Eine Mitarbeiterin des Seniorenheims St. Afra, betrieben vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), ist mit der Informationspolitik ihres Arbeitgebers überhaupt nicht zufrieden. Ihr erscheint es, als wolle die Heimleitung die hohen Infektionszahlen verschweigen. Während man in den Medien regelmäßig von den Problemen der städtischen Heime lese, sei vom Seniorenheim St. Afra gar nichts zu hören. Dabei arbeite auch das Heim in der Innenstadt inzwischen am Limit, ein Pfleger müsse in einer Schicht zwei Stockwerke betreuen. Zwar würden Auszubildende zur Unterstützung eingesetzt, doch diese seien schlichtweg noch nicht voll belastbar. Das Heim habe sich außerdem nicht gut genug auf die ersten Infektionsfälle vorbereitet, so ein weiterer Vorwurf der Mitarbeiterin. Zu Beginn habe es nicht für alle Pfleger eine ausreichende Schutzausrüstung gegeben. Inzwischen seien von rund 35 Pflegern nur zehn noch nicht mit dem Coronavirus infiziert, obwohl inzwischen glücklicherweise genug Schutzkleidung zur Verfügung stehe. „Das hätten wir von Anfang an gebraucht”, betont die Mitarbeiterin. Heimleiter Andreas Bader wollte sich nicht zu den aktuellen Corona-Fällen im St. Afra äußern. „Ich bin froh, dass wir bisher noch nicht in der Zeitung waren”, sagt er. Denn das würde nur weitere Anfragen nach sich ziehen, und das sei in dieser bereits angespannten Situation kontraproduktiv. Glücklicherweise seien die meisten Bewohner inzwischen „dann nach und nach wieder genesen”, so Bader. Von bis zu 40 gleichzeitig infizierten Bewohnern sprach die Mitarbeiterin des Heims. Der SKF gibt auf Nachfrage an, dass aktuell noch 17 Bewohner positiv getestet seien. Bislang habe es in dem Heim vier Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gegeben. Es sei auch zum Ausfall „vieler Pflegekräfte” gekommen, bestätigt der SKF-Sprecher. Man stehe aktuell vor „riesigen Herausforderungen, die die Pandemie mitbringt und die vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner aber auch die Pflegekräfte extrem fordern”. An Fehlern der Heimleitung oder des Trägers liege das aber nicht. Es gebe, wie beim ersten Lockdown, im Heim ein ausführliches Hygienekonzept. Der SKF sei täglich in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, um alle Maßnahmen abzustimmen. Auch den personellen Engpass bekämpfe man so gut wie möglich. Es sei zu jedem Zeitpunkt mindestens eine Pflegefachkraft vor Ort, die von weiteren Mitarbeitern unterstützt werde. Außerdem habe man in Absprache mit dem Gesundheitsamt auch zusätzliche Kräfte über eine Zeitarbeitsfirma angestellt. Auch ein weiteres nicht-städtisches Seniorenheim hat inzwischen von Problemen berichtet. Wie Gottfried Fuhrmann, Einrichtungsleiter des Pauline-Fischer-Hauses des Diako, der Augsburger Allgemeinen erzählte, seien bei einer Reihentestung 47 Bewohner und 21 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch in diesem Fall wurden zur Unterstützung Zeitarbeiter angestellt, doch man arbeite am Limit und brauche laut dem Einrichtungsleiter dringend mehr Unterstützung aus der Politik. Bei den städtischen Heimen sind weiterhin das Seniorenzentrum Lechrain und das Hospital-Stift stark von der Pandemie betroffen. Im Heim Lechrain waren am Donnerstag 65 Senioren mit dem Virus infiziert. Nun sind auch die ersten beiden Bewohner des Heims verstorben. „Die Nachricht hat uns alle persönlich sehr getroffen”, sagt Heimleiterin Petra Fachet. Noch am vergangenen Freitag sei man froh gewesen, dass kein Bewohner Symptome zeigte. Gegen Abend sei dann ein Bewohner bereits in einem kritischen Zustand gewesen. Zu einem Todesfall kam es diese Woche auch im Sparkassen-Altenheim. Und im Hospital-Stift sind bis Donnerstag 27 Bewohner positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Vier Bewohner zeigten hier seit mehr als einer Woche stärkere Symptome, die in Zusammenarbeit mit Hausärzten „so gut es geht, gelindert werden”, so Einrichtungsleiter Michael Meier. Im Seniorenheim St. Afra befinden sich laut dem Sprecher des Trägers aktuell die meisten Bewohner „erfreulicherweise auf dem Weg der Besserung”. Eine Bewohnerin aber werde noch im Krankenhaus betreut. Mitarbeiterin eines Heims erhebt Vorwürfe