Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.09.2018 12:00

Das Ende einer bemerkenswerten Geschichte: Sandra Koller absolviert Karwendel-Marsch

Über Stock und Stein:   Sandra Koller beim Ultramarathon im Karwendelgebirge. 		Foto: Thomas Demmelmaier (Foto: Thomas Demmelmaier)
Über Stock und Stein: Sandra Koller beim Ultramarathon im Karwendelgebirge. Foto: Thomas Demmelmaier (Foto: Thomas Demmelmaier)
Über Stock und Stein: Sandra Koller beim Ultramarathon im Karwendelgebirge. Foto: Thomas Demmelmaier (Foto: Thomas Demmelmaier)
Über Stock und Stein: Sandra Koller beim Ultramarathon im Karwendelgebirge. Foto: Thomas Demmelmaier (Foto: Thomas Demmelmaier)
Über Stock und Stein: Sandra Koller beim Ultramarathon im Karwendelgebirge. Foto: Thomas Demmelmaier (Foto: Thomas Demmelmaier)

Abends vor dem Lauf gab es als Stärkung noch einen Schweinebraten mit Knödel. Los ging das wagemutige Unterfangen dann am Samstag mit dem zeitigen Wecken um vier Uhr morgens. Nach einem leichten Frühstück hieß es, sich warm einpacken. Die Wetterprognosen sahen alles andere als rosig aus. Temperaturen um die zwölf Grad, leichter Nieselregen und dichte Nebelschwaden hüllten das Karwendelgebirge ein. Um sechs Uhr wurden die Teilnehmer mit einem lauten Kanonenschuss auf die Reise geschickt.

Die ersten 18 Kilometer ging es bis zum Karwendelhaus auf einer Höhe von 1771 Metern in einer frostigen Nebelsuppe fast ständig bergauf. Als sich der Nebel allmählich verzogen hatte, wurden die Teilnehmer mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Sandra Koller hatte sich das ultralange Rennen sehr gut eingeteilt. Dem alten Leitspruch eines Ultramarathons folgend „Ein zu schneller Start, wird es am Ende knüppelhart”, lief sie verhalten los und hatte so keinerlei muskuläre Probleme, die bei einem derartigen Rauf- und Runterrennen nach etwa vier bis fünf Stunden auftreten.

An den ausreichenden Verpflegungsstellen war an diesem Tag warmer Tee heiß begehrt. Zwischendurch durften es auch mal Äpfel, Bananen, Kekse oder ein Wurst- oder Käsebrot sein. Die bei so einem Lauf verlorenen 4000 bis 5000 Kalorien mussten schließlich unverzüglich ersetzt werden. Nach etwa 40 Kilometern hatten die Sportler am Gramaisattel auf 1850 Höhenmetern den höchsten Punkt erreicht. Das hintere Feld hatte nun mit dem Schneefall zu kämpfen.

Ging es zu Beginn noch über befestigte Waldwege, so waren nun Stock und Stein der ständige Begleiter. Die letzten Kilometer führten die Teilnehmer durch Matsch und Schlamm, nicht erbaulich für die beanspruchte Muskulatur. Doch all die Schikanen bewältigte Sandra Koller bei ihrem ersten Ultramarathon mehr als bravourös. Unterwegs und im Ziel erblickte sie etliche verdreckte Teilnehmer mit Wunden an Armen und Beinen.

Einmal war sie den Tränen nahe, als sie in einer Gruppe von Männern lief und eine Zuschauerin kurz vor dem Ziel vor ihr symbolisch den Hut zog und sie anfeuerte. Als sie in Pertisau nach über sieben Stunden über die Ziellinie lief, ihr Name aufgerufen wurde und ihr eine Medaille umgehängt wurde, da gab es für die Tränen kein Halten mehr. Es ist der Höhepunkt ihrer erstaunlichen Geschichte: Die 25-Jährige wog im Mai 2015 bei 1,65 Meter Körpergröße noch 110 Kilo.


Von Josef Mörtl
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