Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.03.2013 14:23

Geheime Kammern von St. Ulrich

<p> <x_bildunterschr> <b>Das Kreuz des Heiligen Ulrich  </b>in all seiner Pracht: Gefertigt von den Augsburger Goldschmieden Nikolaus und Jörg Seld. </x_bildunterschr> </p>
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Abseits des öffentlich zugänglichen Kirchenschiffs gibt es noch weitere Sehenswürdigkeien. Versteckt hinter der Stadtpfarrkirche finden sich Überreste eines ehemaligen Benediktinerklosters. Die Mönche kamen schon vor mehr als tausend Jahren vom Tegernsee nach Augsburg. Deren wertvolle Reliquien strahlen in der neuen Heiltumskammer.

Das wohl bekannteste Schmuckstück, das hier lagert, ist das Ulrichskreuz. Der Papst persönlich schenkte dieses eigentlich schlichte Holzstück dem heiligen Bischof Ulrich. Es soll sich allerdings um ein Bruchstück des Kreuz Christi handeln. Von der eigentlichen Reliquie ist nicht viel zu sehen: Kunstvoll geschmiedetes Gold und Silber, verziert mit wertvollen Edelsteinen, umhüllt die Überreste. Als es gefertigt wurde, war das Ulrichkreuz mehrere große Stadthäuser in bester Lage wert.

Um das Ulrichskreuz rankt sich eine wundersame Legende: Als zu Beginn des 10. Jahrhunderts plündernde Ungarn in und um Augsburg Bauten zur Verehrung der Heiligen Afra zerstörten, war die Volksseele der Augsburger tief getroffen. Doch 955 war Schluss mit dem gotteslästerlichen Treiben: Otto der Große vernichtete angeblich bis zu 100 000 Ungarn auf dem Lechfeld – mit der Kraft des Ulrichkreuzes. Dieser große Sieg wird oft als „Geburt der deutschen Nation bezeichnet“. Die Reliquie wird auch heute noch für Prozessionen und Gottesdienste genutzt.

Die neue Heiltumskammer ist erst 2004 eingeweiht worden, um einen sicheren Platz für die mittelalterlichen Kostbarkeiten zu schaffen. Diese lagern in nahezu völliger Dunkelheit und sind fest in großen Vitrinen verschlossen. Nur selten öffnen sich die Türen zur Schatzkammer der Ulrichsbasilika. Nicht nur das Ulrichskreuz hat dort seinen Platz, sondern auch Monstranzen, Heiligenfiguren, ein reich verzierter Elfenbeinkasten, wertvolle Stäbe von ehemaligen Äbten und uralte Gebeine. Hier werden auch die Gewänder des Bischofs Ulrich aus byzantinischem Seidenstoff aufbewahrt, sie gehören zu den ältesten erhaltenen Kleidungstücken der Welt.

Gegenüber der neuen liegt die alte Heiltumskammer. Hier lagert nichts mehr, nur die massiven verzierten Holzschränke erinnern noch an die einstige Funktion der Kammer, die mit zahllosen Bildern von Würdenträgern der Kirche ausgeschmückt ist. Von hier aus führt eine immens steile Wendeltreppe zur so genannten Schneckenkapelle.

„Zu diesem seltsamen Namen hat weder eine schneckenhausartige Verzierung in der Kapelle geführt, noch eine versteckte Kritik an dem Tempo kirchlicher Reformen“, heißt es auf der Homepage der Ulrichsbasilika. Namensgeber war die enge Wendeltreppe mit ihren 44 Stufen. Mit ihrer Länge von 25 und einer Breite von 8,65 Metern wäre die Schneckenkapelle eine passable Dorfkirche. Und mit ihrer Höhe von immerhin 17 Metern überragt sie so manches Mehrfamilienhaus.

Früher pilgerten zehntausende Gläubige zu der auch als Marienkapelle bezeichneten Wallfahrtsstätte, um die Heiligen Simpertus, Narzissus und Jakobus zu verehren. Vor jedem der drei Bildnisse zündeten Eltern Kerzen für ihre kranken Kinder an. Die Gläubigen beteten so lange, bis eines der Lichter erlosch. Dieses Zeichen sollte Auskunft über den weiteren Krankheitsverlauf geben.

In der Schneckenkapelle steht auch der ehemalige Hochaltar von St. Ulrich und Afra. Dieses imposante postgotische Schnitzwerk füllt fast die gesamte Raumhöhe aus und entstand um 1570. Das heißt, dass die Erbauer damit das eigentliche Aussehen der Basilika zu imitieren versuchten. Der Altar soll also älter wirken, als er eigentlich ist.

Dem normalen Kirchgänger wird das allerdings wohl nie auffallen. Denn die Schneckenkapelle befindet sich nun mal in luftiger Höhe und wie die anderen verborgen Sehenswürdigkeiten von St. Ulrich und Afra in einem abgetrennten Bereich.


Von Praktikant3
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