Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.06.2021 18:05

Als Lorant, Rangnick und Nüssing anklopfen

Elf Jahre   beackerte Thomas Maier beim TSV Aindling die rechte Außenbahn. In seinen beiden letzten Spielzeiten am Lechrain war er Kapitän des Bayernligisten.	Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Elf Jahre beackerte Thomas Maier beim TSV Aindling die rechte Außenbahn. In seinen beiden letzten Spielzeiten am Lechrain war er Kapitän des Bayernligisten. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Elf Jahre beackerte Thomas Maier beim TSV Aindling die rechte Außenbahn. In seinen beiden letzten Spielzeiten am Lechrain war er Kapitän des Bayernligisten. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Elf Jahre beackerte Thomas Maier beim TSV Aindling die rechte Außenbahn. In seinen beiden letzten Spielzeiten am Lechrain war er Kapitän des Bayernligisten. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)
Elf Jahre beackerte Thomas Maier beim TSV Aindling die rechte Außenbahn. In seinen beiden letzten Spielzeiten am Lechrain war er Kapitän des Bayernligisten. Foto: Dirk Meier (Foto: Dirk Meier)

Maiers Fußball-Geschichte begann eigentlich unspektakulär, als Fünfjähriger trat er dem TSV Göggingen bei. Vater Wilhelm hatte den Filius angemeldet, der Kontakt war über einen Nachbarn zustande gekommen, von dessen Sohn Maier seine ersten Fußballschuhe bekam. Seine Position war zunächst der Angriff. Als er sich dann aber als 14-Jähriger ungewöhnlich früh im Alter das Kreuzband im rechten Knie riss, musste er erst einmal pausieren. Als er Ende 1988 wieder fit war, wurde Maier ins Tor beordert. „Das hat eigentlich ganz gut geklappt, aber ich wollte nach dem Ende der B-Jugend gerne wieder im Feld spielen. Diesem Wunsch hat man im Verein nicht entsprochen und daher bin ich weggegangen, habe mich der TSG Augsburg angeschlossen. Die U 19 spielte damals in der Bayernliga”, blickt Maier zurück.

1992 wechselte Maier in den Herrenbereich, spielte bei der damals noch in der Bezirksoberliga spielenden TSG Augsburg zwei Saisonen als Innenverteidiger einen starken Part. Inzwischen ist Maier in das Blickfeld anderer Vereine gerückt. Der FC Gundelfingen, damals Bayernligist, hatte angeklopft. „Eigentlich waren wir uns schon einig”, erinnert sich der Abwehrmann. Doch noch vor der Vertragsunterzeichnung meldete sich der damalige Aindlinger Coach Günter Bayer. „Ich wurde zum Pokalspiel Aindling gegen Schwaben Augsburg eingeladen. Da war die Hölle los und zwischenzeitlich fiel auch mal das Flutlicht aus. Da war so viel los, das hat mir imponiert und ich habe zu mir gesagt: ',Da muss ich unbedingt hin'”, erzählt er weiter. Ein paar Tage später traf sich Maier in einer Pizzeria mit dem damaligen TSV-Manager Manfred Schön - der Wechsel an den Lechrain damit beschlossene Sache. „Als ich kurz darauf nach Aindling kam, um meinen Passantrag zu unterschreiben, gab es die erste Überraschung: Der damalige erste Vorsitzende Horst Geier, der eben noch den Platz gemäht hatte, tauchte im Blaumann mit Rasen an den Schuhen im Büro auf und sagte zu mir: ,Schön, dass du zu uns wechseln willst. Unterschreib hier mal'”, erinnert sich Maier genau an diesen Moment.

Maier sollte mit seiner Unterschrift eine Liaison besiegeln, die elf Jahre halten sollte. „Das hätte ich ja nie gedacht, dass ich so lange in Aindling bleiben werde. Aber der TSV hat sich in diesen elf Jahren vom Dorfverein zu einem Kultklub entwickelt und wir haben in dieser Zeit viele außergewöhnliche Erfolge gefeiert”, blickt der gebürtige Augsburger gerne auf diese Zeit zurück. Trainer Bayer funktionierte den Innenverteidiger zum rechten Außenbahnspieler um, der fortan den rechte Flügel beackerte. „Ich war ja sehr laufstark und schnell, habe mich auf dem rechten Flügel gut durchsetzen können und habe mit meinen Flanken unseren Torjäger Jürgen Kedrusch gefüttert”, sagt Maier. Gleich in seinem ersten Jahr wurde er mit dem TSV Aindling schwäbischer Pokalsieger. „Schon damals hatte ich das Ziel, so hochklassig wie möglich zu spielen”, so Maier. Dass dies dann ein Jahr später mit dem erstmaligen Bayernliga-Aufstieg eingetreten ist, sei schon sensationell gewesen, blickt der Rechtsfuß auf die Spielzeit 1995/96 zurück.

