Eine deutliche Mehrheit der Gemeinderäte, vor allem von FWD, CSU und JU, sieht offene Jugendsozialarbeit kritisch und will zu althergebrachten Strukturen der Jugendarbeit, wie sie in den zahlreichen Vereinen geleistet wird, zurückkehren. In der Autobahngemeinde gibt es immerhin schon mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Jugendsozialarbeit. Die frühere Jugendbeauftragte Anne Glas erinnert sich, dass 1998 die erste Streetworkerin nach Dasing kam. Sie hatte inzwischen mehrere Nachfolgerinnern und Nachfolger, vor allem Thomas Schaffner, der sich von 2003 bis 2016 um Dasinger Jugendliche kümmerte und der das Ende der Zusammenarbeit im Gespräch mit der AICHACHER ZEITUNG bedauerte. Als die Arbeit begann, wurde ein Mädchenmobil eingerichtet, bald kam auch der Wunsch nach einem Jugendtreff auf. Der befand sich laut Glas zunächst in ehemaligen Umkleideräumen am alten Sportplatz, dann in einem Raum unterm Dach der Freizeitanlage. Aber erst als das Raiffeisen-Lagerhaus in der Bahnhofstraße zur Verfügung stand, schien die richtige Lösung gefunden zu sein. Hier befindet sich das Juze heute. Doch der Gemeinderat blieb zumindest in Teilen gegenüber der Jugendsozialarbeit skeptisch. Ein Dauerstreit entwickelte sich daraus, wer das Juze nutzt (da kamen eine Zeitlang auch Außenstehende zum Feiern) und wie die Räume sauber gehalten werden. Die einen sagten, der Boden klebe von verschütteten Getränken, die anderen, der Boden aus Holzspanplatten sei mit einem ungeeigneten Lack versiegelt worden, der bei Wärme klebrig werde. Jedenfalls zeigten die Jugendlichen wohl öfter wenig Lust, Schrubber und Putztuch zur Hand zu nehmen. Die Gemeinde hat eine Reinigungskraft engagiert. Geburtstagsfeiern sind seit einiger Zeit im Juze nicht mehr erlaubt. Dass nicht alles richtig läuft, wurde auch an dem seit 1997 bestehenden Jugendparlament festgemacht. Glas sagte, zeitweise hätten sich die Jugendlichen da stark engagiert; im Moment sind sie laut den jüngsten SIA-Jahresberichten daran nicht mehr interessiert. Für Glas ist das aber nicht tragisch: „Die haben auch ein Recht, mal gar nichts zu tun.” Johannes Ankner (FWD), seit kurzem stellvertretender Jugendbeauftragter der Gemeinde, sieht das anders: „Die Jugendarbeit ist völlig eingeschlafen. Die Jugendlichen haben sich nur noch in den Jugendtreff reingehockt.” Ankner betont, er habe sich selbst vor Ort umgesehen. In der Corona-Zeit sei gar nichts passiert - das SIA habe behauptet, man baue Überstunden ab und halte Telefonkontakt zu den Jugendlichen. „Das können wir doch selbst besser”, sagte Ankner. In Dasing gebe es „tolle Leute”, die mit den Jugendlichen ehrenamtlich arbeiten könnten - da brauche man das SIA nicht.