Als Kämmerer die Klinikums-Apotheke im Juli 2013 übernahm, stand er vor gewaltigen Herausforderungen: zu wenig pharmazeutisches Personal, tausende Überstunden, viel Handarbeit. Zuletzt machte ihm vor allem die Corona-Pandemie zu schaffen. „Im Januar 2021 bekamen wir die Corona-Impfstoffe für ganz Schwaben zugeteilt. Bewaffnete Bereitschaftspolizisten haben die Lieferungen überwacht, während wir fieberhaft daran arbeiteten, eine lückenlose Kühlkette herzustellen. Das war eine echt heiße Zeit”, erinnert er sich.Der Pharmazeut und Pharmakologe wollte in seiner Zeit an der Uniklinik nicht nur die Schwachstellen anpacken, er hatte die Absicht, die Apotheke zukunftsfähig aufzustellen und sie in eine universitäre Apotheke zu transformieren. So wurde der Mitarbeiter-Pool auf etwa 60 aufgestockt, die Logistik mittels zweier Kommissionierautomaten mit Robotern intelligent gelöst, die Sicherheit der Arzneimitteltherapie durch entsprechende Software maximiert.Für den Medizinstudiengang übernahm Kämmerer die Lehre in allgemeiner und klinischer Pharmakologie. Die Beratung der Kliniken und Institute baute er aus: „Leider ist es mir nicht gelungen, in jeder Klinik einen Apotheker zu installieren”, erzählt Kämmerer. Das habe aber sicher nicht an ihm gelegen, sondern unter anderem an einem begrenzten Personalbudget sowie einem erkennbaren Mangel an Fachkräften. Im Vergleich mit anderen Universitätsapotheken besitze die Apotheke des Augsburger Uniklinikums bislang deutlich weniger Mitarbeiter, die Arbeitsbelastung sei hoch, hinzu kämen die anspruchsvollen Dienste. Trotzdem sei es gelungen, in einigen Kliniken eine Visitenbegleitung zu etablieren. Kämmerer betont, dass sich das Leistungsniveau nur durch das sehr große Engagement des gesamten Teams der Apotheke halten lasse. Räumlich müssen sich die Mitarbeiter einer der mit circa 4400 Betten vom Versorgungsauftrag größten Krankenhaus-Apotheken in Deutschland ebenfalls bescheiden. Auf ungefähr 2700 Quadratmetern werden dennoch jährlich rund 800 000 Anforderungen abgewickelt und beispielsweise um die 34 000 Zytostatika-Zubereitungen, also natürliche oder synthetische Substanzen, die das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung hemmen und auf diese Weise Tumorzellen zerstören oder am Weiterwachsen hindern, hergestellt.Der Umsatz mit Arzneimitteln liegt bei etwa 80 Millionen Euro. Die Zahl der Krankenhäuser, die die Apotheke des Universitätsklinikums neben den eigenen drei Standorten beliefert, hat sich mittlerweile auf 15 erhöht. Für 2023 beziehungsweise 2024 ist ein neuer Herstellungsbereich für sterile Arzneimittelzubereitungen wie Zytostatika-Zubereitungen und parenterale Ernährungslösungen für Früh- und Neugeborene geplant, der auf der Wiese neben dem Versorgungsgebäude entstehen soll. Kämmerer, der sich auf seinen Ruhestand - mehr Sport und Garten, Reisen mit seiner Frau und insgesamt weniger Verantwortung - freut, sei ein wenig traurig, dass er die Inbetriebnahme des Herstellungsbetriebs, für den er so lange gekämpft hat, nicht mehr selbst vollziehen kann.Wichtig sei dieser eigene Herstellungsbetrieb, weil die Herausforderungen in Bezug auf die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung durch Lieferschwierigkeiten und Engpässe bei vielen zum Teil lebensnotwendigen Arzneimitteln immer größer würden. So seien circa zehn Prozent des regulären Arzneimittelsortiments nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Besonders in der Onkologie, die immer mehr auf individuelle Therapien setze, sei die Verfügbarkeit der auf das jeweilige Krankheitsbild zugeschnittenen Medikamente wichtig. Daher stellen speziell geschulte Mitarbeiter Infusionen und Injektionen für die Chemotherapie an der Zytostatiker-Werkbank im Reinraum selbst her.Die Gründe für Medikamentenknappheit seien vielschichtig, lägen aber auch in der Abhängigkeit der Produktion von Ländern wie China und Indien. „Die Herstellung von Arzneimitteln zumindest teilweise nach Europa zurückzuholen, ist ein Ziel, das sich nicht von heute auf morgen realisieren lässt”, so Kämmerer. Mindestens ein Apotheker sei ständig damit beschäftigt, die Lieferprobleme zu lösen und die Arzneimittelversorgung sicherzustellen, indem nach Ersatz-Wirkstoffen oder Ersatz-Herstellern gesucht werde.Teilweise seien während der Corona-Jahre sedierende Arzneimittel für schwer erkrankte Covid-Patienten nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden gewesen und mussten zugeteilt werden. In der Kooperation mit allen Beteiligten wie Ärzten, Pflegekräften und pharmazeutischer Industrie habe jedoch auch dieses Problem gelöst werden können.”Diese hohe Verantwortung abgeben zu können, darauf freue ich mich”, sagt Kämmerer. Doch so komplett ist Kämmerers Abschied dann doch nicht. Er wird weiterhin die Lehre in Pharmakologie und klinischer Pharmakologie an der Medizinischen Fakultät begleiten. Umsatz mit Arzneimitteln liegt bei 80 Millionen Euro