Es sollte in den Folgejahren noch viel besser kommen. Der TSV Aindling etablierte sich in der Bayernliga. Beim Klassenerhalt 1999, den die Rot-Weißen mit vier Siegen in den letzten vier Partien gerade noch schafften, war Maier hautnah dabei: „Diesen Klassenerhalt haben wir mehr gefeiert als den Bayernliga-Aufstieg und unsere DFB-Pokal-Teilnahmen.” Da war es ganz normal, dass die Angebote ins Haus flatterten: Probetraining und ein Angebot vom TSV 1860 München, der damals von Werner Lorant trainiert wurde, Ralf Rangnick, seinerzeit Trainer des SSV Ulm 1846, klopfte an und auch Dieter Nüssing wollte ihn zum 1. FC Nürnberg holen. „Mein Karriereweg war kurios. Meine coolste und erfolgreichste Zeit hatte ich in Aindling. Auch wenn ich in dieser Zeit viele Angebote hatte, zu Vereinen hätte wechseln können, die mehr Geld gezahlt hätten, hatte ich nie einen Grund, Aindling zu verlassen”, betont Maier.

Obwohl er nie in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurde, hat er trotzdem den Weg in den Amateur-Spitzenfußball gefunden. „Dafür bin ich sehr dankbar, was ich mit dem TSV Aindling erlebt habe, das hätte ich nirgendwo anders erleben können. Aindling ist mein zweites Zuhause geworden und das Stadion war mein zweites Wohnzimmer”, blickt Maier, der seit 1998 mit Ehefrau Barbara, Sohn Tim (21) und Tochter Eva (19) in Stätzling lebt, sehr gerne zurück. Wichtig war ihm, dass er in seiner aktiven Zeit unter so tollen Trainern wie Bayer, Stefan Tutschka, Helmut Wirth, Bobby Riedl und Manfred Paula trainieren und spielen durfte.

In seinen letzten beiden Jahren war Maier Kapitän, führte sein Team in den beiden DFB-Pokal-Spielen gegen den FC Schalke 04 und Hertha BSC Berlin als Spielführer aufs Feld. Bei Schalke war Ebbe Sand Kapitän, bei der Hertha Dick van Burik. „Das war insofern kurios, weil ich Dick ein paar Wochen vorher im Urlaub in Italien kennengelernt hatte. Als wir aufs Feld gingen, sagte ich zu ihm: ,Dich kenne ich doch, und er sagte, ich kenne dich auch'”, erzählt er mit einem Schmunzeln. Die beiden Pokalspiele seien für ihn einmalig gewesen, weil man das als Amateurfußballer normalerweise nie erlebt, so Maier weiter. „Ich habe das zwei Mal in Folge genießen dürfen und das macht es eben ganz besonders.”

Zwei Wermutstropfen gab es für Maier in seiner Zeit in Aindling aber doch: 1998 und zu Jahresbeginn 2000 im Endspiel um die schwäbische Hallenmeisterschaft gegen Memmingen riss er sich noch zwei Mal das Kreuzband im rechten Knie. Noch heute leidet er unter den Spätfolgen, hat immer wieder Kniebeschwerden. Der selbstständige Versicherungskaufmann mit Büros in Jettingen und Augsburg kehrte aber immer wieder auf den Platz zurück. Für den TSV Aindling absolvierte er 223 Punktspiele und erzielte dabei 25 Tore. „In diesen elf Jahren ist so unglaublich viel passiert. Zum Beispiel, als auf einmal die Brasilianer bei uns auftauchten und wir einen Nationalspieler aus Jamaika im Probetraining hatten”, erzählt Maier ein paar Anekdoten aus seiner Zeit am Lechrain.

Nach seiner Zeit in Aindling zog Maier weiter. Von 2005 an war der 1,83 Meter große Mittelfeldspieler Spielertrainer beim Kreisligisten SV Thierhaupten. 2007 heuerte er als spielender Coach beim BC Aichach in der Bezirksliga Nord an. „Wir haben gleich im ersten Jahr den Aufstieg in die BOL geschafft, das war unheimlich super. Aber im zweiten Jahr hatten Klubchef Volker Weingartner und ich unterschiedliche Vorstellungen, die unüberbrückbar waren. Daher haben wir uns in der Winterpause getrennt, obwohl wir als Aufsteiger den dritten Platz belegten. Ich habe dann zum ersten Mal eine Pause eingelegt”, sagt Maier. Die Unterbrechung dauerte aber nicht allzu lange. Ein halbes Jahr später wurde er Trainer des Kreisligisten BC Adelzhausen (bis 2014). Nach seiner Zeit am Römerweg folgten noch drei Jahre beim TSV Haunstetten in der Bezirksliga Süd.

Heute geht es Maier ruhiger an, ist ohne Aufgabe im Amateurfußball: „Früher, als ich Spieler und Trainer war, da konnte ich mir fast nie Profifußball anschauen. Das habe ich in den letzten Jahren nachgeholt, schaue mit meinem Sohn Tim oft bei den Heimspielen des FC Bayern München vorbei.” Sportlich betätigt sich Maier ebenfalls noch, spielt Tennis. Die Zeit in Aindling möchte er auch eineinhalb Jahrzehnte später nicht missen: „Das war so außergewöhnlich. Da habe ich Dinge erlebt, die nicht jeder Kicker im Amateurbereich erlebt. Das war schon eine schöne Zeit, in der wir viel Spaß hatten.” Maier: „Da war bei einem Pokalspiel die Hölle los, so dass ich unbedingt nach Aindling wollte” Erst den Aufstieg mit dem BC Aichach gefeiert, ehe ein halbes Jahr später die Trennung erfolgte


Von Herbert Walther
north