Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.01.2021 11:15

Tina Rupprecht gegen Yokasta Valle: Knockout noch vor dem Abflug

Schlag ins Gesicht:   Der Kampf von Tina Rupprecht (rechts) gegen Yokasta Valle (links) am 16. Januar in Costa Rica ist so überraschend wie kurzfristig abgesagt worden. 	Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Schlag ins Gesicht: Der Kampf von Tina Rupprecht (rechts) gegen Yokasta Valle (links) am 16. Januar in Costa Rica ist so überraschend wie kurzfristig abgesagt worden. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Schlag ins Gesicht: Der Kampf von Tina Rupprecht (rechts) gegen Yokasta Valle (links) am 16. Januar in Costa Rica ist so überraschend wie kurzfristig abgesagt worden. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Schlag ins Gesicht: Der Kampf von Tina Rupprecht (rechts) gegen Yokasta Valle (links) am 16. Januar in Costa Rica ist so überraschend wie kurzfristig abgesagt worden. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Schlag ins Gesicht: Der Kampf von Tina Rupprecht (rechts) gegen Yokasta Valle (links) am 16. Januar in Costa Rica ist so überraschend wie kurzfristig abgesagt worden. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)

„Tiny Tina” ist eine Frohnatur. Aber die Ereignisse in den vergangenen Tagen haben's geschafft, ihr komplett die Stimmung zu verhageln: Die Boxerin ist traurig und unfassbar sauer zugleich. Ihr Ärger richtet sich dabei ganz klar in Richtung Valles Management, das mit der deutschen WBC-Championesse im Minimumgewicht wohl ein ziemlich linkes Spiel gespielt hat. Eines, wie es selbst im nicht immer fairen Boxgeschäft so gut wie nie vorkommt.

Dabei hatte im Herbst noch alles so perfekt ausgesehen. Mitte November waren damals die Verträge unterschrieben worden, dass am dritten Januarsamstag in San José der Megafight steigen soll: eben um gleich drei WM-Gürtel sowie den Titel des legendären Ring Magazine, um den in der Historie des Boxsports zuvor noch keine Frau in dieser Gewichtsklasse boxen durfte. Der letzte und zugleich einzige Deutsche, der diese Auszeichnung erkämpft hatte, war übrigens der unvergessene Max Schmeling - und das ist mittlerweile stolze 90 Jahre her.

Rupprecht hätte in wenigen Tagen deutsche Sportgeschichte schreiben können. Dementsprechend heiß war sie auf das Event, dementsprechend hart bereitete sie sich mit ihrem Cheftrainer und Entdecker Alexander Haan vor. „Ich hatte bereits über 50 Runden Sparring absolviert und bin aktuell in der Form meines Lebens - und das jetzt mehr oder minder umsonst”, äußert sich die Augsburgerin frustriert.

Eigentlich wären die 28-Jährige und ihr Tross nun schon in San José, ihr Direktflug von Frankfurt am Main aus in Richtung Mittelamerika hob am Mittwoch ab. Jedoch eben ohne sie. Nur weshalb? „So recht kann ich das auch nicht sagen, denn eine vernünftige Antwort, weshalb der Fight gecancelt wurde, haben wir bis jetzt leider nicht erhalten”, berichtet die Lehrerin. Mehr noch: Von der Absage erfuhr das Rupprecht-Lager nicht einmal direkt, sondern nur über costa-ricanische Medien. „Das sagt doch schon einiges über das Management von Valle aus”, schimpft die Augsburgerin, die zwei ihrer bisherigen WM-Kämpfe in Kühbach ausgetragen hat und seit ein paar Jahren als Botschafterin der Schrobenhausener Aktion „Disco-Fieber” fungiert.

Peter Schulze, der Manager von „Tiny Tina”, hatte in den vergangenen Wochen öfter versucht, Kontakt zu den Verantwortlichen in San José aufzunehmen. Nach der Unterzeichnung der Verträge hatten diese nämlich nichts mehr von sich hören lassen. Schon damals war in Augsburg ein ungutes Gefühl aufgekommen. Andererseits wäre der Kampf für Valle ebenfalls eine Riesenchance gewesen.

Aber sie lässt diese verstreichen, sagte das Event ab - was übrigens nichts mit der Corona-Pandemie zu tun hatte. Die mittlerweile offizielle Begründung ihres Teams: Die aktuelle IBF-Weltmeisterin müsse zunächst einmal eine von der IBF angeordnete Pflichtverteidigung gegen die Japanerin Sana Hazuki bestreiten. „Bloß das ist nur eine billige Ausrede”, entgegnet Rupprecht sofort: „Denn laut dem offiziellen IBF-Regelwerk steht eine Pflichtverteidigung in jedem Fall einer ,Unification', also einer Titelvereinigung mehrerer Weltverbände, hinten an.”

Sie hat indes zwei ganz andere Versionen, wieso der Fight nicht stattfinden wird: „Entweder ist den Organisatoren in San José das Geld ausgegangen - oder Valle hat kalte Füße bekommen.” Sie ist überzeugt davon, dass sie die Lokalmatadorin - wie schon im Juli 2018 in Unterschleißheim - am 16. Januar geschlagen hätte.

Mittlerweile befinden sich beide Seiten wieder in Kontakt. „Aber dieser ist alles andere als nett”, berichtet Rupprecht. Die Chance, dass sie und Valle doch noch einmal gemeinsam in den Ring steigen, schätzt sie als gering ein: „Wenn es nach mir geht, hat sich das komplett erledigt.”

Für sie und ihr Team gelte daher, sich anderweitig orientieren: „Vielleicht bekommen wir ja bereits im Februar einen Kampf hin”, meint „Tiny Tina”: „Es muss ja nicht unbedingt ein Titelfight sein. Ich wäre ja schon froh, überhaupt mal wieder unter Wettbewerbsbedingungen boxen zu dürfen.” Das ist schließlich bereits mehr als zwölf Monate her. Am 21. Dezember 2019 in Hamburg war's, als die Augsburgerin die Spanierin Catalina Diaz in ihrem WM-Kampf Nummer vier einstimmig nach Punkten schlug - und damit zum dritten Mal ihren Titel der WBC verteidigte. Auf weitere Weltmeisterschaftsgürtel muss Rupprecht nun also warten - komplett aus den Augen verloren hat sie diese keinesfalls: „Es gibt so viele andere Verbände. Wir werden da in Zukunft gewiss noch Titelvereinigungskämpfe hinbekommen - nur eben nicht mehr gegen Valle.”


Von David Libossek
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