Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.12.2021 17:57

Stadtregierung will Unisex-Toiletten einführen

Die meisten öffentlichen Toiletten seien entweder für Männer oder Frauen ausgeschildert, heißt es von den beiden Fraktionen. Das könne für Menschen, deren Identität oder Erscheinungsbild nicht in die gängigen Geschlechterrollen passen, zu Diskriminierungserfahrungen führen. Für trans- oder intergeschlechtliche Menschen gehöre das Aufsuchen von öffentlichen Toiletten sogar zu den größten Problemen im Alltag. „Nicht selten erleben sie Beleidigungen oder sogar Gewaltandrohungen und werden des Raums verwiesen”, betont die Stadtregierung.

Wird der Antrag angenommen, soll die Verwaltung prüfen, ob in sämtlichen städtischen Neubauten zusätzlich auch Unisex- beziehungsweise „unbezeichnete” Toiletten eingebaut werden können, die von Menschen aller Geschlechter genutzt werden können.

In skandinavischen Ländern seien solche Toiletten bereits weit verbreitet, wie der Antrag betont. Auch in Australien, Neuseeland, und einigen US-Staaten gebe es bereits Unisex-Toiletten. Ebenso seien gemischte Toiletten auch bereits in Deutschland verbreitet, etwa in Zügen. In Augsburg sollen diese Toiletten allerdings ausdrücklich nicht die bisherigen Anlagen für Frauen und Männer ersetzen, sondern zusätzlich angeboten werden.

In den Unisex-Toiletten wären dann Sitzbecken, Wickeltische und gegebenenfalls Urinale als Teil der Ausstattung vorgesehen. Auch das Problem, dass in Männertoiletten eher selten Wickeltische zu finden sind, könnte dadurch also gelöst werden.

Vorerst will man durch das Vorhaben allerdings keine weiteren Kosten verursachen und die Unisex-Toiletten deshalb zunähst nur bei neuen Bauvorhaben zur Norm machen. „Sie stellen somit keine unmittelbare finanzielle Belastung dar”, heißt es im Antrag.

Dennoch soll geprüft werden, welche Kosten die zusätzlichen Toiletten künftig für die Stadt bedeuten könnten. Denn das langfristige Ziel müsse es sein, „ein flächendeckendes Angebot von Toilettenanlagen in öffentlichen Räumen zur Verfügung zu stellen, das von allen Menschen barriere- und diskriminierungsfrei genutzt werden kann”, so der Antrag.

Auch ein weiteres Problem im Zusammenhang mit öffentlichen Toiletten nimmt sich der Antrag von CSU und Grünen vor. Es sei festzustellen, dass die Warteschlangen vor Frauentoiletten in der Regel deutlich länger sind als vor den Anlagen der Männer. Das liege nicht, wie oft angenommen, daran, dass Frauen öfter oder länger die Toilette besuchen, sondern schlichtweg daran, dass auf den Raum einer Toilettenkabine in der Regel zwei Urinale passen - Männern stehen also meist mehr WC-Einheiten zur Verfügung.

Auch bei Neubauten, deren Toilettenanlagen nicht geschlechtsneutral gestaltet sind, soll deshalb künftig geprüft werden, ob die Anzahl der WCs in den Räumen angeglichen werden kann, anstatt die Anlagen, wie bisher, nach der Quadratmeterzahl zu bemessen.

Dabei sollen dann auch Wickeltische auf Männertoiletten standardmäßig eingeplant werden. Künftig mehr WCs für Frauen geplant


Von Laura Türk
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