Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.10.2021 16:54

Schwäbische Wirtschaft auf Erholungskurs

Demnach würde das Vor-Corona-Niveau zum Herbst hin zwar deutlich übertroffen, dennoch würden in den Unternehmen die Zweifel wachsen, ob damit die Krise vorbei ist. Denn sowohl der Fachkräftemangel, als auch die hohen Preise für Energie und Rohstoffe sowie die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dämpfen die Erwartungen laut der IHK. „Wahrscheinlich werden die Knappheiten bis in die zweite Jahreshälfte 2022, wenn nicht bis 2023 anhalten”, warnt Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der schwäbischen Industrie- und Handelskammer.

„Wir haben uns aus der Umklammerung der Corona-Krise befreit”, sagt der stellvertretende IHK-Präsident Reinhold Braun und erklärte: „Jetzt holen uns allerdings viele, von der Politik bislang vernachlässigte Probleme wieder ein. Zudem schlagen nun die langfristigen Folgen der globalen Corona-Notbremse voll durch.” Er fordert daher von der neuen Bundesregierung, dass diese nun die Chance nutzen und die wirtschaftspolitischen Zukunftsthemen wieder stärker in den Fokus nehmen müsse.

Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen beurteilen ihre aktuelle und zukünftige Geschäftslage mittlerweile besser, als noch vor der Pandemie. Seit dem Frühjahr hätte die Wirtschaft stetig zugelegt und nun einen Wert erreicht, der sogar das Niveau aus dem Herbst 2019 übersteigt.

Vor allem die Tourismusbranche habe seit dem Sommer laut Braun eine „bemerkenswerte Aufholjagd” hinter sich. Allerdings mache gerade dem Tourismus das fehlende Personal zu schaffen. „Es herrscht ein Fachkräftemangel, der unvorstellbar ist”, sagt der stellvertretende IHK-Präsident. Teilweise könnten Gasthäuser nicht öffnen, weil Personal fehlt. Immerhin sei jedoch die Gefahr gebannt, dass etliche Betriebe dichtmachen müssten. „Es droht uns keine Insolvenzwelle”, so Lucassen.

Trotz des guten Ergebnisses der Konjunkturumfrage würden die Sorgen vor der nächsten Infektionswelle und mögliche neue Corona-Einschränkungen die Stimmung in den Unternehmen trüben. Dringenden Handlungsbedarf sieht Braun bei den Energiekosten, deren Höhe zum großen Teil von staatlichen Abgaben und Umlagen bestimmt wird, ebenso wie bei der Digitalisierung und der Entbürokratisierung. Die bereits beschlossene Absenkung der EEG-Umlage auf 3,723 Cent je Kilowattstunde sei ein Schritt in die richtige Richtung.

„Nur mit starken Unternehmen, die für Beschäftigung und damit Steuereinnahmen sorgen, können die anstehenden Aufgaben beim Klimaschutz oder der digitalen Transformation auch solide finanziert werden”, glaubt der Geschäftsführer. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage sind quer über alle Branchen knapp 90 Prozent der befragten Handwerksbetriebe mit ihrer Geschäftslage im dritten Quartal zufrieden. Nur zehn Prozent beurteilen die eigene wirtschaftliche Situation als schlecht. Für Probleme sorgen inzwischen weniger die Pandemieeinschränkungen, sondern Lieferengpässe und stark gestiegene Preise für Vorprodukte und Baumaterialien. Fachkräftemangel sei „unvorstellbar”


Von Patrick Bruckner
north