Unter Top sieben war der Antrag der CSU/Freie-Wähler-Fraktion auf Hauptamtlichkeit des Ersten Bürgermeisters aufgeführt. Zugleich informierte Verwaltungschef Marc Beinen die Räte über ein im Rathaus eingegangenes Bürgerbegehren. Darin wird die Beibehaltung des ehrenamtlichen Bürgermeisters in Leahad gefordert (wir berichteten). Der Gemeinderat stimmte zu, den Dringlichkeitsantrag kurzfristig auf die Tagesordnung zu nehmen - nach Top sieben. Für diese Reihenfolge sprachen sich zwölf der Gemeinderäte aus, inklusive Bürgermeister Karl Metzger, nachdem mehrere CSU-Räte dafür plädiert hatten, das Thema der Rechtsstellung des Gemeindechefs zunächst im Gremium ausführlich diskutieren zu wollen. Das wurde dann auch getan, und war wohl auch gut so - auch wenn der 9:6-Beschluss für einen hauptamtlichen Bürgermeister mit der anschließenden Abstimmung über die Zulässigkeit eines Bürgerentscheids am 8. Dezember postwendend zunichte gemacht wurde. Gut war es, weil mit der Diskussion, Haupt- oder Ehrenamtlichkeit, Themen auf den Tisch kamen, die sich zuvor niemand auszusprechen traute, die aber offenbar allen unter den Nägeln brannten. Insofern kam es am Dienstagabend zu einer längst überfälligen Aussprache zwischen den Gemeinderäten. Hier die verschiedenen Argumente des Für und Widers für einen hauptamtlichen Leahader Gemeindechef. Verändertes Anforderungsprofil: Nach Auffassung von CSU-Ortsvorsitzenden Heinrich Schoder stehe die Gemeinde vor entscheidenden Weichenstellungen. Die Anforderungen an den Gemeindechef hätten sich in den vergangenen Jahren, wie anderswo auch, massiv geändert. Sie verlangtem dem Bürgermeister Flexibilität ab. Zudem gebe es eine Palette an Themen - fehlende Gewerbegebiete, akuter Bedarf an einer Mehrzweckhalle, demografischer Wandel, Schwerlastverkehr im Ortskern -, die man jetzt angehen müsse, „damit wir nicht den Anschluss verpassen”, sagte Schoder. Und betonte, es gehe nicht darum, Karl Metzger abzuwählen. Versäumnisse Metzgers? Klaus Strobl (CSU/Freie Wählergemeinschaft) erklärte, er wolle Metzger nichts vorwerfen, aber „ich sitze jetzt schon fünf Jahre im Gemeinderat, aber noch nie haben wir uns die Frage gestellt: Wie schaut die Gemeinde in 15, 20 Jahren aus?” Strobl bemängelte, es fehle die „visionäre Strategie” für eine Weiterentwicklung der Marktgemeinde. Michael Rigl (CSU) sprach konkrete Versäumnisse der Gemeinde an. Die Firma Lohner habe zum Beispiel das alte Raiffeisenlager gekauft und baue nun Wohnungen. Andere Gemeinden, war Rigl überzeugt, hätten sich das Gebäude längst gesichert, um beispielsweise Sozialwohnungen zu errichten. Georg Heinrich (CSU/Freie Wählergemeinschaft) lobte Karl Metzgers Sachlichkeit. Er warf dem Bürgermeister aber auch vor, dass er es in all den Jahren nicht geschafft habe, die Polarisierung innerhalb des Gemeinderats zu überbrücken: Bürgerwille hier, Union da. Auch Heinrich betonte an Inchenhofens Bürgermeister gewandt: „Ich bin nicht für das Hauptamt, weil ich Dich raus haben möchte.” Zugleich konstatierte er, dass sich bei Karl Metzger in 24 Amtsjahren „ein gewisser Abnutzungseffekt” eingestellt habe. Zeitpunkt des Antrags: