„Die Entscheidung für die beiden Friedenspreisträger findet in diesem Jahr zum Ursprung des Friedensfestes zurück, denn sie weist auf zwei Menschen, die sich stellvertretend für zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und evangelischlutherischen Konfessionen immer wieder einander zugewandt und die Hand ausgestreckt haben”, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber bereits bei der Bekanntgabe der Preisträger am Augsburger Hohen Friedensfest im August. Denn spätestens beim gemeinsam begangenen 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hätten Marx und Bedford-Strohm nach Ansicht der Oberbürgermeisterin „ein historisches Zeichen für alle Christen auf dieser Welt gesetzt” und gezeigt, dass ein Miteinander im Glauben trotz unterschiedlicher konfessioneller Zugehörigkeit möglich sei. Laut Regionalbischof Axel Piper gehöre Versöhnung stiften, ganz im Sinne Jesu Christi, zu einer vornehmlichen Aufgabe der Kirche. „Nach Ansicht der Jury tragen die beiden Preisträger in ihren jeweiligen Ämtern durch ihren persönlichen, authentischen und kontinuierlichen Einsatz für das Verbindende und Brückenbauende zwischen den großen deutschen Konfessionen und darüber hinaus bei”, begründete Piper die Entscheidung der Jury. Diese setzte sich in diesem Jahr aus dem ehemaligen Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl und seiner Nachfolgerin Eva Weber, Weihbischof Anton Losinger, Oberkirchenrat Michael Martin, Bernd Oberdorfer, Stadtdekanin Susanne Kasch und Stadtdekan Michael Thoma, Rechtsanwalt Thomas Weckbach, Gregor Wurst, dem ehemaligen Landgerichtspräsident Herbert Veh und Regionalbischof Axel Piper, als Nachfolger von Regionalbischof Michael Grabow, zusammen. Der mit 12 500 Euro dotierte Augsburger Friedenspreis wird alle drei Jahre an Persönlichkeiten für besondere Leistungen zur Förderung interkonfessioneller Gemeinsamkeiten und für Verdienste zur Verständigung zwischen den Religionen verliehen. Heinrich Bedford-Strohm war von 2004 bis 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen an der Universität in Bamberg. Davon war er drei Jahre auch Dekan der Fakultät Humanwissenschaften. Seit 2011 ist er Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und seit 2014 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Darüber hinaus ist der 60-Jährige Mitglied der Ökumene-Kommission der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und der Deutschen Bischofskonferenz. Reinhard Kardinal Marx wurde 2007 zum Erzbischof von München und Freising berufen und 2010 in das Kardinalskollegium der Römisch-Katholischen Kirche aufgenommen. Im Jahr 2013 wurde der 66-Jährige in eine achtköpfige Kardinalsgruppe zur Beratung von Papst Franziskus bei der Leitung der Weltkirche berufen. Von 2014 bis 2020 war Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. „Sie erhalten den Augsburger Friedenspreis, weil sie Vorbilder ökumenischer Verständigung sind. Es sind die christlichen Werte von Solidarität, Gerechtigkeit und auch Hoffnung, die sie beide über die konfessionellen Unterschiede hinweg verbindet und die sie durch ihre Sichtbarkeit in unsere Gesellschaft tragen. In ihrem ökumenischen Bemühen machen sie immer wieder deutlich, dass unterschiedliche Ansichten, unterschiedliche Glaubensüberzeugungen einem vernünftigen Dialog und einem friedlichen Miteinander niemals im Wege stehen müssen”, erklärte der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Laudatio. Reinhard Kardinal Marx sehe die Worte des Bundespräsidenten als Zuspruch und Ermutigung, „es nun auch so zu machen”, erklärte er. „Ich bin überzeugt, dass dieser Preis alle ermutigt, die sich für Ökumene engagieren”, sagte Heinrich Bedford-Strohm in seiner Rede. Wie Marx ausführte, gehöre zur Ökumene als erstes der Wille, Gemeinsamkeiten zu finden und nicht auf das zu schauen, das die Religionen trennt. „Wir werden versuchen, uns weiterhin würdig zu erweisen”, sagte Kardinal Marx abschließend, denn das Christentum in Deutschland und in Europa werde seiner Ansicht nach nur eine Zukunft haben, „wenn wir ganz stark ökumenisch zusammenarbeiten.” Ihre Preisgelder wollen Marx und Bedford-Strohm an die ökumenische Gemeinschaft von Sant Egidio spenden, die sich für die Unterstützung von Obdachlosen und Armen in München einsetzt. Ökumene sei wichtig für die Zukunft des Christentums