In der Auflistung des Bayerischen Landesamts für Gesundheit ist Augsburg am Dienstag auf die traurige Spitzenposition geklettert. Einzig der Landkreis Rottal-Inn in Niederbayern war am Tag zuvor mit seinen Infektionszahlen noch über Augsburg gelegen. Beim Landesamt gehen die Meldungen der Städte und Landkreise verzögert ein. Mit der neuesten Aktualisierung liegt Augsburg nun mit einem Inzidenzwert von 340,9 deutlich über dem niederbayerischen Landkreis mit 312,8. Im dritten bayerischen Problemgebiet, dem Berchtesgadener Land, ist die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen wieder auf 252 gesunken. Deutschlandweit lag der Inzidenzwert am Dienstag laut dem Robert Koch Institut bei 124,2. Mit besonders verschärften Maßnahmen muss Augsburg wohl vorerst trotz der hohen Fallzahlen nicht rechnen. „Genauso wie bundesweit gelten in Augsburg die verschärften Maßnahmen für den Wellenbrecher-Lockdown”, betont Oberbürgermeisterin Eva Weber. „Inwiefern die festgelegten Maßnahmen greifen, wird in den nächsten Wochen vor allem auf Bundes- und Landesebene bewertet.” Auch Veränderungen der geltenden Regeln würden dann auf Bundes- und Länderebene entschieden. „Das Infektionsgeschehen lässt sich leider nicht von einem Tag auf den anderen beeinflussen, sondern das ist ein Prozess über viele Tage”, sagt Weber. Deshalb sei von den Bürgern nun vor allem Disziplin und Geduld gefordert. „Leicht ist das nicht”, gesteht die Oberbürgermeisterin ein. Neben den Regeln und Vorschriften sei „die Eigenverantwortung von jeder und jedem Einzelnen” jedoch einer der wichtigsten Faktoren zur Bekämpfung der Pandemie. Grund zur Sorge sieht Gesundheitsreferent Reiner Erben aktuell nicht. „Augsburg ist kein Einzelfall”, meint er. „Im gesamten Verlauf der Covid-19-Pandemie gab es immer wieder in einzelnen Regionen und Städten eine Fallhäufung und in der Folge erhöhte Zahlen.” Den Grund für die hohen Fallzahlen sieht Erben auch nicht in den Augsburger Maßnahmen. „Augsburg ist eine Großstadt mitten in einer dicht besiedelten und stark vernetzten Region und auch stark an den Rest von Schwaben und Oberbayern angebunden”, so Erben. Besser als der Stadt ergeht es aktuell noch dem Landkreis Augsburg. Allerdings stieg auch hier die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag mit 229 Neuinfektionen auf 200 an. Ein besonderes Problem im Stadtgebiet: Dem Gesundheitsamt fällt es immer schwerer, die Infektionsketten nachzuvollziehen. Viele der neu festgestellten Fälle haben sich also wohl bei Personen angesteckt, die selbst nichts von ihrer Infektion wussten, keine Symptome hatten und sich deshalb auch nicht testen ließen. Von den 385 Neuinfizierten am Montag war laut Reiner Erben in 300 Fällen die Infektionsquelle unbekannt. Auch am Dienstag konnten nur drei der 102 Infektionen auf einen bereits bestätigten Fall zurückgeführt werden. Hinzu kommen Infektions-Cluster in mehreren Seniorenheimen und Flüchtlings-Einrichtungen. Das Hospital-Stift meldete am Montag zehn weitere positive Covid-19-Testergebnisse. 28 Bewohner und vier Mitarbeiter seien betroffen. Für 69 Senioren lag das Testergebnis noch nicht vor. Im Zuge einer Reihentestung war vergangene Woche zudem im Sander-Stift eine Bewohnerin positiv getestet worden. Nachdem das Testergebnis am Freitagabend vorlag, wurde am Samstagvormittag bei 24 Kontaktpersonen ein Antigen-Schnelltest durchgeführt. „Bereits zur Mittagszeit lagen die negativen Covid-19-Ergebnisse vor”, berichtet die Stadt. In einem zweiten Schritt würden jetzt PCR-Testungen durchgeführt. Am Montagvormittag teilte auch die Einrichtungsleiterin des Seniorenzentrums Lechrain, Petra Fachet, der Stadt mit, erstmals eine positiv getestete Bewohnerin zu haben. „Nach Bekanntwerden des Testergebnisses wurde der betroffene Wohnbereich sicherheitshalber sofort isoliert”, so die Stadt. In einem anderen Wohnbereich wurde von einer Mitarbeiterin ebenfalls ein positives Testergebnis gemeldet. „In der Folge wurden sofort weitere Antigen-Schnelltests und PCR-Reihentestungen der Kontaktpersonen vorgenommen.” Insgesamt habe man die schwierige Situation noch im Griff, sagt Werkleiterin Susanne Greger. Die Einrichtungen werden aber einen Besuchsstopp in den betroffenen Wohnbereichen verhängen. Maßnahmen werden nicht verschärft