„Aindling klopfte an die Tür zur Bayernliga, aber der TSV Eching stieß sie mit dem 2:0 auf”, titelte am Tag danach die Aichacher Zeitung. Nach torloser erster Hälfte ging Eching in der 61. Minute in Führung - und das auch noch in Unterzahl. Ja, damals gab es noch die zehnminütigen Zeitstrafen. „Ein saublödes Tor, es war ein halbes Eigentor”, ärgert sich der Aindlinger Torhüter Klaus Wünsch noch heute. Günter Seelos hatte den Schuss von Echings Sturm-Ass Wolfgang Leitl unglücklich abgefälscht. Acht Minuten vor Schluss machte Wolfgangs Bruder Reiner, der später für 1860 München und für die SpVgg Unterhaching in der 2. Bundesliga spielte, mit dem 2:0 den Meistertitel für Eching perfekt. Das 1:0 sei aber, so Wünsch, der Dosenöffner für die Echinger gewesen. „Wir sind dann nicht mehr so richtig hingekommen, wir waren aber in diesem Spiel auch nicht so locker wie sonst”, erzählt der heute 62-jährige Schlussmann, der nach verschiedenen Trainerstationen (u.a. Dasing, Ecknach, Mühlhausen, Aindling, Affing) seit eineinhalb Jahren Sportlicher Leiter beim FC Stätzling ist. Auch für Gaßmair haben die Echinger dieses Entscheidungsspiel verdient gewonnen: „Sie waren einfach die technisch bessere Mannschaft.” Das Team aus der nördlichen Peripherie Münchens hatte mit Reiner Leitl, Spielertrainer Toni Plattner, der Onkel der Leitl-Brüder, sowie Kapitän Hans Mühlbauer wahre Edeltechniker in seinen Reihen. Dem hielten die Aindlinger Kampfgeist und Willen entgegen, Attribute, die auch in den folgenden Jahren die weiteren TSV-Mannschaften verinnerlicht hatten. „Wir waren eine verschworene Gemeinschaft, hatten eine mannschaftliche Geschlossenheit, die es heute nur noch selten gibt”, sagt Wünsch. Nach Heimsiegen wurde nicht selten bis tief in die Nacht hinein im proppevollen Sportheim gefeiert. Zu Beginn der 1980er-Jahre prägten Spieler wie Jackl Grammer, Günter Seelos, Peter Linzenkirchner, Gaßmair und Wünsch die erste erfolgreiche Ära in der Vereinsgeschichte des TSV Aindling. An selber Stätte, im Aichacher Landkreisstadion, waren die Lechrainer ein Jahr zuvor nach einem 1:0-Sieg nach Verlängerung gegen die DJK Langenmosen Meister der Bezirksliga Nord geworden und erstmals in ihrer Historie in die Landesliga Süd aufgestiegen. Die Saison 1982/83 wurde die wohl erfolgreichste überhaupt. Im Januar 1983 wurde Aindling schwäbischer Hallenmeister, ein paar Wochen später, nach einem 4:2-Sieg über 1860 München, auch noch erster bayerischer Sieger auf dem Parkett. Nur der vierte Titel innerhalb von zwölf Monaten war der Mannschaft des erst vor wenigen Wochen verstorbenen Trainers Hermann Zitzenzier nicht vergönnt. Der Aufstieg in die Landesliga löste rund um die Rot-Weißen eine wahnsinnige Euphorie aus, selbst das Training verfolgten fortan zahlreiche Kiebitze. „Das vergisst man bis heute nicht”, schwärmt Wünsch noch immer von der Atmosphäre bei und auch nach den Heimspielen. Da gab es noch nicht das schmucke Stadion oder das neue Sportheim, und der Weg hinauf zum Schüsselhauser Kreuz war auch noch nicht geteert, sondern eine staubige Schotterpiste. Aber der kleine, enge Platz war ideal, um das druckvolle Aindlinger Spiel aufzuziehen. Und wenn die Mannschaft einmal in Rückstand lag, rannte der TSV mit seinen zahlreichen Zuschauern im Rücken die Gegner förmlich nieder. „Vor allem, wenn wir auf unser Haustor am alten Sportheim spielten, ging die Post ab”, erinnert sich Gaßmair. „Es war irre, wie uns die Fans nach vorne gepeitscht und uns angefeuert haben”, ergänzt Wünsch. Kein Wunder, dass die Aindlinger in ihrer ersten Landesligasaison kein einziges Heimspiel verloren (15 Siege, drei Unentschieden). Und dabei spielten sie in dieser Runde praktisch ohne Mittelstürmer. Auf den Flügeln wirbelten Heini Knauer, Vater des heutigen TSV-Angreifers Simon, sowie der aktuelle Fußballchef Josef Kigle. Das Prunkstück war die Mittelfeldachse mit „Zauberer” Seelos - diesen Beinamen bekam er nach seinen technischen Kabinettstücken in der Halle verliehen - Gaßmair und Linzenkirchner. Die zwei Letzteren waren in dieser Spielzeit auch die erfolgreichsten Torschützen, Linzenkirchner traf 15 Mal, Gaßmair zusammen mit Knauer jeweils zwölf Mal. Der gebürtige Aichacher Gaßmair hat inzwischen mit dem Fußball abgeschlossen. Der 64-jährige pensionierte Polizeibeamte widmet sich seit einigen Jahren dem Stockschießen, erst beim BC Aichach und seit einigen Jahren nun beim TSV Kühbach. Aus dem Aufstieg und Durchmarsch in die „Super-Bayernliga”, wie damals das bayerische Oberhaus genannt wurde - dort spielten die „Löwen”, der gerade aus der 2. Liga abgestiegene FCA oder die Traditionsklubs Wacker München und SpVgg Bayreuth - wurde nichts. Drei Tage nach der Niederlage gegen Eching verloren die Aindlinger gleich das erste Relegationsspiel gegen Heidingsfeld in der Verlängerung 1:2. 13 Jahre später wurde die Bayernliga, inzwischen viertklassig, dann aber doch noch am Lechrain Wirklichkeit. Die sportlichen Erben von Gaßmair, Wünsch & Co. schafften mit einem 4:0 über Schwabach den Sprung in die höchste Spielklasse des Freistaats. Rekordkulisse beschert eine Bruttoeinnahme von 32 000 D-Mark