Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.11.2020 17:25

Planung nimmt wieder Fahrt auf

Wo soll die Linie 5 fahren?   Die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr ist mit den Plänen der Stadt zur neuen Straßenbahnlinie nicht zufrieden. Sie vermisse insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße.	Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Wo soll die Linie 5 fahren? Die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr ist mit den Plänen der Stadt zur neuen Straßenbahnlinie nicht zufrieden. Sie vermisse insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Wo soll die Linie 5 fahren? Die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr ist mit den Plänen der Stadt zur neuen Straßenbahnlinie nicht zufrieden. Sie vermisse insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Wo soll die Linie 5 fahren? Die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr ist mit den Plänen der Stadt zur neuen Straßenbahnlinie nicht zufrieden. Sie vermisse insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Wo soll die Linie 5 fahren? Die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr ist mit den Plänen der Stadt zur neuen Straßenbahnlinie nicht zufrieden. Sie vermisse insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)

Die Planfeststellung betrifft jedoch nur den ersten Abschnitt vom Hauptbahnhof zur Bürgermeister-Ackermann-Straße. Im zweiten Abschnitt hakt es an den Knotenpunkten zwischen B17-Querung und Kriegshaberstraße. Deshalb „und auch um die Inbetriebnahme des Hauptbahnhofes mit einem Straßenbahnbetrieb westlich des Tunnels zu ermöglichen” - sprich, damit Untertunnelung und Trasse möglichst zeitgleich fertig werden - erfolge die Aufteilung in zwei Abschnitte, erklärt die Stadtverwaltung in der Vorlage für die Stadtratssitzung. Bereits 2014 war die Führung der Trasse zwischen dem künftigen Bahnhofsvorplatz im Westen und der Bürgermeister-Ackermann-Straße als „Flügelung” entwickelt worden - also mit der stadtauswärtigen Straßenbahn über die Rosenaustraße und die Pferseer Straße und der stadteinwärtigen Straßenbahn über die Perzheimstraße und die Hörbrotstraße. Im Anschluss wurde längere Zeit darum gerungen, ob die Linie 5 danach über die Hessenbachstraße oder die Holzbachstraße verlaufen soll. Schließlich entschieden sich Stadt und Stadtwerke für letztere Variante. Auch die bestehende Linie 3 soll in Zukunft durch den neuen Bahnhofstunnel - wenn er denn fertig ist - fahren und zwischen Hauptbahnhof und Pferseer Straße „geflügelt” werden. Die Trennung der beiden Linien erfolgt dann am Knotenpunkt Pferseer Straße /Holzbachstraße, wo die Linie 3 wie bisher auf die Luitpoldbrücke fährt und die Linie 5 nach Norden in die Holzbachstraße abbiegen soll. In diesem Bereich wird den Plänen zufolge auch eine zusätzliche Haltestelle gebaut. Die Einreichung des Planfeststellungsantrages nach Zustimmung des Stadtrates sei „noch im Jahr 2020 erforderlich, damit für die Verkehrsgutachten der Prognosehorizont” von mindestens zehn Jahren bis zum Prognosejahr 2030 „gehalten werden kann”, betont die Stadtverwaltung. Die Planfeststellung des zweiten Bauabschnitts bis zum Uniklinikum solle im Jahr 2021 eingereicht werden, gibt sich die Stadtverwaltung optimistisch. Nicht zufrieden mit der Trassenführung ist indes die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg (Ana). „Während von Seiten der Politik noch vor der Wahl angekündigt wurde, man könne erst über Varianten diskutieren, wenn genügend auf dem Tisch lägen, findet diese Diskussion nun überhaupt nicht statt”, so die Ana. Mit den aktuellen Plänen drohe Augsburg eine Tram, die nach dem Tunnelabschnitt auf der vielbefahrenen Rosenaustraße im Stau stehe. Die Arbeitsgemeinschaft will eine „Führung in beiden Richtungen durch die Hörbrotstraße”. Die solle dafür „verkehrsberuhigt werden und die Schaffung von Anwohnerparkplätzen in der Nähe geprüft werden”. Auch schlägt die Ana vor, eine „eigene Querung der Wertach für die Straßenbahn ausgehend von der Hörbrotstraße zur Augsburger Straße/Hessenbachstraße zu prüfen”. Die Ana moniert zudem einen „unvollständigen Trassenvergleich”: „Wir vermissen insbesondere eine Variante unter Einbeziehung der Localbahntrasse parallel zur Hessenbachstraße.” Dabei hatten die Stadtwerke vor einigen Jahren selbst „eine Trasse entlang der Hessenbachstraße als besonders geeignet bewertet”, erinnert die Arbeitsgemeinschaft. „Die Strecke ist für die Localbahn als Teil des Rings zwar nicht verzichtbar, wird aber seltenst befahren und hat im Bereich Pfersee keine Anschlussgleise mehr.” Es sei deshalb wie in Bremen oder Kassel „eine platzsparende Mitnutzung der Trasse durch die Straßenbahn auf eigenen Schienen möglich”. Antrag soll noch in diesem Jahr eingereicht werden.

Unzufrieden mit den Planungen ist auch die „soziale Fraktion” aus SPD und Linke. Diese hat gemeinsam mit dem gebürtigen Augsburger Herbert König, der 24 Jahre lang als Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft für den Nahverkehr in der Landeshauptstadt verantwortlich war, eine eigene Variante vorgestellt. „Unser Vorschlag lautet: Lasst uns mit der Linie 5 in beide Richtungen über die Rosenaustraße fahren und mit der Linie 3 über die Pferseer Straße, so wie sie das seit vielen Jahrzehnten tut”, sagte König.

Aus seiner Sicht bedeutet die Amtsplanung im Vergleich zu seinem Vorschlag durch die längere Strecke mit Kurven und Langsamfahrstellen (teilweise nur 15 Stundenkilometer) eine geringere Attraktivität für die neue Linie 5. Zudem entfielen im Gegensatz zu seiner Planung die wichtige Haltestelle Rosenaustraße sowie 100 Anwohnerparkplätze, die ersatzlos gestrichen werden sollen. Zu erhöhtem Verkehrsaufkommen würde es demnach in der Rosenaustraße und Schießstättenstraße kommen, wenn die Holzbachstraße zur Einbahnstraße werde. SPD und Linke erwarten durch die Amtsplanung massive Widerstände und Klagen, wodurch kein zeitgleicher Anschluss mit Eröffnung der Mobilitätsdrehscheibe 2023 möglich sei.


Von Janina Funk und Patrick Bruckner
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