Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.03.2023 16:55

Boxen: Kampf um die Zukunft unter fünf Ringen

Die Nachwuchsboxer ließen   bei der „Südbayerischen” die Fäuste fliegen. Bei den Finals bekam das Publikum kurzweilige Kämpfe zu sehen.	Fotos: Siegfried Kerpf (Fotos: Siegfried Kerpf)
Die Nachwuchsboxer ließen bei der „Südbayerischen” die Fäuste fliegen. Bei den Finals bekam das Publikum kurzweilige Kämpfe zu sehen. Fotos: Siegfried Kerpf (Fotos: Siegfried Kerpf)
Die Nachwuchsboxer ließen bei der „Südbayerischen” die Fäuste fliegen. Bei den Finals bekam das Publikum kurzweilige Kämpfe zu sehen. Fotos: Siegfried Kerpf (Fotos: Siegfried Kerpf)
Die Nachwuchsboxer ließen bei der „Südbayerischen” die Fäuste fliegen. Bei den Finals bekam das Publikum kurzweilige Kämpfe zu sehen. Fotos: Siegfried Kerpf (Fotos: Siegfried Kerpf)
Die Nachwuchsboxer ließen bei der „Südbayerischen” die Fäuste fliegen. Bei den Finals bekam das Publikum kurzweilige Kämpfe zu sehen. Fotos: Siegfried Kerpf (Fotos: Siegfried Kerpf)

Am Freitagnachmittag um zwei hat der 43-Jährige mit seinen Helfern angefangen, den Boxring aufzubauen und die altehrwürdige Arena an der Donauwörther Straße zu bestuhlen. Jetzt, am Sonntagmittag, sind 45 der insgesamt 50 Kämpfe absolviert. Auf die Frage, wie es bisher gelaufen ist, reckt Odenbach beide Daumen nach oben. „Super”, sagt er dann, „ich bin sehr zufrieden. Die Zuschauer waren begeistert, sie haben sich wie zu Hause gefühlt.”

Landestrainer Christian Walter, der aus Kasachstan stammt und seit langem im niederbayerischen Pocking zu Hause ist, lobte am Samstag die „sehr gute Organisation”. Auch Raschad Pekpassi, der Nachwuchstrainer der Boxer von 1860 München, war angetan von der Veranstaltung. Pekpassi war mit fünf Jungspunden angereist, vier gewannen ihre Kämpfe. Damit waren die boxenden Sechziger ungleich erfolgreicher als ihre balltretenden Vereinskollegen gerade. Am Samstag mischte sich sogar Emre Cukur unters zahlreiche Publikum, was Odenbach besonders stolz machte. Der Europameister im Supermittelgewicht aus München gehört hierzulande zu den besten Boxprofis. Von 22 Kämpfen hat er 19 gewonnen. Cukur ist Dritter der deutschen Rangliste und 68. in der Welt.

Odenbach, der in der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk, mehr als viertausend Kilometer östlich von Aichach am Ural gelegen, geboren wurde und mit 15 nach Deutschland kam, hat sich 2016 erstmals an die Ausrichtung einer Meisterschaft herangewagt. Für die „Schwäbische” damals in Aichach-Nord musste er sich den Ring noch ausleihen. Heute hat die Sparte ein eigenes Seilgeviert, das Hannes Meisinger bezahlt hat. Der größte Förderer des Sports in der Paarstadt ist ein ausgewiesener Boxfan. Mit dem eigenen Ring ging es bei den jungen Faustkämpfern so richtig aufwärts, bekundet Odenbach, der bei einer Sulzemooser Firma im Technischen Dienst beschäftigt ist. Als Nächstes hat er die bayerische Meisterschaft im Visier. Der beträchtliche Zuschauerzuspruch am Wochenende hat ihn in diesen Ansinnen bestärkt. „Irgendwann wird die ,Bayerische' in Aichach stattfinden”, ist Odenbach überzeugt.

Der Ansager in der TSV-Halle sprach nur vom Olympischen Boxen. Das Amateurboxen hat sich einen neuen Namen zugelegt. Das Kürzel des Verbands im Freistaat, BABV, ist allerdings gleich geblieben. Vielleicht wollen die Faustkämpfer die Herrscher über die fünf Ringe gnädig stimmen, wenn es demnächst wieder einmal darum geht, traditionelle Sportarten zugunsten trendiger Disziplinen aus dem olympischen Programm zu streichen. Vor mehreren Jahren zum Beispiel konnten die Ringer ihr Aus gerade noch abwenden.

