Bei Jubiläen geht es naturgemäß viel um Zahlen und so gab es auch in den Redebeiträgen während des Festakts einiges an Zahlenwerk zu hören. Die vielleicht erstaunlichste Zahl hatte die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Barbara Holzmann dabei: 320 000 Menschen haben im Jahr 2020 in Schwaben unmittelbare Hilfe durch die Caritas erhalten. Mit dieser Summe im Bewusstsein ist der Vergleich, den Bischof Bertram Meier in seinem Grußwort anstellte, um so treffender. Bischof Meier griff ein Wort von Papst Franziskus auf, der meinte, die Kirche sei ein Feldlazarett. Dieses Bild entwickelte Bischof Meier weiter: Der Caritasverband sei für ihn nicht nur ein Feldlazarett, sondern „ein diözesanes Poliklinikum mit ganz vielen Abteilungen”.Da passte auch der Redebeitrag von Augsburgs Bürgermeisterin Eva Weber: „Die Caritas ist in nahezu alle sozialen Belange der Stadt eingebunden”, so die Oberbürgermeisterin. 60 Prozent von dem, was auf dem „Sozialmarkt” geleistet werde, werde von der Caritas geleistet - etwa in der Jugend- und Altenhilfe oder in Behinderteneinrichtungen.Diözesan-Caritasdirektor Andreas Magg erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass ein erster Auftrag der Caritas seit ihrer Gründung darin bestehe, eine „soziale, klare Stimme in der Gesellschaft” zu sein. „Kirche muss Tatsprache sein”, so Magg. Die Caritas solle „sichtbar machen, was der Kern unseres Glaubens ist”.Eine geschichtliche Einordnung des Caritasverbands der Diözese Augsburg unternahm Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, in ihrer Festrede. Der Deutsche Caritasverband ist mit 125 Jahren schon ein bisschen älter und entstand in einer ersten Gründungswelle 1897. Ursprungsgedanke sei gewesen, Hilfsangebote katholischer Vereine und Orden zu koordinieren und zu professionalisieren. In den beginnenden Kriegsjahren des Ersten Weltkriegs folgte eine zweite Gründungswelle und in den Nachkriegsjahren eine dritte, der auch die Augsburger Gründung zugerechnet ist. Es sei eine Zeit der Not, der Flucht und der Wohnungslosigkeit gewesen - Herausforderungen, die die Arbeit der Caritas in den vergangenen 100 Jahren immer wieder begleiteten. Nach dem Zweiten Weltkrieg etwa richtete der Augsburger Caritasverband einen Bahnhofsdienst ein, um eine erste Anlaufstelle für Geflüchtete zu bieten. „Es waren Zeiten der Krise, in denen deutlich wurde: Wir brauchen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die an ganz erster Front bei den Menschen sind”, sagte Eva Maria Welskop-Deffaa. Insbesondere, wenn Menschen an Weichenstellungen in ihrem Leben kämen, dann „ist die Caritas an ihrer Seite”, so Welskop-Deffaa weiter.Doch die „Pioniere” der Gründungswellen hätten damals gegen Widerstände kämpfen müssen, wie Welskop-Deffaa erinnerte. Die Zweifel, vor allem der Bischöfe, angesichts einer „institutionalisierten Gestalt” von sozialer Unterstützung seien anfangs groß gewesen. Erst war eine intensive Aufklärungsarbeit nötig, um die Anerkennung für die Arbeit der Caritas zu erhalten, wie sie am Samstag auch Bischof Bertram Meier zum Ausdruck brachte. Die Caritas sei offener, breiter und diverser als der „Hardcore-Katholizismus”, sagte der Bischof. Daher erreiche der Caritasverband auch Menschen, die „wir im Inner-Circle der katholischen Kirche nicht erreichen”.Musikalische Beiträge der Kammeroper Augsburg lockerten den Festakt auf. Auch zwei eigens für das Jubiläum komponierte Lieder durften die Gäste gemeinsam mit den Künstlern singen: „100 x 100 und Du” von Daniel Pain und Robert Haas griff in seinem Beitrag das Motto des Diözesan-Caritasverbands auf: „Mensch sein für Menschen”.In einer Schweigeminute gedachten die Festgäste Opfer von Krieg, Hunger, Pandemie und Gewalt. Zum Ende des Festakts wurde das Bild vom Wachsen und Gedeihen der Pflanzen im Botanischen Garten konkret umgesetzt: Zur Erinnerung an das Jubiläum pflanzte OB Eva Weber einen Rosenstrauch mit Unterstützung der übrigen Festredner. Unmittelbare Hilfe für 320 000 Menschen in Schwaben