Und wie er das genoss. „Kommt der überhaupt noch einmal runter von der Strecke?”, habe Erik Bachhubers Papa Stefan gefragt, erzählt Diana Bachhuber von den Einheiten und ergänzt lachend: „Erik hat nur kurz aufgehört, wenn der Tank leer war.” Bachhubers Mama ist dabei, wann und wo immer der 16-Jährige auf seine Maschine steigt. 48 000 Kilometer quer durch Europa legte die Familie vergangenes Jahr für mehr als 35 Rennen zurück. Dieses Jahr war es aufgrund der Pandemie noch nicht einer. Zwölf bis 14 Rennen seien Corona bereits zum Opfer gefallen, sagt Diana Bachhuber. Gerade laufen Verhandlungen, wann, wo und wie man zumindest einige davon nachholen könnte. 28 Wettbewerbe standen für die Saison 2020 in Erik Bachhubers Kalender, er wäre primär in Italien und Slowenien Meisterschaftsrennen gefahren - ob diese noch ausgetragen werden, ist völlig offen. Immerhin kann der 16-Jährige zeitnah seine Renn-Premiere in der neuen Klasse feiern; am 6. Juni startet er in Meißen. 16 Fahrer, 20 Läufe à vier Runden, jeder gegen jeden. „Es wird jetzt langsam Zeit, das dem Trainingsgeschehen auch Rennen folgen, denn nur dadurch kann ich sehen, wo ich stehe”, sagt Erik Bachhuber. Den Zweikampf auf der Strecke, vor allem jenen in der ersten Kurve nach dem Start, kann einem eben auch die allerschönste Übungsrunde nicht bieten. Erst Anfang Juni wird sich also zeigen, wie der Pilot auf seinen drei nagelneuen Spezialmotorrädern zurechtkommt, die von Tunern eigens für Erik Bachhuber gebaut worden sind. „Ich hatte alle drei Bikes dabei, und wir haben das Setup verfeinert, es auf meinen Fahrstil abgestimmt”, fasst Erik Bachhuber die Probeläufe am 17. Mai zusammen. Zudem habe er „wirkungsvolle Tipps” von Martin Smolinski erhalten, dem derzeit besten deutschen Speedway-Piloten, der wie der Obergriesbacher für den MSC Olching startet. „An und für sich sind wir mit den Leistungen im Training zufrieden”, bilanziert Diana Bachhuber. Wie es im Wettkampf läuft, bezeichnet auch sie als „schwer einzuschätzen”. Zumal es am 6. Juni kein gewöhnliches Rennen wird. Zuschauer sind an der Strecke nicht zugelassen, das Rennen wird aber ab 14 Uhr auf Youtube per Livestream übertragen. Im Fahrerlager ist nur ein Mechaniker pro Starter zugelassen, es herrscht Maskenpflicht. Aber immerhin darf überhaupt wieder gefahren werden. Während der Zwangspause trainierte Erik Bachhuber zwar fleißig - aber eben ohne Maschine. Nachlassen ist dennoch nicht drin: „Als einer der besten 30 Motorsportler, wird er von der Stiftung Sport des ADAC gefördert. Und dafür muss man auch was können”, sagt Diana Bachhuber. Deshalb absolviert Erik Bachhuber regelmäßig Leistungstests, muss zur physiotherapeutischen Begutachtung und erhält Mentaltraining. Er spult deshalb mindestens vier Mal pro Woche auf dem heimischen Profi-Laufband Kilometer ab, um sein Ausdauerlevel hochzuhalten. Und dann sind da noch die Gleichgewichtsübungen: So balanciert der 16-Jährige während des Zähneputzens mit geschlossenen Augen auf einem Wackelbrett. Oder jongliert auf einem Gymnastikball stehend mit drei Bällen - in voller Rennfahrermontur versteht sich. „Bei uns kommst du dir manchmal vor wie im Zirkus”, beschreibt Diana Bachhuber. Die 46-Jährige weiß um die Bedeutung der Übungen. Das Rennpensum ihres Sohnes ist während der Saison enorm, die Konzentration konstant hochzuhalten, extrem anstrengend. Wie es denn als Mama ist, das eigene Kind mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h auf einem Motorrad über die Piste rasen zu sehen? „Respekt habe ich davor, aber keine Angst”, antwortet Diana Bachhuber. Aus ihr spricht dabei auch die Erfahrung der 15-jährigen Speedway-Karriere ihres Mannes. Voraussetzung ist, „dass ohne mich nicht gefahren wird”, ergänzt sie und lacht. „Wenn ich daheim bin, während Erik fährt, werde ich zu unruhig. Ich arbeite als Krankenschwester im OP, wenn etwas passieren sollte, hilft mir das Wissen, dass ich helfen kann, wenn ich dabei bin.” Schneller von 0 auf 100 als ein Formel-1-Auto Jonglieren auf dem Gymnastikball