Dass sich nun eine Zwei-Drittel-Mehrheit der bayerischen Fußballvereine dafür ausgesprochen hat, die derzeit wegen Corona ruhende Spielzeit frühestens im September wieder aufzunehmen, findet Keller entsprechend nicht erfreulich. Vor allem, weil er die Grundlage des Votums, das der Verband am Wochenende durchführen ließ, „unvollständig” findet. Es wurde nur um Zustimmung oder Ablehnung zu einem einzigen Vorschlag gebeten”, sagt der DJK-Vorsitzende, der moniert: „Es gab keine Alternative zum Vorschlag, die Saison zu Ende zu spielen.” Dass der BFV die Vereine überhaupt abstimmen lässt, lobt Keller ausdrücklich. Allerdings hätten er und seine Vorstandskollegen vermisst, dass der Verband eine konkrete Variante B präsentiert. „Heißt mit ,Nein' zu stimmen gleichzeitig pro Saisonabbruch zu sein oder arbeitet der Verband dann eine andere Lösung aus?”, fragt er und schlussfolgert: „Mit der Angst, bei Ablehnung einen unbekannten Ausgang zu beeinflussen, haben viele Vereine für den BFV-Vorschlag gestimmt.” Dass der Verband ankündigte, im Falle eines Votums gegen seinen Vorschlag einen außerordentlichen Verbandstag abzuhalten, sei für ihn zu schwammig. „Für was würden Sie stimmen, wenn es heißt: Links wissen wir, wo es lang geht, rechts gehen wir ins Ungewisse?”, fasst er zusammen. „Darüber haben wir uns im Verein sehr geärgert und deshalb gegen den Vorschlag gestimmt.” Keller selbst hätte sich eine Lösung wie die des Bayerischen Volleyballverbands gewünscht: Nur Mannschaften, die sich nach dem aktuellen Tabellenstand sportlich nicht mehr hätten retten können, steigen ab. Alle Teams, die theoretisch hätten aufsteigen können, dürfen in die nächsthöhere Liga. Klar hat sich der BFV auch mit einer solchen Möglichkeit beschäftigt, heißt es seitens des Verbands. „Allerdings hätten wir dann in der kommenden Saison völlig überfüllte Staffeln gehabt. Und dann hagelt es Kritik, weil sechs Mannschaften absteigen müssen”, argumentiert man gegen die Volleyball-Variante. Aus Sicht des BFV sei zudem klar kommuniziert worden: Wer mit „Nein” stimmt, ist für Abbruch oder Annullierung, betont der Verband und erklärt, warum man bei der Meinungsabfrage darauf verzichtete, mehrere Lösungen zur Wahl zu stellen mit dem Beispiel Brandenburg. Dort konnten sich die Vereine zwischen fünf Möglichkeiten entscheiden, die schließlich alle Zustimmungswerte um die 20 Prozent erhielten. Der BFV habe sich daher bewusst dazu entschlossen, „eine Entscheidung zu treffen, die zeitnah ist, den Vereinen Planungssicherheit gibt und es ermöglicht, sportliche Entscheidungen herbeizuführen”, führt der Verband aus. Vorwürfe, der BFV habe in den sogenannten Webinaren das Votum zugunsten seines Vorschlags beeinflusst, nimmt der Verband an: „Der Vorstand ist nun einmal überzeugt davon, dass dies der Weg mit den wenigsten Widrigkeiten ist.” Zumal die Verbands-Funktionäre ohnehin erst heute Abend über das weitere Vorgehen entscheiden. Dass es daran Kritik gibt, „gehöre eben zu einer Demokratie dazu und ist auch in Ordnung, so lange sie sachlich bleibt”, heißt es vom BFV außerdem.