Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.03.2023 19:14

Mehr Kriminalität im Netz, mehr Protest auf der Straße

1400 Versammlungen   musste die nordschwäbische Polizei 2022 betreuen - so viele wie noch nie. Waren es zu Beginn des Jahres noch Corona-Demos, kamen in der Folge immer mehr Kundgebungen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Klima-Demos hinzu. Diese und weitere Schwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr stellten gestern Polizeipräsident Martin Wilhelm (rechts) und Kriminaldirektor Mario Huber vor.	Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk (Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk)
1400 Versammlungen musste die nordschwäbische Polizei 2022 betreuen - so viele wie noch nie. Waren es zu Beginn des Jahres noch Corona-Demos, kamen in der Folge immer mehr Kundgebungen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Klima-Demos hinzu. Diese und weitere Schwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr stellten gestern Polizeipräsident Martin Wilhelm (rechts) und Kriminaldirektor Mario Huber vor. Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk (Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk)
1400 Versammlungen musste die nordschwäbische Polizei 2022 betreuen - so viele wie noch nie. Waren es zu Beginn des Jahres noch Corona-Demos, kamen in der Folge immer mehr Kundgebungen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Klima-Demos hinzu. Diese und weitere Schwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr stellten gestern Polizeipräsident Martin Wilhelm (rechts) und Kriminaldirektor Mario Huber vor. Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk (Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk)
1400 Versammlungen musste die nordschwäbische Polizei 2022 betreuen - so viele wie noch nie. Waren es zu Beginn des Jahres noch Corona-Demos, kamen in der Folge immer mehr Kundgebungen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Klima-Demos hinzu. Diese und weitere Schwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr stellten gestern Polizeipräsident Martin Wilhelm (rechts) und Kriminaldirektor Mario Huber vor. Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk (Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk)
1400 Versammlungen musste die nordschwäbische Polizei 2022 betreuen - so viele wie noch nie. Waren es zu Beginn des Jahres noch Corona-Demos, kamen in der Folge immer mehr Kundgebungen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Klima-Demos hinzu. Diese und weitere Schwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr stellten gestern Polizeipräsident Martin Wilhelm (rechts) und Kriminaldirektor Mario Huber vor. Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk (Fotos: Maximilian Tauch / Janina Funk)

Mit insgesamt 36 140 Delikten liegt die Anzahl der Straftaten 2022 zwar höher als im vorvergangenen Corona-Jahr 2021, als nordschwabenweit 32 868 Straftaten registriert wurden, die beiden Jahre seien allerdings nicht vergleichbar, betonte Wilhelm. 2022 war „das erste Jahr, das nicht mehr von zahlreichen Corona-Einschränkungen geprägt war”, so Wilhelm, der die aktuelle Kriminalstatistik aus diesem Grund mit dem „Vor-Corona-Jahr” 2019 in Bezug setzte.

2019 lag die Gesamtkriminalität in Nordschwaben bei 37 999 Straftaten. Im vergangenen Jahr gab es demnach 1859 Straftaten weniger als 2019. Im Zehn-Jahres-Vergleich sei sogar ein Rückgang um 5070 Fälle beziehungsweise 12,3 Prozent festzustellen, berichtete Wilhelm.

In der Stadt Augsburg registrierte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 19 545 Straftaten - 1689 weniger als 2019 und 2481 weniger als vor zehn Jahren, allerdings 2076 mehr als im Corona-Jahr 2021. Die Aufklärungsquote der nordschwäbischen Polizei sank zwar um 1,9 Prozentpunkte auf 69,9 Prozent, liege jedoch mit 4,6 Prozentpunkten deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt, führte Wilhelm weiter aus.

Alles bestens also? Nicht ganz, denn einige Bereiche machten der Polizei besonders zu schaffen. So stieg die Anzahl der Sex-ualstraftaten innerhalb der vergangenen Jahre kontinuierlich von 335 Delikten 2016 auf 812 Delikte im Jahr 2022. Im vorvergangenen Jahr hatte die Polizei 799 Sexualstraftaten verzeichnet. Wie Kriminaldirektor Mario Huber erklärte, handle es sich beim Großteil dieser Delikte um den Besitz oder die Verbreitung von Kinderpornografie. Der starke Anstieg in diesem Bereich gehe auch darauf zurück, dass die Polizei einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Kinderpornografie setze. „Das Dunkelfeld wird mehr und mehr aufgedeckt”, sagte Huber. In Nordschwaben habe es 2022 insgesamt 234 Wohnungsdurchsuchungen wegen des Verdachts auf Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie gegeben.

Bei Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen habe es 2022 elf Fälle mehr gegeben als im Vorjahr. Der Statistik zufolge waren es 2021 in ganz Nordschwaben 66 Fälle von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen, im vergangenen Jahr 2022 insgesamt 77 Fälle. Kriminaldirektor Huber betonte, dass sich bei den meisten dieser Fälle Opfer und Täter kannten.

Was bei der Kinderpornografie auffällig sei, so Huber, „ist, dass die Täter oft selbst Kinder oder Jugendliche sind”. Diese würden häufig Bilder oder Videos mit ihrem Handy verbreiten, die unter den Straftatbestand der Kinderpornografie fallen. Überhaupt sei ein großer Anstieg an Straftaten festzustellen, bei denen Kinder die Täter sind. Im Vergleich zu 2019 habe es 2022 beispielsweise 56,5 Prozent mehr Straftaten mit einem Kind als Täter gegeben. Was die Gründe für diese Zunahme seien, dafür habe die Polizei „keine gesicherten Erkenntnisse”. Aber: „Vertreter von Jugendhilfeorganisationen gehen davon aus, dass dies mit dem stark gestiegenen Frust durch die Corona-Pandemie zusammenhängt”, sagte Huber.

Apropos Frust: Auch die nordschwäbische Polizei stelle fest, dass die Hemmschwelle gegenüber Amtspersonen sinke, bei gleichzeitiger Zunahme von Hass und Hetze im Internet. Letzteres „bekämpfen wir sehr intensiv”, sagte Polizeichef Wilhelm. Den Frust auf der Straße begleitete die Polizei zuletzt verstärkt im Zuge von Corona-Demos. Insgesamt waren die Beamten im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord 2022 bei rund 1400 Versammlungen im Einsatz. Diese thematisierten im weiteren Jahresverlauf zunehmend den Klimaschutz und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, erläuterte Wilhelm.

Doch für die Polizei gab es 2022 auch erfreuliche Großeinsätze: Die Kanu-WM zum Beispiel, die im Juli in Augsburg stattfand. Die Polizei habe dafür gesorgt, dass tausende Zuschauer die Wettkämpfe unbeschwert und störungsfrei verfolgen konnten. „Und wir haben natürlich unserem Kollegen und Spitzensportler Sideris Tasiadis die Daumen gedrückt und uns mit ihm über seinen grandiosen Erfolg gefreut”, so Wilhelm. „Das Dunkelfeld wird mehr und mehr aufgedeckt”


Von Janina Funk
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