Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.06.2021 15:03

Führung durch Adelzhausener Wald: Holzbretter als Klimaretter

Wer kennt diesen Baum?   Förster Franz Knierer fragte nach der Weymouth-Kiefer. Der bescheidene Wald-Expert Josef Bücherl (Bild rechts) aus Klingen kannte die Antwort. 	Fotos: Horst Kramer (Fotos: Horst Kramer)
Wer kennt diesen Baum? Förster Franz Knierer fragte nach der Weymouth-Kiefer. Der bescheidene Wald-Expert Josef Bücherl (Bild rechts) aus Klingen kannte die Antwort. Fotos: Horst Kramer (Fotos: Horst Kramer)
Wer kennt diesen Baum? Förster Franz Knierer fragte nach der Weymouth-Kiefer. Der bescheidene Wald-Expert Josef Bücherl (Bild rechts) aus Klingen kannte die Antwort. Fotos: Horst Kramer (Fotos: Horst Kramer)
Wer kennt diesen Baum? Förster Franz Knierer fragte nach der Weymouth-Kiefer. Der bescheidene Wald-Expert Josef Bücherl (Bild rechts) aus Klingen kannte die Antwort. Fotos: Horst Kramer (Fotos: Horst Kramer)
Wer kennt diesen Baum? Förster Franz Knierer fragte nach der Weymouth-Kiefer. Der bescheidene Wald-Expert Josef Bücherl (Bild rechts) aus Klingen kannte die Antwort. Fotos: Horst Kramer (Fotos: Horst Kramer)

Er hatte recht. Tatsächlich wurden von der Stadt Augsburg, die den größten Teil des Adelzhauser Wald besitzt, vor rund 80 Jahren einige nordamerikanische „Weymouth-Kiefern” gepflanzt. Grund: „Sie kann teures Zirbelkiefernholz ersetzen”, wusste der Maiwirt Sepp. Knierer schüttelte den Kopf: „Dass wir solche Fachleute heute dabei haben, hätte ich nicht erwartet.” Büchler schmunzelte. In den 1960er-Jahren fielen fast alle dieser Weymouth-Kiefern einem eingeschleppten Schädling zum Opfer. Nur ein Exemplar überlebte. Doch es zog zahlreiche Nachkommen heran. Stressresistente Bäume, die auch den Klimawandel überstehen könnten.

Rund 60 Interessierte waren zu der Veranstaltung gekommen, zu der die Grünen aus Odelzhausen und Pfaffenhofen a. d.Glonn eingeladen hatten. Dieter Stoll, einer der Sprecher des Ortsverbands, war begeistert: „Mit so einem Zuspruch hätten wir nie gerechnet.”

Knierer und Clever hielten ein leidenschaftliches Plädoyer für den Nutzwald. „Holzbretter sind Klimaretter”, reimte der Förster. Er und seine Kollegin hatten einige Stationen vorbereitet, an denen sie diese These veranschaulichten. So zogen sie entlang des Weges einen nagelneuen rund sieben Kilogramm schweren Buchenstuhl aus dem Unterholz und stellten eine Schlüsselfrage: „Wie viel CO2 speichert dieser Stuhl?” Die durchaus überraschende Antwort: 12,8 Kilogramm. Die Berechnung sei gar nicht so schwer, behauptete Knierer mit einem Augenzwinkern, „eine wunderbare Aufgabe für schulische Exkursion.”

Stühle aus anderen Materialien hingegen setzten CO2 in der Produktion frei. Ein Plastikstuhl 6,8 ein Aluminiumstuhl 27,4 und ein Betonstuhl sogar 51 Kilogramm. Spätestens jetzt war klar: Clever und Knierer ging es nicht um Stühle, sondern um Baumaterialien. „Bevor man ein Haus baut, sollte man überlegen, was man verwendet”, mahnte Knierer.

Dass die Fichtenmonokulturen ein Problem darstellen, ist Forstwissenschaftlern schon seit geraumer Zeit klar, erzählten die beiden Förster. Schon allein wegen des Borkenkäfers, der in den kommenden Wochen zu schwärmen beginnen könnte, sollte es so heiß wie zuletzt bleiben. Einige Waldbesitzer wären den Umbau schon angegangen, darunter die Stadt Augsburg, aber auch die Staatlichen Forstbetriebe.

In 80 Jahren werde man deutlich weniger Fichten und Buchen in unserer Region finden, dafür mehr Tannen, verschiedene Kiefernarten, Douglasien, Stieleichen, Robinien, Spitzahorn und Feldahorn machte Knierer deutlich. Einige davon sind nicht-einheimisch, wie die Weymouth-Kiefer, die Douglasie oder auch die Robinie. Das Bundesamt für Naturschutz führt sie als invasive Arten. Es rät daher dringend von deren Anbau ab, zumindest „in oder in direktet Nähe von naturschutzfachlich wertvollen Gebieten”, wie es auf der BfN-Homepage heißt. Doch das scheint der Adelzhauser Wald nicht zu sein. Ebenso wenig wie Büchlers Sechs-Hektar-Wald zwischen Klingen und Xyger. „Für den sind inzwischen meine Sohn und meine Tochter zuständig”, erzählte der alte Maiwirt.

Am Dienstag, 22. Juni, referiert Franz Knierer ab 18 Uhr an der Geiselwies bei Sittenbach über die Gefahren des Borkenkäfers.


Von Verena Heisserer
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