Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.04.2015 17:23

Vom Barou, der koa Boarisch kou

Aba er hod sei Antwort auf die Fragen scha gfuna: „Affing ist meine Heimat, das Fundament auf dem ich stehe.“

Marian von Gravenreuth hockt in seim Schlouß aufm Kanapee und zoagt a Fotoalbum her. Auf die Büdlan is a a kloana Bua: Im Windda ruckisch vom Schlin ro gfoin, beim spün im Schloußgartn oder ois Indiana verkleidet. Auf oamoi hoit a ou: „Das hab ich gesucht“, sag a und verzöit weida: „Das war unsere Volksschulklasse in Affing.“ Er kennt oi Nama vo seine Mitschüla. Zerscht warn die Kina in da ganz oidn Schua, do wo heit d Schborkass is, danoch im oidn Schuahaus, des vor a boor Johr ogrissn worn is. „Da war ich noch Bayrisch“, erzöit da Barou, fascht a bissls schtuiz. Dahoam im Schlouß hättn o oi Dialekt gredt. Sei Vadda Oberbayrisch, d Mudda Schwäbisch und die Ougschtöiddn souwiesou. Hoachdeitsch war o in Adelskreisen ed gern g’seng. „Da hieß es gleich, das sind Preußn“, erinnat si Marian von Gravenreuth. Aba dass er seba o moi Affingerisch gredt hod, mörkt ma eam heit nimma ou. „In Affing war alles Bayerisch, das Internat in der Schweiz plötzlich wie eine andere Welt,“ sag da 65-Jährige.

Die meischtn vo seine Mitschüla do warn aus Norddeitschland, und so is eam da Dialekt ausdriem worn und er hod si abgwohnt Affingerisch zum ren. „Wenn ich mit Ihnen rede, komme ich mir vor, als wär ich aus Hannover“, sag da Barou. Und irgendwia scheint’s eam o a bissla wea zum doa, dass er eid Affingerisch zruck ren kou. Ois war a fremd - und des dahoam.

Aba sich zum vaschtöin, des hod a scha lang aufgem. Er is eben da Barou, der koa Boarisch kou. Trotzdem mog a s gern. „Verstehen tu ich alles – wenn ich es höre“, moant a lachad und spüt auf seine schlechtn Ohrn ou. Da Dialekt, o wenn an seba eid kou, bedeit für eam „geliebte Heimat und ist mit vielen Emotionen verbunden. Ich bin hier total zu Hause, Affing ist meine zentrale Wurzel.“

Dass Marian von Gravenreuth ois 32-Jahriger wieda do her zruckkimmt, war aba eid imma klar. Bis sei Vadda gschtorm is, war a in Minga und hod si ois Bänka wos eigns aufbaut. Und von seine Ödan

is a sou erzogn worn, dass Besitz vageah kou. „Meine Mutter floh vor den Bomben in Berlin und kam mit meinem Bruder und einem Koffer in Affing an. Sie hat immer gesagt, das einzige was dir sicher bleibt, ist das, was du im Kopf hast.“ Drum hod da Barou o übalegt, ob a sei Lem, des a si söba da arbat hod wieda aufgem söi und zruck nach Affing geah. „Gott sei Dank hab ich es gemacht“, is a si heid sicha. Noch a boor Johr, in dene er si drum kimmat hod, s Schlouß und ois drum rum wieda in Schuss zum bringa, hod a si mehr und mehr fürn Woid engagiert. Eid bloß in seim eigana, sondern o beim Wodbesitzervaband. „In Bayern, Deutschland und Brüssel, der Wald ist ein extrem politisches Thema, und jeder hat einen Anteil daran.

Man muss Windräder, Stilllegungen, nachhaltiges Wirtschaften und vieles andere miteinander in Einklang bringen“, erklärt von Gravenreuth. Auf da heachschtn Ebene hod si da Barou gega die Woidvernichtung engagiert und bei da UNO für a Woidkonvention stark gmacht. „Probleme gibt es überall dort, wo der Wald niemandem gehört. Dort wird er von großen Gesellschaften einfach vernichtet, zum Beispiel um Flächen für die Palmölproduktion zu schaffen. Eine nachhaltige Forstwirtschaft, wie wir sie in Deutschland kennen, lebt von den Eigentümern. Nur wenn jemand den Wald besitzt, hat er auch Interesse, ihn nachhaltig zu bewirtschaften.“

Dia Arbat ois Woidbotschafta hod am Barou an haufa interessante Bekanntschaftn bschert. Mit Amazonas-Indianern, Delegierte aus Papua Neugienea oder aus Brasilien. Und o wenns unta dene fundamental undaschiedliche Ansichten gibt, in oam sein irgendwia oi gleich: „Es sind überall Menschen, die eine Heimat wollen und Sicherheit suchen.“ Und so is o da Barou immer wieda froah, wenn a hoam kimmt. Hoam nach Affing – o wenn a anderscht redt.

Vom Baron

north