Das ist die Erinnerung der Dasingerin Gertrud („Gerda”) Patsch-Fesenmayr (geboren 1941) an das Weihnachten ihrer frühen Kindheit in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie hat das 2006 in ihrem selbst verlegten Buch „Das Mädchen Gerda” aufgeschrieben. Die Geschichten von damals hören sich ein wenig wie eine Schilderung von Peter Rosegger an. Trotz aller Einfachheit war Weihnachten für die kleine Gerda aber immer ein Höhepunkt im Jahreslauf. Es war damals eine andere Zeit und auch ein anderes Dasing.Patsch-Fesenmayrs Mutter war eine alleinerziehende Frau, bis sie wieder heiratete. Ihr Mann war 1944 im Krieg gefallen. Den Bauernhof musste sie schon seit Kriegsbeginn allein bewirtschaften, was beinahe über ihre Kräfte ging. Die Kinder mussten bald tüchtig mit anpacken. Zu Weihnachten stand anfangs immer ein Bild des Vaters, der nicht mehr am Leben war, unterm Christbaum.Die Mutter war nach Aussage der Autorin eine sehr gläubige Frau. Aber die Bedeutung von Weihnachten spielte am Heiligabend in der Familie keine große Rolle. Es wurde keine Weihnachtsgeschichte erzählt und nicht aus der Bibel vorgelesen. Patsch-Fesenmayr erklärt das auf zweifache Weise: Zum einen war es selbstverständlich, dass es um die Geburt des Heilands ging. Zum anderen war die Mutter eher schweigsam, was wiederum mit dem frühen Verlust des Vaters zusammenhing.Krippe, Stall und Hirten hielten ab 1950 dann doch Einzug ins Haus: Gerdas Bruder Willi begann damals, eine Krippe zu bauen, wie er sie bei einem Nachbarn, dem alten Karpf, in prächtiger Ausführung gesehen hatte. Die Anfänge waren bescheiden: Es gab ein paar hölzerne Schafe, aber ohne Beine. Die ersetzte der Junge durch Streichhölzer. Über die Jahre brachte Willi es zu einer mindestens ebenso staunenswerten Krippenlandschaft wie das Vorbild. Im Haus gab es ein sonst nicht genutztes Zimmer über dem Eingang, wo er sie jedes Jahr aufbauen und durch immer mehr Gebäude aus Sperrholz, Landschaftselemente und Figuren ergänzen konnte. Bald baute er schon ab Oktober an seiner Krippe; die Nachbarn kamen in Scharen zum „Kripplaschauen”.Die Feiern am Heiligabend waren wohl auch deshalb so stimmungsvoll, weil sie einen starken Kontrast zur harten landwirtschaftlichen Arbeit - damals noch fast ganz ohne Maschinen - darstellten. Die Bauern saßen auch zu Weihnachten nicht hinterm warmen Ofen. Auf dem Fesenmayr-Hof waren mehrere Kühe zu melken und zu versorgen. Und anstelle der abgeschlossenen Feldarbeit galt es nun, das Haus winterfest zu machen und den Holzvorrat zum Heizen aufzufüllen. Damals gab es oft viel Schnee, und es wurde sehr kalt. Für ein paar Stunden konnte man jedenfalls am Heiligabend und den Feiertagen die viele Plackerei einmal hinter sich lassen.Patsch-Fesenmayrs Erinnerungen in ihrem Buch „Das Mädchen Gerda” reichen zwar bis 1960. Die Weihnachtsfeiern werden aber nach 1955 nicht mehr erwähnt. „Es gab dann nicht mehr so viel zu erzählen”, sagte die Autorin. Weihnachten wurde allmählich zu einem „normalen” Fest - die Nachkriegszeit ging zu Ende. Das Krippenschaf hatte Zündhölzer statt Beine