Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.01.2021 18:25

Metallindustrie weiter in der Krise

„2020 müssen wir als ein Jahr, das an die Corona-Pandemie verloren gegangen ist, abschreiben”, sagte der Vorsitzende der Bayme vbm für die Region Allgäu, Hirohito Imakoji, bei der Präsentation. So habe sich die Geschäftslage im Winterhalbjahr zwar verbessert, der Saldo bleibe aber im negativen Bereich. Und auch für das kommende Jahr gäbe es noch Unsicherheiten hinsichtlich der Länge und der Auswirkungen des zweiten Lockdowns. „Die Hälfte der Unternehmen rechnet aber mit einer unverändert schlechten Lage”, betonte Imakoji. Von einem Nachkrisenaufschwung sei die Branche also weit entfernt.

Und die eingebrochenen Umsätze bereiten wohl nicht nur den Arbeitgebern Sorgen. Denn laut der Umfrage hat die Krise vor allem auf einen weiteren Faktor Einfluss: den Stellenabbau. „Aktuell verlieren wir Monat für Monat über 400 Stellen”, sagte Imakoji. Die Beschäftigungspläne der schwäbischen Unternehmen lägen weiterhin im negativen Bereich. Das sei besorgniserregend. „Jedes vierte Unternehmen rechnet im Inland mit einem weiter voranschreitenden Arbeitsplatzabbau”, so Imakoji.

Den Grund sehen die Arbeitgeberverbände allerdings nicht nur in der Krisensituation, sondern auch in den Arbeitskosten. Die schwäbischen Unternehmen würden ihre Stellen statt in Deutschland lieber im Ausland besetzen. „Wir müssen umsteuern und unseren Standort fit für den internationalen Wettbewerb machen”, meinte Imakoji. Er forderte von den Arbeitnehmervertretern, in der kommenden Tarifrunde „realistisch zu sein und die Arbeitskosten in den Griff zu bekommen”. Die Arbeitgeber hätten nach dem vergangenen Jahr keine Verhandlungsspielräume.

Im Jahr 2020 seien in der schwäbischen Metall- und Elektro-Industrie rund 5000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Zum Jahresende hätten wohl noch 133 000 Menschen in Schwaben in den Mitgliedsunternehmen gearbeitet. Die Arbeitgeberverbände gehen davon aus, dass 2021 rund 3000 weitere Stellen verloren gehen werden. Im vergangenen Jahr hätten vor allem die Kurzarbeit, die Aussetzung der Insolvenzanmeldepflicht und staatliche Unterstützungen einen noch schnelleren Stellenabbau verhindert.

Die Ertragslage der Unternehmen sei in Schwaben im vergangenen Jahr sehr heterogen gewesen. Etwa jedes dritte Unternehmen rechnet laut der Umfrage für 2020 mit einem eher schlechten Ergebnis: 26 Prozent fürchten Verluste, weitere neun Prozent erwarten eine schwarze null, rund fünf Prozent gehen von einer Nettoumsatzrendite von unter zwei Prozent aus.

Aktuell seien diese Ergebnisse auch noch durch die Kurzarbeit positiv beeinflusst, die die Kosten für die Unternehmen reduziert. „Der Effekt ist aber nicht von Dauer”, warnte Imakoji. Weiterhin sei nahezu jeder zweite Beschäftigte in der Metall- und Elektro-Industrie von Kurzarbeit betroffen.

Laut der Winter-Konjunkturumfrage rechnen immerhin 41,1 Prozent der schwäbischen Metall- und Elektro-Unternehmen damit, bis Ende 2021 ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen zu können. Die übrigen knapp 60 Prozent erwarten dies erst im Jahr 2022, noch später oder wollten noch keine Einschätzung dazu abgeben. All dies stehe aber ohnehin unter dem Vorbehalt, dass ab dem Frühjahr keine weiteren Einschränkungen nötig werden und sich auch im Ausland die Lage deutlich verbessert, so Imakoji. Auch internationale Handelskonflikte könnten die schwäbische Wirtschaft weiter schwächen.

Ganz hoffnungslos ist die Situation zumindest nicht. „Die Lage ist besser als noch im Sommer”, sagte Imakoji. „Über den Berg sind wir aber noch lange nicht.” „Aktuell verlieren wir Monat für Monat über 400 Stellen”


Von Laura Türk
north