Mittlerweile ist die Anzahl von Behrs Telefonaten wieder auf Normalniveau angekommen, was daran liegt, dass der Bayerische Fußballverband seine etwas optimistisch anmutende Einschätzung, der Ball werde bis zum 23. März ruhen, vergangenen Freitag deutlich korrigiert hat: Die Zwangspause dauert nun voraussichtlich bis 19. April, ihr Ende soll mindestens 14 Tage vorher angekündigt werden. Für Behr ist auch dieser Termin schwer vorstellbar. „Die 3. Liga macht bis 30. April dicht. Ich sehe nicht, wie wir dann vorher spielen sollen”, sagt er. Seine, das betont er explizit, „ganz persönliche Meinung”, lautet: „Ich denke, dass diese Saison gar nicht mehr weitergeht.” Er könne sich bei einem Abbruch, fügt er hinzu, „nicht vorstellen, dass irgendwer auf- oder absteigt”. Das sei seine persönliche Einschätzung, wiederholt er, keine Tendenz, geschweige denn eine Entscheidung des Verbands. Selbst, wenn ab dem 23. April wieder gekickt werden sollte, sieht Behr Probleme, weil der Zeitdruck immer massiver wird. Fünf Nachholspieltage müssten schon jetzt in ein ohnehin engmaschiges Termin-Netz eingefädelt werden. Behr warnt davor, auf englische Wochen zu setzen. „Wenn ich das nur mit Spielen unter der Woche auffangen will, dann steigen mir die unterklassigen Vereine aufs Dach: Wie sollen das unsere Spieler schaffen, die werktags arbeiten müssen?” Klar ist auch: Bis 30. Juni muss die Spielzeit beendet sein, weil die Verträge zahlreicher Fußballer und Übungsleiter nur bis zu diesem Datum gelten. Behrs Kollege auf Bezirksebene, Rainer Zeiser, hofft deshalb, dass die Saison - so sie denn ab dem 23. April fortgesetzt wird, um vier Wochen verlängert wird. Die Runde 2020/21 solle dafür einen Monat später starten. „Das wäre mir am liebsten.” Allerdings ist auch ihm bewusst, dass das reines Wunschdenken ist. Zu dynamisch entwickelten sich das Virus und die mit ihm verbundene Krise. Er befinde sich in regem Austausch mit den anderen Spielleitern auf Kreis, Bezirks- und Landesebene. „Wir gehen alle Szenarien durch - Saison einfrieren oder verlängern, wenn möglich, dann wie lange?”, zählt er auf. Auch die Modalitäten von Auf- und Abstieg im Falle des Einfrierens denken die Spielleiter durch. Zeiser weiß, wie heikel das Thema ist. Zu welcher Entscheidung der Verband letztlich auch kommt, er rechnet fest damit, dass es Enttäuschte geben wird, und wirbt bereits jetzt um Verständnis. „Wir wollen keinem etwas Böses. Es kann ja auch niemand etwas für die aktuelle Lage”, sagt er und fügt hinzu: „Es ist eine nie da gewesene Situation. Wir haben keinen Präzedenzfall.” Auch der Spartenchef des VfL Ecknach, Jochen Selig, befürchtet, dass es im Falle eines Saisonabbruchs „Verlierer geben wird”. Selig stellt zudem einen Aspekt in den Raum, der auch Behr und Zeiser bewusst ist: Das Reglement sieht vor, dass Spieler, die binnen eines halben Jahres kein Pflichtspiel absolviert haben, als inaktiv gelten und ablösefrei den Verein wechseln dürften. Würde die Runde nicht fortgesetzt, lägen die letzten Ligapartien der unterklassigen Klubs bereits Ende Mai sechs Monate zurück. All das sind Details, mit denen sich Verband und Spielleiter nun befassen müssen, die geregelt und reguliert werden wollen. „Es ist Wahnsinn, was das für einen Rattenschwanz nach sich zieht”, sagt Behr. Einig sind sich wohl alle in dem Punkt, „dass wir die Saison sportlich zu Ende bringen wollen”, betont Zeiser. Beeinflussen könne man das Virus, dessen Ausbreitung und Auswirkungen ohnehin nicht, resümiert er: „Uns bleibt nur, abzuwarten.” Dass einigen das schwerfällt, beweist einer der zahllosen Anrufe, die Behr erreichten: „Ein Vereinsvertreter rief an und fragte, ob er am Sonntag ein Testspiel austragen kann. Das sei ja kein offizielles Spiel”, erzählt er und ergänzt: „Da musst du dir echt an den Kopf fassen.”