Für ihr erstes Brechtfestival hatten die Leiter Jürgen Kuttner und Tom Kühnel im Jahr 2020 einiges geändert. Durch das „Spektakel” wollte man auch Festival-Neulingen den Zugang zu Brecht erleichtern. Als die Corona-Pandemie in Europa ankam, gab es vorerst noch Überlegungen, das nächste Festival dennoch erneut im Martini-Park durchzuführen. Es sei aber schnell klar geworden, dass zumindest ein Spektakel so nicht möglich gewesen wäre, erzählte Kuttner. In einen der Räume, in dem im vergangenen Jahr Besucher dicht zusammen saßen, hätten nach den Hygienevorschriften nur noch elf Personen gepasst - „mit den Künstlern”, wie Kuttner betonte. Auch Überlegungen, Aufführungen öffentlich an einem größeren Platz zu streamen, hätte es gegeben. Die Entscheidung, das Festival komplett digital durchzuführen, fiel erst im November. Das Leitungsteam hatte 2020 versucht, „den Zugriff auf dieses Festival grundlegend zu verändern”, so Jürgen Kuttner. Das betraf nicht nur die Präsentation der Beiträge, sondern auch deren Herkunft. Kuttner und Kühnel wollten nicht existierende Produktionen nach Augsburg bringen, sondern das Brechtfestival zum „Produktionsfestival” machen - es sollten überwiegend eigens angefertigte Produktionen gezeigt werden.Für das digitale Brechtfestival erwies sich dies wohl als Vorteil, denn abgefilmte Aufführungen sollten den Zuschauern nicht präsentiert werden. Bei solchen werde sofort klar, dass etwas fehlt, erklärte Kuttner. Stattdessen wandten sich die Leiter an die Akteure, die ihre Beteiligung zugesagt hatten, und baten sie, Videos zu produzieren, die auch filmische Mittel nutzen können. Dieser Aufgabe stellte sich unter anderem das Staatstheater Augsburg, das Heiner Müllers „Medea-Material” in einer Inszenierung von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner auf die (digitale) Bühne bringt. Das Konzept hierfür habe man „sehr schnell umgebaut”, erzählte Staatstheater-Intendant André Bücker. Das Digitale sei „eine eigene Bühne”, und als solche auch kein Ersatz für etwas anderes.Für das digitale Festival wollten die Leiter dennoch ein „Live-Gefühl” bewahren. Deshalb werden ab Freitag bis Samstag, 6. März, jeden Abend verschiedene Aufführungen gezeigt; immer stehen auch mindestens eine, meist mehrere Premieren auf dem Programm. Wenn man dann den Link zur ersten Ausstrahlung eines Beitrages habe, „wird man wissen, dass andere Leute das gleichzeitig auch schauen”, sagte Kuttner. Am letzten Sonntag stehen alle Beiträge in einer Mediathek zur Verfügung.Obwohl das Brechtfestival heuer online stattfindet, habe man sich „relativ schnell entschieden, dass das Ganze nicht umsonst im Netz sein wird”, sagte Kulturamts-Leiterin Elke Seidel. Laut Kulturreferent Jürgen Enninger sei das auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Kultur. Dennoch soll ein möglichst großes Publikum erreicht werden. Während der reguläre Festivalpass 12 Euro kostet, gibt es das Ticket auch für 7 Euro, etwa für Leute, die die Pandemie hart getroffen hat. Im Gegenzug können Zuschauer, die etwa in der Familie oder Wohngemeinschaft mit mehreren Leuten zuschauen, auch freiwillig 22 Euro zahlen, um das Festival zu unterstützen. Das Programm des Festivals sowie der Ticketverkauf ist zu finden unter brechtfestival.de. „Spektakel” wäre heuer nicht möglich gewesen