An der allgemeinen Entwicklung im Boxsport findet Odenbach keinen Gefallen. „Früher waren viel mehr Stilisten gefragt wie Henry Maske”, sagt er, „heute geht es von Anfang an nur darum, hart zu schlagen.” Er werde bei der Ausbildung seiner Anvertrauten weiter seinen Weg gehen und auf Technik setzen statt auf Power - Punktsieg statt Knockout.

Odenbachs Schützlinge Josefine Carin Berg und Julio Carrasco verloren ihre Kämpfe. Die 13-jährige Berg, die die 8. Klasse der Geschwister-Scholl-Mittelschule besucht, kassierte bei den Kadettinnen (boxen dreimal eineinhalb Minuten) bei ihrem fünften Einsatz ihre fünfte Niederlage. Vor fünf Jahren hat eine Freundin sie zum Kindertraining mitgenommen. Seither ist sie dabei. Als ihr Vorbild nennt sie Regina Halmich. Berg, in deren Gewichtskategorie (56 kg) vier Mädchen am Start waren, war gegen die Dachauerin Melissa Moldovan nicht chancenlos und deshalb „sehr enttäuscht” ob der Niederlage nach Punkten. „Josefine hat sehr gut geboxt und Kämpferherz gezeigt”, fand Odenbach, der zuversichtlich ist, dass bei ihr der Knoten noch platzen wird.

Der Trainer erinnert an Violetta, die mittlere seiner drei Töchter. Die 17-Jährige habe zwar die ersten neun Kämpfe verloren, es danach aber bis zum deutschen Meistertitel 2019 bei den Kadettinnen gebracht. Die Europameisterschaft winkte. Als Violetta dann jedoch im Training immer einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte, dessen Ursache die Ärzte nicht herausfanden, musste sie ihre Karriere beenden.

Die 33 Vorkämpfe am Samstag zogen sich von halb vier bis spätabends um elf hin. Am Sonntag standen ab zehn 17 Finalkämpfe auf dem Plan. Unter den Augen von Landrat Klaus Metzger und TSV-Vorsitzendem Martin Hangl war Julio Carrascos Kampf bei den Junioren (78 kg/dreimal zwei Minuten) gegen Alex Kozovic schnell zu Ende. Der Neu-Ulmer (Bilanz sechs Siege, zwei Niederlagen) war einige Nummern zu groß für den Aichacher Gymnasiasten. Nachdem er ihn in der ersten Minute zweimal angezählt hatte, nahm Ringrichter René Seifert (Peißenberg) Carrasco aus dem ungleichen Duell. Odenbach wird deshalb den Stab über den 15-Jährigen, der nun wie Josefine Berg bei fünf Niederlagen steht, nicht brechen. „Julio ist ein guter, kluger Junge. Boxen ist für ihn ein Ausgleich. Ich gebe niemanden auf.”

Unter den Zuschauern war am Sonntag auch Alexander Haan. Der Augsburger Boxtrainer fliegt am Freitag mit Tina Rupprecht in die Vereinigten Staaten. Im kalifornischen Fresno wird die WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht in der Nacht vom 25. auf 26. März (deutscher Zeit) zu einem Vereinigungskampf gegen die WBA-Titelträgerin Seniesa Estrada (USA) antreten.

Haan sah gegen Ende des Turniers einige durchaus ansprechende Kämpfe. Spektakulär war es, wie der ungeschlagene Landauer Erik Tsvetkov den Pockinger Maximilian Lohner auf den Ringboden schickte. Das war zwar eher nicht nach dem Geschmack des Stilisten Odenbach. Dessen Fazit fiel, bevor er sich mit seiner Truppe ans Abbauen und Aufräumen machte, aber gleichwohl sehr positiv aus: „Wir haben würdige Finalkämpfe gesehen.”

Sieben Titel gingen nach Oberbayern, sechs nach Schwaben, vier nach Niederbayern. Auch Europameister Emre Cukur schaut zu Am Samstagabend ist erst um elf Schluss


Von Herbert Walther
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