Von Wolfgang Mokosch (Bürgerwille) darauf angesprochen, warum die Unionsfraktion den Antrag ausgerechnet jetzt eingebracht habe, antwortete Schoder: „Wenn wir den Antrag vor fünf, sechs Monaten gestellt hätten, wäre ebenso der Vorwurf gekommen, wir wollen Metzger weg haben.” Dann hätte es Leserbriefe in der Zeitung gegeben, so Schoder, „und den Unsinn wollten wir nicht haben”. Der CSU-Ortsvorsitzende führte zudem an: Eine hauptamtlich ausgeschriebene Bürgermeisterstelle erweitere das Bewerberfeld enorm. Michael Rigl begründete den späten Zeitpunkt des Antrags so: „Von uns wurde das Thema bereits im vergangenen Jahr angesprochen, dann ist aber nichts mehr passiert.” Als Metzger bekannt gab, noch einmal anzutreten zu wollen, „waren wir total überrascht”. Rigls Fazit: „Wir haben die Debatte angestoßen, dann lag der Ball bei Metzger.” Einig waren sich alle Unions-Gemeinderäte, dass man die Frage nach der Rechtsstellung des künftigen Bürgermeisters unabhängig von der Personalie Karl Metzger sehen müsse. Metzgers Meinung zu dem Thema: Der Bürgermeister hielt sich mit Äußerungen zu dem Antrag der CSU-Freie-Wähler-Fraktion weitestgehend zurück. Er erklärte lediglich, er fühle sich noch immer fit, das Amt weiter auszufüllen. Außerdem sei er der Meinung gewesen, „da lässt sich noch ein anderer als Bürgermeisterkandidat aufstellen”. Unterstützung für den Bürgermeister: Lorenz Nefzger (Bürgerwille) vertrat - trotz der Beteuerungen der Union - die Meinung, der Antrag auf Hauptamtlichkeit des Bürgermeisters fühle sich für viele wie ein Karl-Metzger-Verhinderungsantrag an. Der Bürgermeister habe sich je bereits im März „geoutet”, es wäre also genügend Zeit gewesen. Der Gemeinderat fand auch: Metzger mache seinen Job nicht ehrenamtlich, sondern eigentlich hauptamtlich. Für ihn zähle zudem Metzgers Erfahrung. Ähnlich äußerte sich Wolfgang Mokosch. Er fand: Entweder ein Bürgermeister kann es, oder er kann es nicht. Mokosch bezweifelte, dass ein hauptamtlicher Bürgermeister zum Beispiel bei den Grundstücksverhandlungen für die Montessori-Schule in Inchenhofen wirklich mehr Erfolg gehabt hätte als der ehrenamtlich arbeitende Karl Metzger. Kosten für einen hauptamtlichen Bürgermeister: Laut Verwaltungschef Marc Beinen liegen die jährlichen Kosten für den ehrenamtlichen Bürgermeister derzeit bei 55 000 Euro. Für einen Wahlbeamten müsste die Gemeinde zwischen 93 000 und 97 000 Euro zahlen. Zudem käme bei einem Wechsel noch der Ehrensold für Karl Metzger von rund 22 000 Euro jährlich dazu. Die ÖDP um Maria Posch spricht sich für einen hauptamtlichen Bürgermeister aus. Es sei mittlerweile ein Berg an Aufgaben, den ein Bürgermeister einer Gemeinde der Größe Inchenhofens zu bewältigen habe. Zusätzlich solle er noch innovative Zukunfts-Ideen entwickeln, so Posch. Karl Metzger sei für seine Verdienste große Anerkennung zu zollen. „Wir sehen aber auch, dass es fast unmöglich ist für Mitbewerber, als Person die noch berufstätig ist und eine Familie zu ernähren hat, diese Leistung zu erbringen.” Posch bedauert, dass es aus den ÖDP-Reihen niemand leisten könne, ehrenamtlich für das Amt zu kandidieren. (tw)