Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.06.2022 17:01

Letztes Schullandheim soll verkauft werden

Dienstvereinbarungen bei der Stadt   Augsburg sollen überarbeitet werden. Grund hierfür ist eine Überstundenabrechnung in Höhe von mehr als 200 000 Euro, die Baureferent Gerd Merkle eingereicht hat. 	Foto: mjt (Foto: mjt)
Dienstvereinbarungen bei der Stadt Augsburg sollen überarbeitet werden. Grund hierfür ist eine Überstundenabrechnung in Höhe von mehr als 200 000 Euro, die Baureferent Gerd Merkle eingereicht hat. Foto: mjt (Foto: mjt)
Dienstvereinbarungen bei der Stadt Augsburg sollen überarbeitet werden. Grund hierfür ist eine Überstundenabrechnung in Höhe von mehr als 200 000 Euro, die Baureferent Gerd Merkle eingereicht hat. Foto: mjt (Foto: mjt)
Dienstvereinbarungen bei der Stadt Augsburg sollen überarbeitet werden. Grund hierfür ist eine Überstundenabrechnung in Höhe von mehr als 200 000 Euro, die Baureferent Gerd Merkle eingereicht hat. Foto: mjt (Foto: mjt)
Dienstvereinbarungen bei der Stadt Augsburg sollen überarbeitet werden. Grund hierfür ist eine Überstundenabrechnung in Höhe von mehr als 200 000 Euro, die Baureferent Gerd Merkle eingereicht hat. Foto: mjt (Foto: mjt)

Bereits Anfang Juni stand das Thema auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses, der letztlich mit acht zu vier Stimmen für eine Veräußerung stimmte und somit dem Vorschlag der Verwaltung folgte. Nach Ansicht von Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) würden auf die Stadt Kosten von rund 3,5 Millionen Euro zukommen, um unter anderem den Brandschutz auf Vordermann zu bringen und bauliche Mängel zu beseitigen. In Anbetracht der ohnehin enormen finanziellen Herausforderung im Bereich der Schulsanierungen gebe es keine andere Möglichkeit, als die Einrichtung in Zusamzell aufzugeben.

Dass das Schullandheim im Augsburger Landkreis, ebenso wie das in Thannhausen (Kreis Günzburg), veräußert werden soll, hatte der Stadtrat bereits im Jahr 2011 beschlossen. Zwei Jahre später ruderte man allerdings zurück und entschied sich dazu, die Tagessätze zu erhöhen. Das Schullandheim in Thannhausen, das die Stadt bereits vor einigen Jahren verkauft hat, wird mittlerweile als Kindertagesstätte genutzt. 2019 musste dann wegen mangelhaften Brandschutzes auch die Einrichtung in Zusamzell schließen und ist seither ungenutzt.

Widerstand gegen den Verkauf gab es auch am Donnerstag im Stadtrat von der Sozialfraktion aus SPD und Linke. Im Zuge eines Dringlichkeitsantrags stellte Stefan Kiefer (SPD) eine Rettungsmöglichkeit für das Schullandheim Zusamzell vor. Demnach sollte die renovierungsbedürftige Immobilie zusammen mit allen dazugehörigen Grundstücken und der Ausstattung an eine geeignete städtische Stiftung übergeben werden, damit diese den notwendigen Umbau für den Weiterbetrieb des Grundstücks durchführt und das Gebäude im Anschluss an Schulen vermietet.

Die Übergabe an die Stiftung sollte nach Kiefers Plänen schenkungsweise mit der Maßgabe erfolgen, dass das Grundstück mindestens 25 Jahre lang für die Nutzungen durch Schulen sowie Jugendgruppen zur Verfügung gestellt wird. Wie Kiefer weiter ausführte, solle die Stadt den Betrieb weiterhin organisieren und gegebenenfalls an einen geeigneten Träger abgeben. Die Einnahmen aus dem Übernachtungsbetrieb sollte laut dem Lösungsvorschlag die Stiftung erhalten.

Die vergangenen zehn Jahre hätten gezeigt, „dass das Bildungsreferat sich nicht im Stande sieht, die Immobilie gleichzeitig zu betreiben und zukunftsorientiert umzubauen”, begründeten SPD und Linke ihren Antrag. Die Befürworter des Rettungsvorschlags störten sich im Stadtrat aber auch daran, dass nur wenige Minuten zuvor „Mehrkosten von 170 Millionen Euro für die Theatersanierung beschlossen wurden, ohne dass das die Schulsanierungen gefährde”, so Florian Freund (SPD), der dafür appellierte, dass der Erhalt des Schullandheims nicht an den Investitionskosten scheitern solle.

„Da fehlt mir jegliches Verständnis”, sagte auch Peter Hummel (Freie Wähler) in Anbetracht der Tatsache, dass „hier ein Schullandheim geopfert wird, weil es kein WLAN gibt” aber gleichzeitig ein Theater mit unter anderem drei Kellergeschossen gebaut werden könne.

Im Zuge der emotional geführten Diskussion wurden von Seiten der Stadträte, die die Einrichtung lieber hätten erhalten wollen, immer wieder die Erinnerungen und Erlebnisse der Kinder in den Vordergrund gerückt. CSU und Grüne verwiesen jedoch darauf, dass auch andere Schullandheime besucht werden könnten. Das Argument, dass wegen der in den vergangenen Jahren immer teurer werdenden Sanierung des Staatstheaters andere Projekte auf der Strecke bleiben würden, wollten die Koalitionspartner nicht gelten lassen.

Aus Sicht von Regina Stuber-Schneider (Freie Wähler) könnte sich dieses Problem schon bald von selbst gelöst haben. „Wenn wir heute das Schullandheim schließen, dann gibt es kein Projekt Schullandheim mehr. Wir haben auch kein Projekt Römermuseum. Wenn ich kein Projekt habe, dann habe ich auch kein Projekt als Konkurrenz zum Theater”, so die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion aus Freie Wähler, FDP und Pro Augsburg.

Der Rettungsvorschlag wurde schließlich mehrheitlich abgelehnt und der Verkauf des Schullandheims Zusamzell gegen 20 Stimmen beschlossen. „Da fehlt mir jegliches Verständnis”


Von Patrick Bruckner
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