Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.10.2020 18:26

Harte Zeiten für die Kultur

Im Sommer   fanden unter anderem im Annahof Aufführungen statt - mit Mindestabstand bei den Zuschauern. Die Augsburger Kulturszene kämpft trotzdem weiter mit Problemen.	Foto: Valterio D'Arcangelo (Foto: Valterio D'Arcangelo)
Im Sommer fanden unter anderem im Annahof Aufführungen statt - mit Mindestabstand bei den Zuschauern. Die Augsburger Kulturszene kämpft trotzdem weiter mit Problemen. Foto: Valterio D'Arcangelo (Foto: Valterio D'Arcangelo)
Im Sommer fanden unter anderem im Annahof Aufführungen statt - mit Mindestabstand bei den Zuschauern. Die Augsburger Kulturszene kämpft trotzdem weiter mit Problemen. Foto: Valterio D'Arcangelo (Foto: Valterio D'Arcangelo)
Im Sommer fanden unter anderem im Annahof Aufführungen statt - mit Mindestabstand bei den Zuschauern. Die Augsburger Kulturszene kämpft trotzdem weiter mit Problemen. Foto: Valterio D'Arcangelo (Foto: Valterio D'Arcangelo)
Im Sommer fanden unter anderem im Annahof Aufführungen statt - mit Mindestabstand bei den Zuschauern. Die Augsburger Kulturszene kämpft trotzdem weiter mit Problemen. Foto: Valterio D'Arcangelo (Foto: Valterio D'Arcangelo)

Wichtig ist das zum Beispiel für die Augsburger Puppenkiste. Das bekannte Puppentheater war eine von zahlreichen kulturellen Einrichtungen, die den Kulturausschuss am Mittwoch noch einmal um Unterstützung baten. Aktuell gebe es „leider nicht viel Schönes” zu berichten, sagte ihr Leiter Klaus Marschall. Die Mitarbeiter habe er bis September komplett in Kurzarbeit geschickt, aktuell arbeiteten sie wieder zu rund 20 Prozent. Sie treffen sich zu Proben im kleinen Kreis. Das Problem: Auftreten kann die Puppenkiste aktuell nicht, denn auf der Brücke, von der aus die Puppenspieler ihre Figuren steuern, sei kein Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten. Außerdem könnten höchstens 20 Prozent der sonst üblichen Zuschauer eingelassen werden. Alle Planungen der vergangenen Jahre seien aber von der gewöhnlichen Besucher-Auslastung von 80 bis 90 Prozent ausgegangen. Als Privattheater sei man auf diese Einnahmen angewiesen gewesen, erklärte Marschall. Die Zuschüsse von Stadt und Freistaat sicherten aktuell „das Überleben der Puppenkiste”.

Andere kulturelle Einrichtungen konnten die Krise besser überbrücken, wenn auch mit großen Umsatzausfällen. Die Museen etwa bieten seit dem Ende des Lockdowns wieder Zutritt zu ihren Ausstellungen, möglich durch Hygiene-Konzepte für jedes Haus. Letztendlich sei das Angebot, den Umständen entsprechend, recht gut angenommen worden, erzählte Direktor Christof Trepesch. Dennoch besuchten bis Mitte Oktober nur 148 000 Gäste die städtischen Museen. Im vergangenen Jahr wurden bis zum gleichen Zeitpunkt bereits 246 000 Gäste verzeichnet.

Ein grundsätzlich positives Fazit zum vergangenen Sommer zog Kulturamtsleiterin Elke Seidel. „Wir haben alles gerettet, was irgendwie ging”, sagte sie. Die Lange Kunstnacht, der Jazz-Sommer, das Friedensfest und das Mozartfest konnten in angepassten Varianten stattfinden. Auch über den Zuschauerzulauf könne man sich nicht beklagen. Außerdem sei bislang kein Fall bekannt, in dem sich ein Besucher bei einer der Veranstaltungen angesteckt hätte.

Schwierig ist die Situation sowohl für das Staatstheater als auch für die freien Theater. Die eingeschränkten Besucherzahlen machen den Theatermachern zu schaffen. Für das Staatstheater sei die Situation „vielfältig schwierig”, sagte Intendant André Bücker. Auch die Mitarbeiter müssten geschützt werden, und das sei bei den Proben im beschränkten Raumangebot der Interimsstätten schwierig. Theater sei „davon abhängig, dass viele Leute zusammenkommen”, auf und vor der Bühne. Nun müssten Abstriche gemacht werden. So spielte bei der aktuellsten Premiere das Orchester nicht im Saal, sondern in der Probebühne. Die Live-Übertragung der Musik habe aber natürlich nicht dieselbe Klangqualität wie das Original. Das verminderte Platzangebot führe auch vermehrt zu Unmut bei den Abonnenten. Man könne die Nachfrage keineswegs decken, erzählte Bücker. „Das ist wirklich ein Trauerspiel.”

Sein freies Theater, das Sensemble Theater, sei nur dank Spenden aus der Bevölkerung noch nicht geschlossen, betonte Sebastian Seidel. „Das belastet mich sehr”. Nach einem verhältnismäßig guten Sommer, in dem die Szene viel draußen spielte, sehe es „jetzt schon wieder anders aus”. Viele freie Künstler, mit denen die Theater zusammen arbeiten, wüssten aktuell kaum, wie sie über die nächsten Wochen kommen sollen.

Auf keinen Fall dürften die steigenden Infektionszahlen in Augsburg dazu führen, dass Kulturveranstaltungen wieder verboten werden, appellierte Korbinian Grabmeier vom Kulturbeirat an die Stadträte. Die Veranstaltungen seien keine Infektions-Hotspots und ein Verbot wäre deshalb „nicht nachvollziehbar”. Bislang sei eine weitere Einschränkung von Aufführungen, abgesehen von der nun geltenden Maskenpflicht am Sitzplatz, auch nicht vorgesehen, versicherte Oberbürgermeisterin Eva Weber. Veranstalter müssten sowieso schon umfangreiche Hygienekonzepte vorlegen. „Aber wir wissen natürlich nicht, was passiert, wenn die Zahlen noch weiter steigen”, merkte Weber an. „Alles gerettet, was irgendwie ging”


Von Laura Türk
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