Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.04.2018 12:00

Eine Familie, vier Torhüter

Vier Spiele, vier Siege:   Christoph Hartmanns Bilanz als Keeper in der Bayernliga ist makellos. Aber heute bei den jungen „Löwen” wird's schwer.	Foto: Jung (Foto: Jung)
Vier Spiele, vier Siege: Christoph Hartmanns Bilanz als Keeper in der Bayernliga ist makellos. Aber heute bei den jungen „Löwen” wird's schwer. Foto: Jung (Foto: Jung)
Vier Spiele, vier Siege: Christoph Hartmanns Bilanz als Keeper in der Bayernliga ist makellos. Aber heute bei den jungen „Löwen” wird's schwer. Foto: Jung (Foto: Jung)
Vier Spiele, vier Siege: Christoph Hartmanns Bilanz als Keeper in der Bayernliga ist makellos. Aber heute bei den jungen „Löwen” wird's schwer. Foto: Jung (Foto: Jung)
Vier Spiele, vier Siege: Christoph Hartmanns Bilanz als Keeper in der Bayernliga ist makellos. Aber heute bei den jungen „Löwen” wird's schwer. Foto: Jung (Foto: Jung)

Die drei Söhne haben das Torhüter-Gen vom Vater. Der 49-Jährige stand ehedem beim TSV Inchenhofen zwischen den Pfosten. Seinem Heimatverein, der es damals bis in die Bezirksliga schaffte, ist er immer treu geblieben, obwohl er in Robert Müller auf dieser Position einen unerbittlichen Rivalen hatte und auch Angebote von anderen Vereinen. Mit 33 war dann Schluss, die Kreuzbänder in beiden Knien waren gerissen. „Wir sind schon eine fußballverrückte Familie”, sagt Richard Hartmann. Auch seine Gattin sei früher dem Ball nachgejagt.

Christoph, der Älteste, ist jetzt in der zweiten Saison beim TSV Rain. Bis vor ein paar Wochen wechselte er sich mit Stefan Besel als Torhüter der „Zweiten” in der Bezirksliga und auf der Bank der „Ersten” ab. Kevin Maschke war als Torhüter in der Bayernliga gesetzt. Aber dann brach sich Maschke am 31. März in Neumarkt einen Mittelhandknochen. Das Pech von Maschke, der seither mit einer geschienten rechten Hand herumläuft, war Christoph Hartmanns Glück - „das Glück des Tüchtigen”, auf diesen Zusatz legt der trainingsfleißige Novize Wert. Gleich auf der Heimfahrt aus Neumarkt, wo Maschke trotz der Fraktur bis zum Schluss weitergespielt hatte, ließ Trainer Karl Schreitmüller Christoph Hartmann im Bus wissen, dass er in den nächsten Bayernligaspielen auf ihn bauen werde. „Es war schon ein schönes Gefühl, endlich einmal spielen zu dürfen”, fand der Jungspund.

Christoph Hartmann hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt; seine Bilanz in der Fünftklassigkeit ist bis dato makellos: vier Spiele, vier Siege. Ganze zwei Tore hat er kassiert. Dass er bei seinem Debüt gegen Landsberg (5:1) gleich in den ersten Minuten einen Hochkaräter exzellent zunichte machte, hat ihm viel Selbstvertrauen gegeben. „Christoph genießt das Vertrauen aller, er hat bisher tadellos gehalten”, sagt Teammanager Michael Ruisinger. „Ich hatte überhaupt keine Bauchschmerzen, ihn ins Tor zu stellen, er ist voll akzeptiert”, bekundet Trainer Schreitmüller. Den „riesigen Schritt nach vorne” habe der begabte Ballfänger in der Vorbereitung zur Frühjahrsrunde gemacht, in der sein Konkurrent Stefan Besel nur sporadisch da war. „Christoph hat sich im Eins-gegen-eins und bei hohen Bällen entscheidend gesteigert, außerdem spielt er inzwischen viel besser mit”, erklärt Schreitmüller. Das sei wesentlich auf die hervorragende Arbeit seines Torwartrainers Georg Grammer zurückzuführen.

Bis zum jüngeren D-Jugend-Jahrgang spielte Christoph Hartmann, der mit seinen 1,83 Metern nicht eben zu den Hünen seiner Zunft gehört, in Leahad, ehe er zum FC Stätzling wechselte, der im Landkreis längst als bester Ausbildungsverein firmiert. Bald wurden Verbandstrainer auf ihn aufmerksam, die seine Ausbildung im Nachwuchsleistungszentrum in Augsburg forcierten. Dieter Gaugenrieder sei dort sein sportlicher Ziehvater gewesen, sagt Richard Hartmann. Noch heute hole sich sein Filius bei Gaugenrieder Rat. Christoph Hartmann stieg als Nachwuchskeeper bis in die Bayern-Auswahl auf.

Aber nach der U 19 musste sich der gelernte Kaufmann im Groß- und Außenhandel, der in Ingolstadt arbeitet, neu orientieren. Denn in Stätzling, das war klar, würde er kaum an der Nummer eins Julian Baumann vorbeikommen. Da traf es sich gut, dass der TSV Rain für die Saison 2016/17 nach einem jungen Tormann Ausschau hielt. Tobias Luderschmid, damals Trainer in Rain, kam Christoph Hartmann in den Sinn, den er aus seiner Zeit im Nachwuchsleistungszentrum des FCA kannte.

In Rain habe er sich bei Kevin Maschke in den knapp zwei Jahren „viel abschauen können”, sagt Christoph Hartmann, der sich als „offensiver und gerne mitspielender Torwart” beschreibt. Was die Strafraumbeherrschung angehe, habe er noch Nachholbedarf, räumt er ein.

Mit der Nominierung für die Rainer „Erste” ist Christoph Hartmann auf der Karriereleiter jetzt in eine neue Dimension vorgestoßen. „In der Bayernliga bist du ganz anders gefordert als in der Bezirksliga, da ist viel mehr Tempo drin, du musst jede Sekunde hellwach sein”, betont der Leahader.

In der Familie seien alle sehr stolz auf den Buben, sagt der Vater; vor allem Opa Hans, der sich kein Spiel entgehen lässt. Richard Hartmann, ein von Grund auf bescheidener Mensch, bemüht sich aber, den Ball flach zu halten. „Sicher hat Christoph Talent und zurzeit einen Lauf. Aber je mehr einer hochgejubelt wird, umso tiefer kann er fallen.”

Heute Abend muss sich Christoph Hartmann in München auf dem Trainingsgelände der Sechziger gegen deren U 23 bewähren (siehe links unten). Nach fünf Siegen hintereinander sind die Rot-Weißen auf dem besten Weg zu den Aufstiegsspielen. „Wir können uns nur noch selbst schlagen”, meint Schreitmüller.

Wann Kevin Maschke zurückkehrt, ist ungewiss. Vielleicht überhaupt nicht mehr in dieser Saison. Dann dürfte Christoph Hartmann auch in der Ausscheidung ran. „Relegation gegen Pipinsried, das wäre das Höchste”, blickt er voraus auf Mitte Mai. Obwohl, schränkt er ein, eigentlich wäre es ihm viel lieber, in der nächsten Spielzeit in der Regionalliga auf Pipinsried zu treffen. „Es war ein schönes Gefühl, endlich einmal spielen zu dürfen”


Von Heribert Oberhauser
north