„Es ist gut gemeint”, kommentiert etwa Martin Brunner. Der Spartenchef des BC Aichach kündigt gleichzeitig an, dass die Plätze des Kreisligisten weiterhin geschlossen bleiben. Allein schon wegen des Zeitfensters. „Wir haben bis September Zeit. Vier Wochen Vorbereitung werden reichen.” Fünfergruppen fast drei Monate vor dem Neustart unter hohem Aufwand Übungseinheiten zu ermöglichen, sei daher nicht zweckmäßig. Zumal trotz aller Auflagen, Regeln und Vorschriften und der zweieinhalb Din-A 4-Seiten, auf denen der Verband Tipps gibt, diese umzusetzen, eine Frage bleibt: Wer haftet, wenn sich ein Fußballer mit Corona infiziert? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand dieser Verantwortung aussetzt”, sagt Brunner. Deshalb versieht er auch Jugendtraining mit dem Attribut „undenkbar”. Und trifft damit die Meinung von Markus Berchtenbreiter. Der Abteilungsleiter des FC Affing sieht die Trainingsfreigabe äußerst kritisch und wenig durchdacht: „Vielleicht wollte man jetzt, da die Bundesliga wieder spielt, dem Amateurfußball auch einen Brocken hinschmeißen”, kommentiert er und findet: „Wenn es nicht geht, dann geht's halt nicht.” Auch Berchtenbreiter argumentiert mit Unklarheiten in Sachen Haftung. Der Verband jedenfalls schiebe die Verantwortung von sich weg - an Vereine und Kommunen. Zudem fragt der FCA-Spartenchef, wie ein Amateurverein mit zwei berufstätigen Trainern wöchentlich mit mehreren Übungsgruppen auf dem Platz stehen soll. Nur ein Beispiel von vielen, die er für die, aus seiner Sicht, Unsinnigkeit von Einheiten während der Corona-Krise und drei Monate vor dem geplanten Re-Start ins Feld führt. Auch verweist er auf einen der Hygiene-Tipps des Verbands: „Torwarthandschuhe sind während des Trainings wiederholt zu desinfizieren”, zitiert Berchtenbreiter und bilanziert: „Wie stellt sich der Verband das vor?” Auch der VfL Ecknach wird so bald nicht auf den Platz zurückkehren. „Wir, Vorstand und Trainer, haben uns das Schreiben vom Verband durchgelesen uns kurz damit beschäftigt und sind unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht trainieren”, sagt Jochen Selig. Auch der Abteilungsleiter des VfL hinterfragt den Zweck von Einheiten im Mai, „wenn ich erst im September wieder spiele”. Die Lockerung helfe aber möglicherweise Regional- oder Bayernligisten, mutmaßt er. Doch auch beim FC Pipinsried stürmen die Spieler nicht umgehend wieder auf den Übungsplatz. „Wir hätten unabhängig von der Mitteilung des BFV Ende Mai wieder freiwilliges Training angeboten”, sagt Fabian Hürzeler, Spielertrainer des Bayernliga-Tabellenführers. Rund sechs Wochen Vorbereitung, rechnet Hürzeler, genügen für den geplanten Neustart im September. „Die nächsten zwei, drei Wochen wird bei uns also nichts passieren.” Wie Trainingsformen mit Kontaktbeschränkung aussehen können, damit habe sich der 27-Jährige noch nicht befasst. „Man muss kreativ sein. Es gibt jedoch sicherlich genug Übungsformen ohne Körperkontakt”, sagt er. Wobei Hürzeler es durchaus „merkwürdig” findet, „dass die Bundesliga Fußball mit Körperkontakt spielen darf, die Amateure aber nicht”. Wenn er deshalb auch nicht in Begeisterung verfällt, freue er sich ja schon darauf, wieder zu trainieren: „Hauptsache, man kann wieder auf den Platz.”