Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 02.12.2021 17:35

Burn-Out bei Medizinstudenten

Die Medizinische Fakultät   in Augsburg erforscht, wie Burn-Out und Depressionen bei Studenten vorgebeugt werden kann. 	    	Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Die Medizinische Fakultät in Augsburg erforscht, wie Burn-Out und Depressionen bei Studenten vorgebeugt werden kann. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Die Medizinische Fakultät in Augsburg erforscht, wie Burn-Out und Depressionen bei Studenten vorgebeugt werden kann. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Die Medizinische Fakultät in Augsburg erforscht, wie Burn-Out und Depressionen bei Studenten vorgebeugt werden kann. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Die Medizinische Fakultät in Augsburg erforscht, wie Burn-Out und Depressionen bei Studenten vorgebeugt werden kann. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)

Die Studie erhebt mit Hilfe eines Fragebogens belastende Faktoren im Studium, etwa Prüfungsstress. Gleichzeitig werden laut der Universität mögliche Präventionsmaßnahmen direkt im Augsburger Modellstudiengang getestet. Ziel sei die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs, der im Medizinstudium deutschlandweit eingesetzt werden kann.

Wenn Ärzte unter Depressionen oder Burn-Out leiden, hat das auch negative Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsversorgung. In der jüngsten Erneuerung der Deklaration von Genf hat der Weltärztebund deshalb auch die Beachtung der ärztlichen Gesundheit und des eigenen Wohlbefindens aufgenommen. „Die Probleme beginnen jedoch bereits viel früher”, betont Professor Thomas Rotthoff von der Medizinischen Fakultät Augsburg. Er hat dort den Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung inne und die Gesundheit der Medizinstudenten im Blick: „Wir stellen weltweit fest, dass bereits während des Medizinstudiums die angehenden Ärztinnen und Ärzte unter Symptomen von Burn-Out und Depressionen leiden”, sagt er. „Dies ist besorgniserregend, da mit dem ärztlichen Beruf eine hohe Verantwortung einhergeht”.

Rotthoff leitet die Studie in Augsburg. Gemeinsam mit seinen Projektpartnern aus der Psychologie und der Empirischen Bildungsforschung der Universität Augsburg möchte er herausfinden, welche Schutzfaktoren es gegenüber mangelndem Wohlbefinden, Burn-out und Depressivität bereits im Studium gibt, um den späteren Risikofaktoren ärztlicher Gesundheit vorzubeugen.

Durch Fragebögen in sieben Modellstudiengängen in Deutschland wird zunächst untersucht, wie sich die psychische Gesundheit der Studenten im Laufe des Studiums verändert. Mithilfe des sogenannten „smartphone-basierten Experience Samplings”, das nur in Augsburg eingesetzt wird, nimmt das Forschungsteam außerdem besonders belastende und emotional herausfordernde Phasen des Studiums in den Blick.

„Die Studierenden erhalten immer wieder im Verlauf ihres Studiums für einen Zeitraum von zehn Tagen Smartphones und werden mehrmals am Tag mit Kurzfragebögen zu ihrem aktuellen Wohlbefinden, Belastungen und Tätigkeiten befragt”, erklärt Ulrike Nett, Juniorprofessorin für Empirische Bildungsforschung an der Universität Augsburg. „Das hat den Vorteil, dass wir direkt im Moment der Belastung einen Einblick bekommen, wie es den Studierenden geht.” Besonders belastend können etwa die Zeiträume vor den Prüfungsphasen sein, oder der Präparier-Kurs, wenn die Studenten das erste Mal an Körperspendern arbeiten.

Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen unterschiedliche Maßnahmen entwickelt, direkt im Augsburger Studiengang eingesetzt und wissenschaftlich evaluiert werden. Zu diesen Maßnahmen zählt beispielsweise, dass die inhaltliche Ausgestaltung des Studiengangs in einem gemeinsamen Prozess mit Lehrenden und Studenten erfolgt. Eine wichtige Rolle spiele auch die professionelle Identitätsbildung der Studenten im Verlauf des Studiums.

„Ganz praktisch wollen wir zum Beispiel ein studentisches Peer-Coaching einrichten, bei dem die Studierenden sich gegenseitig bei Problemen unterstützen und auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten”, sagt Thomas Rotthoff. Gemeinsam mit Professor Ingo Kollar und Professor Markus Dresel von der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät möchte das Team auch ein Online-Angebot zur Gesundheitsförderung entwickeln, das Studenten zum Beispiel dabei unterstützt, ihre Lernprozesse besser zu planen, damit sie einem geringeren Prüfungsstress ausgesetzt sind.

Modellstudiengänge wie der in Augsburg sind laut Martina Kadmon, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät, wichtig für die Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland. „Im Idealfall erweisen sie sich als zentral für die Erprobung, Erforschung und Anpassung laufender Reformvorgänge”, glaubt Kadmon. Durch die Neukonzeption des Augsburger Studiengangs könne dieser aktuelle Impulse aus der Forschung direkt umsetzen und überprüfen. Mit Maßnahmen, die sich in Augsburg bewähren, soll ein Katalog erarbeitet werden, der sich „sehr gut auch auf die anderen Medizinstudiengänge in Deutschland übertragen lässt”, so Kadmon. Belastende Situationen in Echtzeit untersuchen

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