffentlich Vereine in die Pfanne haut. Die Corona-Pandemie ist einfach eine Scheißsituation für uns alle”, verleiht er seiner Wut ein Ventil: „Zumal uns vorgehalten wird, dass wir wegen ,der vielen Verletzten' abgesagt haben. Es haben aber nur zwei Stammspieler gefehlt”, entgegnet Brunner, der die zum Re-Start noch etwas größeren Personalsorgen nicht als Grund dafür sieht, dass letztlich ein Punkt aus drei Partien - Burgheim sagte sein Gastspiel in Aichach ebenfalls aus Corona-Gründen ab - heraussprang. „Unser Kader ist groß genug, um Ausfälle aufzufangen”, findet er. Ihm stößt auf, dass die Mannschaft nach dem ordentlichen Auftakt, ein 2:2 in Untermaxfeld, beim 1:6 gegen den BC Rinnenthal „kein Land gesehen” und sich regelrecht „blamiert” habe. Noch mehr schimpft er allerdings über „das völlig unnötige” 2:3 in Thierhaupten, dessen Zustandekommen intern äußerst kritisch aufgearbeitet worden sei, schließlich habe man bis zur Pause alles im Griff gehabt. Die Aussichten: Noch ist alles drin, da ist sich Brunner sicher. Vier Punkte sind nun einmal kein sonderlich weiches Polster. Zumal nach der nun abermals langen Pause im Frühjahr in der enorm ausgeglichenen Liga gewiss wieder andere Vorzeichen gelten. Der BCA-Fußballchef traut auch Rinnenthal oder dem SSV Alsmoos-Petersdorf zu, noch in den Aufstiegskampf einzugreifen. Ziel bleibt weiterhin die Bezirksliga, auch wenn von einem Ad-hoc-Aufstieg nicht Wohl und Wehe des Klubs abhängen. Brunner verweist auf die Renaissance der Nachwuchsteams unter Leitung von Markus Kastner und Tobias Kratzenberger oder darauf, dass die Kreisliga-Équipe aus „Spielern mit Charakter” besteht, die des Spaßes und der Freundschaft, nicht des Geldes wegen für Aichach kicken. „Es geht bergauf mit dem BCA”, fasst er zusammen. „Ganz unabhängig davon, ob wir diese Saison aufsteigen.” Das Personal: Den Kader findet Brunner schlicht „super” und „absolut bezirksligatauglich” - mit einer Einschränkung: „Wenn alle fit sind.” Mit den beiden Spielertrainern Winkler und Sebastian Böhm wurde frühzeitig verlängert und auch die Mannschaft habe geschlossen für die kommende Spielzeit zugesagt. Zahlreiche talentierte A-Junioren stoßen zusätzlich im Sommer 2021 ins Aufgebot. Deshalb ist für die Winterpause nichts geplant. „Potenzielle Neuzugänge müssten echte Granaten sein, um unsere starke Mannschaft zu verstärken”, sagt Brunner, der anmerkt: „Aber für die muss man tief in den Geldbeutel greifen. Denn mittlerweile werden selbst für Mittelklasse-Spieler irre Ablösesummen aufgerufen.” Der Ligapokal: Pokal streichen, Punktrunde durchbringen, lautet Brunners klare Meinung zum Lückenfüller-Wettbewerb, den er prinzipiell für „eine gute Idee” hält. „Aber wer weiß”, gibt er zu bedenken, „was im März ist - Pandemie und Wetter sind unberechenbar”. Das Turnier in einer eingedämpften Form durchzudrücken und trotzdem Aufstiegsplätze auszuspielen, bezeichnet er schlicht als „Wettbewerbsverzerrung”.