Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.05.2019 12:00

Zartes Lächeln, harte Rechte

„Wie eine Bulldogge” sei seine Tochter,   wenn sie im Ring einmal loslegt, sagt Wjatscheslaw Odenbach (rechtes Bild, rechts) über seine Tochter Violetta. Ihre knallharte Rechte bekamen die Konkurrentinnen bei der deutschen Meisterschaft der U 15 zu spüren.	Fotos: Odenbach (Fotos: Odenbach)
„Wie eine Bulldogge” sei seine Tochter, wenn sie im Ring einmal loslegt, sagt Wjatscheslaw Odenbach (rechtes Bild, rechts) über seine Tochter Violetta. Ihre knallharte Rechte bekamen die Konkurrentinnen bei der deutschen Meisterschaft der U 15 zu spüren. Fotos: Odenbach (Fotos: Odenbach)
„Wie eine Bulldogge” sei seine Tochter, wenn sie im Ring einmal loslegt, sagt Wjatscheslaw Odenbach (rechtes Bild, rechts) über seine Tochter Violetta. Ihre knallharte Rechte bekamen die Konkurrentinnen bei der deutschen Meisterschaft der U 15 zu spüren. Fotos: Odenbach (Fotos: Odenbach)
„Wie eine Bulldogge” sei seine Tochter, wenn sie im Ring einmal loslegt, sagt Wjatscheslaw Odenbach (rechtes Bild, rechts) über seine Tochter Violetta. Ihre knallharte Rechte bekamen die Konkurrentinnen bei der deutschen Meisterschaft der U 15 zu spüren. Fotos: Odenbach (Fotos: Odenbach)
„Wie eine Bulldogge” sei seine Tochter, wenn sie im Ring einmal loslegt, sagt Wjatscheslaw Odenbach (rechtes Bild, rechts) über seine Tochter Violetta. Ihre knallharte Rechte bekamen die Konkurrentinnen bei der deutschen Meisterschaft der U 15 zu spüren. Fotos: Odenbach (Fotos: Odenbach)

Schon in dieser ersten Sequenz des Finalkampfs um die deutsche Boxmeisterschaft der U 15 bis 54 Kilogramm im brandenburgischen Lindow ist unschwer zu erkennen, dass die in rot gewandete Aichacherin Violetta Odenbach ihrer Gegnerin aus Sachsen, Emely Dittrich, überlegen ist. Ihre Beinarbeit ist wesentlich flinker, ihre Taktik ausgereifter. „Ich schaue mir die Gegnerin erst einmal an, versuche auszuweichen”, erläutert die 13-Jährige, „währenddessen springe ich auf meinen Beinen und wenn der Moment passt, gehe ich ran.” Mit Erfolg: 5:0 werten die Richter schließlich für Odenbach, küren sie somit zur deutschen Meisterin.

Konterboxen heißt Odenbachs Stil im Jargon der Sportart. „Die Gegnerinnen haben alle angefangen zu pressen”, beschreibt Vater und Trainer Wjatscheslaw Odenbach. „Sobald sie aber einmal Violettas Rechte gespürt haben, legen sie den Rückwärtsgang ein.” Merklich stolz lächelt Wjatscheslaw Odenbach, als er einen Vergleich heranzieht: „Wenn sie einmal loslegt, ist sie wie eine Bulldogge. Dann ist sie nicht mehr aufzuhalten.”

Sitzt einem die Realschülerin gegenüber, fällt es schwer, sie sich als einen aggressiven Kampfhund vorzustellen. Violetta Odenbach lacht häufig, ihre Augen blicken freundlich durch die Gläser der schwarz gerahmten Brille. Viele der Mädchen, mit denen sie in den Ring steigt, sagt sie, kenne sie und erzählt: „Wir verstehen uns gut.” Zwischen den Seilen aber steige das Adrenalin, schnell komme die nötige Aggressivität hoch. Mit deutschem Rap „pusht sie sich vor dem Kampf zusätzlich auf”, verrät Violetta Odenbach und lässt die Knöchel ihrer Finger knacken.

Wie schwer die 13-Jährige dann zu stoppen ist, bekamen auch die Kontrahentinnen auf dem Weg ins Finale zu spüren. Sämtliche Konkurrentinnen räumte Odenbach mit 5:0-Siegen aus dem Weg. Aufgeregt sei sie eigentlich nur vor dem ersten Kampf gewesen, sagt sie. Da schrieb sie dem Papa, der erst zum Viertelfinale nachreiste, eine WhatsApp-Nachricht. „Eine gewisse Angst verleiht Konzentration”, antwortet der. Als seine Tochter sich fürs Viertelfinale qualifiziert hatte, „habe sie gespürt, dass ich es bis ganz oben schaffen kann”, sagt Violetta Odenbach.

Auf dem Papier war sie leicht favorisiert, da sie im gesamten Starterfeld die meiste Kampferfahrung aufwies. 15 Mal war die 13-Jährige, die erst seit zwei Jahren in Wettkämpfen boxt, zuvor im Ring gestanden (neun Niederlagen/sechs Siege). „Aber das heißt erst einmal gar nichts”, betont Wjatscheslaw Odenbach und ergänzt: „Die Psyche spielt eine große Rolle.” Dass sein Sprössling physisch fit ist, daran haben sie vor allem in den zwei Wochen vor der Meisterschaft hart gearbeitet. Morgens Joggen, abends in die Halle. Koordination und Schlagen. Auch auf zwei Lehrgängen mit dem Bayerischen Boxverband war Violetta Odenbach dabei.

Zu wissen, wie gut sie vorbereitet war, half. Vor allem in ihre lange Rechte hatte sie großes Vertrauen. Mit ihr traf die Achtklässlerin ihre um einen Kopf größere Halbfinalgegnerin Tina Hartmann (Sachsen-Anhalt) derart hart im Gesicht, dass „sie sogar angezählt werden musste”, sagt Violetta Odenbach und lächelt daraufhin beinahe unverschämt zart.

Violetta ist entspannt, Papa nervös

Dieser Schlag hievte sie ins Finale gegen Dittrich, vor dem sie extrem entspannt gewesen sei, weil ihr der Vizetitel bereits sicher war. Anders erging es ihrem Vater. „Ich war richtig nervös und sagte am Morgen des Finalkampfs zu ihr: Komm', wir gehen noch einmal pratzen”, erinnert er sich. Doch seine Tochter entgegnete: „Nicht nötig, ich bin stark genug.” Sie sollte recht behalten.

Generell aber, wirft Violetta Odenbach ein, „weiß Papa, was das Beste für mich ist. Ich bin froh, dass ich ihn als Trainer habe.” Auch wenn Wjatscheslaw Odenbach durchaus fordernd sein kann. „Strenge Disziplin muss sein”, betont der in Tscheljabinsk am Ural geborene Trainervater. Kein Ding, erwidert Violetta. Nur was die boxerische Zukunft angeht, da sind sie sich nicht so ganz einig. „Profi will ich nicht werden”, sagt die 13-Jährige, „mehr als eine Europameisterschaft muss nicht sein.” Ihr Vater hingegen beginnt zu schwärmen. „Olympia, da einmal dabei zu sein, das wär's.”

Zunächst aber hofft die deutsche Meisterin auf eine Einladung zur Europameisterschaft. In Lindow hat sie sich sicherlich auf die Kandidatenliste der Verbände geboxt. Zunächst steht für Violetta Odenbach mit dem TSV Aichach der internationale „Black Forest Cup” im Schwarzwald an. Gut möglich, dass die Rechte Odenbachs bald auch über die deutschen Grenzen hinaus gefürchtet wird.


Von David Libossek
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