Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.06.2019 12:00

Hitzige Debatte um neues Bauhof-Fahrzeug

In langjährigen Beziehungen ist es manchmal so: Da führt eine nicht verschlossene Zahnpastatube oder eine angeblich falsch eingeräumte Geschirrspülmaschine zu einem erbitterten Streit, in dessen Verlauf dann unterdrückte Gefühle und angestauter Frust explosionsartig zutage treten. So ähnlich lässt sich die Situation im Kühbacher Gemeinderat am Donnerstagabend beschreiben.

Ausgerechnet ein eher unscheinbarer Punkt auf der Tagesordnung brachte die Gemüter in Wallung: Die „Beschaffung eines Ersatzfahrzeugs für den im Bauhof im Einsatz befindlichen Unimog”. Vorgesehen war, ein Büro mit der Vergabe zu beauftragen. Doch soweit kam es nicht.

Zweiter Bürgermeister Stefan Schneider regte an, man möge den Punkt vertagen - am besten auf die Zeit nach der Kommunalwahl im März 2020. Zu viele offene Fragen gebe es zum jetzigen Zeitpunkt bezüglich der Ausrichtung des Kühbacher Bauhofs, sprich: Welche Aufgaben kann der Bauhof eventuell selbst übernehmen, welches Personal ist dafür zusätzlich nötig? Schneider wies darauf hin, dass die Gemeinde aktuell keinen Druck habe. Lediglich der Salzstreuer würde nicht mehr funktionieren, „aber den können wir ja kostengünstig herrichten lassen”, meinte der Zweite Bürgermeister.

Bürgermeister Hans Lotterschmid verstand die ganze Aufregung nicht. Eine Ausschreibung müsse aufgrund der Höhe der Anschaffung ohnehin gemacht werden, unabhängig davon, wie der Bauhof in Zukunft aussehen wird. Zudem sei die Haushaltssituation jetzt gerade sehr günstig.

Peter Mayr widersprach, die Ausrichtung sei durchaus von Bedeutung, woraufhin der Bürgermeister deutlicher wurde. Wie sich das einige Gemeinderäte vorstellten? Soll etwa der Kühbacher Bauhof künftig Arbeiten wie etwa das Mähen der Liegewiese am Radersdorfer Badesee selber übernehmen? Eine solche Mähmaschine koste locker 150 000 Euro. Wolle man wirklich so viel Geld ausgeben?

Und: Solle sich die Gemeinde tatsächlich einen Maurer oder Maler leisten? „Ich bin überzeugt, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, verschiedene Aufgaben auszulagern, der richtige war”, erklärte Lotterschmid mit Bestimmtheit und ergänzte, ein Grund dafür, warum die Gemeinde finanziell so gut dastehe, liege genau in dieser Praxis begründet.

Daraufhin meldete sich Michael Neumeyer zu Wort. Er glaube, ein im Bauhof beschäftigter Maurer oder Maler könnten sehr wohl viele Arbeiten übernehmen: in Kindergärten oder Schulen. „Die andere Zeit können sie ja anderweitig mithelfen”, schlug Neumeyer vor.

Schließlich ging es um die Einsetzung eines Gremiums, das ein geeignetes Anforderungsprofil für das künftige Kommunalfahrzeug festlegt. Lotterschmid schlug Gemeinderat Franz Lechner, den Bauhof-Chef Peter Appel und sich selbst vor - was einigen Räten zu wenig war.

Hier platzte dem Bürgermeister endgültig der Kragen. Warum ausgerechnet dieses Thema jetzt so heiß diskutiert werde? Er vermute, einige Räte wollten sich nur „profilieren”. „Als ich bei Bürgerversammlungen zu wirklich heißen Themen wie dem Kläranlagen-Neubau massiv angefeindet wurde, ist keiner von euch aufgestanden und hat erklärt: Den Beschluss haben wir alle gefasst. Da stand ich allein da”, brach es aus Lotterschmid heraus.

Seiner Reaktion war zu entnehmen, dass er die Diskussion um den Bauhof quasi als eine Kritik an seiner Arbeit auffasste. Nach dem Motto: Wir müssen überlegen, wie der Bauhof künftig aussehen soll, denn wie es bisher lief, lief es nicht richtig.

Um die Debatte abzukürzen, ließ der Gemeinde-Chef kurzerhand abstimmen: Soll der Tagesordnungspunkt vertagt werden oder nicht? Fünf Räte sprachen sich für eine Vertagung aus, zwölf dagegen. Dementsprechend wird sich nun das von Hans Lotterschmid vorgeschlagene dreiköpfige Gremium um die Festlegung des Anforderungsprofils eines neuen Bauhof-Fahrzeugs kümmern. Diskussion über mehr eigenes Personal im Bauhof, etwa einen Maler oder einen Maurer


Von Thomas Winter
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