Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.01.2023 17:35

Perlachturm: Hoffen auf Fördermittel

Als im Dezember 2017 bekannt wurde, wie schlimm es tatsächlich um den Perlachturm steht - und er aufgrund eines Gutachtens sogleich für Besucher gesperrt wurde -, glaubte man noch, die Sanierung im Jahr 2020 abschließen zu können. Es kam anders.Der erste Sanierungsbeschluss des Stadtrats ist sogar noch ein Jahr älter. Am 24. November 2016 fasste der Stadtrat den Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Perlachturms und stimmte dem Konzept für die Instandsetzung zu. Fünf Jahre darauf modifizierte der Stadtrat diesen Beschluss: Es soll eine neue Treppe in den Turm, um diesen touristisch aufzuwerten. Zwischenzeitlich wurden an der Fassade des Turms Netze angebracht, die verhindern sollen, dass abgebrochene Bauteile in die Tiefe stürzen.Doch noch in diesem Jahr könnte es ernst werden mit der Sanierung. „Gemäß aktuellem Bauzeitplan ist ein Baubeginn im November 2023 am Fischmarkt und ein voraussichtliches Bau-ende im Sommer 2027 vorgesehen”, steht im Bericht des Wirtschaftsreferenten. Doch es gibt ein Aber: Die reibungslose Einhaltung des Bauzeitplans sei abhängig von der Sicherstellung der Gesamtfinanzierung des Projektes im Zusammenhang mit den Fördermitteln, schränkt Hübschle ein. Sicherheitshalber bereitet er sich schon darauf vor, dass es mit der Finanzierung nicht klappt.In diesem Fall sollen alle Arbeiten nach der Genehmigungsplanung beziehungsweise Baugenehmigung solange eingefroren werden, bis die Gesamtfinanzierung mit Fördermitteln steht. Läuft dagegen alles nach Plan, dann strebt die Verwaltung bereits im Februar die Beauftragung der weiteren Planungsschritte an, um das Projekt weiter zu forcieren.Tatsächlich wird die Sanierung des Perlachturms nicht ganz billig. Zum Stand vom 12. Dezember 2022 belaufen sich die Gesamtkosten der Sanierung des Perlachturms mit neuer Treppe auf knapp neun Millionen Euro - rund eine Million Euro mehr, als man im Beschluss im November 2021 geschätzt hatte. Die um zwölf Prozent gestiegenen Gesamtkosten führt Hübschle „im Wesentlichen auf die allgemeinen Preissteigerungen im Baugewerbe” zurück.Tatsächlich ist gut die Hälfte der Mehrkosten für das Bauwerk selber vorgesehen - hier führt Hübschle ein Plus von 574 000 Euro auf. Aber auch die höheren Planerhonorare schlagen mit Mehrkosten von fast 230 000 Euro zu Buche. Bisher sind im Haushalt lediglich Gesamtausgabemittel in Höhe von 8,33 Millionen Euro veranschlagt. „Bis zur Projektbeschlussfassung sind noch - überwiegend einnahmenseitig - notwendige Deckungsbeiträge abzustimmen”, so der städtische Referent.Ein Antrag für die Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus sei für die Sanierung des Perlachturm abgelehnt worden. Gleiches gelte für die Förderung aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm. „Hingegen zeichnet sich eine Finanzierung des Projekts mit 2 990 000 Euro mit der Zusage der Bundesförderung 'KulturInvest' ab”, berichtet Hübschle. Der Bewilligungsbescheid hierzu stehe allerdings noch aus, womit ein möglicher Zuschuss aus dem Topf für Städtebauförderung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz derzeit noch ruhe. Weiterhin soll über einen Zuschuss in Höhe von 248 000 Euro beziehungsweise 391 000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung im Frühjahr 2023 entschieden werden. Auch könnte eine Beteiligung aus dem Augsburger Prinz-Fonds beigesteuert werden. „Nach aktuellem Stand stehen dort aus dem Haushaltsjahr 2022 Restmittel von circa 800 000 Euro zur Verfügung, von denen bisher 500 000 Euro zur Verwendung freigegeben sind”, heißt es im Bericht.Derweil beschäftigt sich die Regio Augsburg Tourismusgesellschaft bereits mit einem Betriebskonzept. Dieses soll mit dem Projektbeschluss vorgestellt werden. Baubeginn im November 2023 und Bauabschluss im Sommer 2027

70 Meter misst der Perlachturm, der Ende des 10. Jahrhunderts als Wachturm erbaut worden war - damals nur etwa 30 Meter hoch. Im Jahr 1348 bekam der Turm eine Glocke spendiert, die vor Feuer warnen sollte. Eine erste Verlängerung erfuhr der Perlachturm 1526: Mit 63 Metern war er damit einen Meter höher als der Dom. Ein Uhrwerk mit Glocke komplettierte den Turm. Die letzte große Umgestaltung nahm Stadtbaumeister Elias Holl vor, als er das Rathaus neu errichten ließ. Von 1612 bis 1618 kamen die Säulenkuppel und das Zwiebeldach mit der aufgesetzten Figur der Cisa hinzu.Der Ursprung des Namens Perlachturm ist nach Angaben der Stadt weiter ungeklärt. Besonders populär sei die Auffassung, der Name komme von den altdeutschen Begriffen „Per” für Bär und „Lach” für Fest oder Tanz. Demnach wäre der Vorplatz für Feste mit Tanzbären genutzt worden, so die Stadt.


Von Markus Hoeck
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