Sein Name ist Reinhard Haag, Landwirt aus Schmiechen und gelernter Metzger. Er liebt seine Tiere. Jeden Tag ist er bei seinen Rindern. Jedes hat einen Namen. Die Freude an der Arbeit sieht man aber nicht nur Haag, sondern auch seiner Frau Birgit an. Die Schrobenhausenerin ist wie Reinhard Haag mit Tieren aufgewachsen. Tatkräftig packen auch Ramona, die Schwester des Landwirts, und deren Mann Alexander Haag an. Einmal im Jahr muss jede Lose entlang der Autobahn beweidet werden. So steht es im Vertrag. Die Losen sind jene Wiesenflächen an der Fernstraße, die nicht mit Maschinen gepflegt werden. „Wir wollten vor etwa zehn Jahren einfach etwas anders machen”, erklärt Oliver Saga, Geschäftsführer der Autobahnplus. „Anstatt zu mulchen oder zu mähen, haben wir dann in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro dieses Beweidungskonzept aufgelegt”, blickt Saga zurück. In Deutschland ist das übrigens einzigartig - zumindest auf die Fläche gesehen. 120 Hektar versiegelte Fläche kommen auf gut 150 Hektar Grünland - Rasenflächen an den Rastplätzen nicht mitgerechnet. Alles liegt in der Zuständigkeit der Autobahnplus. Zwischen Fernstraße und Zaun wird mit dem Balkenmäher schonend gemäht, hinter dem Zaun beginnt das Reich der Rinder. Wild-West-Feeling entsteht hier - und nebenbei betreiben die Tiere Umweltschutz. Das Konzept gefällt Saga. Zusammen mit den vier Beweidern und Autobahnmeister Thorsten Fick steht er am Parkplatz Adelzhausener Berg Süd und sieht nach dem Rechten. Fick, Saga und Familie Haag plaudern. Das Verhältnis ist gut, bestätigen sie. Und die Firma ist laut Saga zufrieden. Auch die Flächen danken es. Durch Beweidung - die gilt als sogenannte extensive, also schonende Bewirtschaftung - sind in den vergangenen Jahren Lebensräume an der Autobahn entstanden, die sich in manchen Teilen der freien Kulturlandschaft nicht zeigen. Die Tiere und Pflanzen passen sich an, auch wenn sie umgeben sind von Autolärm, Emissionen und Gewerbegebieten. Eines von ihnen, in Odelzhausen, wird gerade erweitert. Die Autobahnplus-Delegation macht sich dort mit den Haags auf den Weg zum Vieh. Ein kleiner Teichfrosch hüpft über den Weg. „Wir sehen hier täglich Frösche, Kröten, sogar mal Salamander”, sagt Alexander Haag. Ernsthaft? Salamander? Schwarz-gelbe Lurche mit Schwanz - eigentlich sind sie eine Seltenheit, die Feuersalamander. Aber Haag bestätigt: Sie sind da.Das ist neben den für die Fortpflanzung wichtigen Wasservorkommen vor allem dem Lebensraum geschuldet, den die Rinder pflegen und in Stand halten - einfach nur, weil sie gerne Gras und Kräuter fressen. Besonders in diesen Tagen haben sie großen Hunger. „Einige von ihnen kalben jetzt dann”, sagt Reinhard Haag. In der Hand hat er ein paar Äpfel, die werden jetzt verteilt. Leitkuh Changa beäugt die Besucher kritisch, besonders, wenn jemand mit der Kamera den Kälbern zu nahe kommt, die schon da sind.