Am zweiten Verhandlungstag am Montag sagte ein Polizist des Polizeipräsidiums München aus, der seit mehreren Jahren unter anderem zur Struktur der Ostrava-Bande ermittelt. Diese habe wohl rund 90 Mitglieder, etwa 30 Personen könnten als der „härtere Kern” betrachtet werden. Den Namen der Diebesbande wählten die Ermittler, als sich nach und nach herausstellte, dass viele der Mitglieder aus der Tschechischen Stadt Ostrava stammen. Die beiden Angeklagten seien im Zusammenhang mit der Bande bereits mehrfach aufgefallen. Die Ostrava-Bande hat sich laut bisherigen Erkenntnissen auf Handtaschendiebstähle mit anschließendem Computerbetrug spezialisiert, wodurch die Täter Geld von gestohlenen EC-Karten abheben. Oft sind die Opfer ältere oder hilfsbedürftige Menschen. Die Verteidiger beider Angeklagten betonten, ihre Mandanten seien nicht Teil einer Bande und seien lediglich für zwei Fälle von Diebstahl zu verurteilen, die beide Angeklagte gestanden hatten. In beiden Fällen war die Beweislage eindeutig. Zu einem Handtaschendiebstahl in einem Rewe-Markt in Dillingen gab es Videoaufzeichnungen, in denen man beobachten konnte, wie die 22-Jährige die Handtasche einer Rentnerin aus deren Einkaufswagen klaute, während der Angeklagte und ein noch unbekannter Mittäter sie abschirmten. Auch eine Tat in einem Rewe-Markt in Pößneck in Thüringen gaben die beiden Angeklagten zu. Dabei stahlen das Paar und zwei Mittäter vor allem Kosmetikartikel im Wert von rund 200 Euro. Die beiden Männer zahlten zunächst einige Waren. Die beiden Frauen wurden daraufhin von einem Kaufhausdetektiv gestellt, als sie den Laden mit den unbezahlten Kosmetika verlassen wollten. Eine Verbindung zu Bandenkriminalität sahen die beiden Verteidiger in diesen Taten nicht. Der Münchner Ermittler hatte die beiden Angeklagten allerdings eindeutig der Ostrava-Bande zugeordnet. Für eine Verbindung mit der Bande sprach auch, dass das Paar mit jeweils anderen Mittätern, teilweise auch getrennt, unterwegs war. Das sei typisch für die Diebesbande. Häufig treffen sich vier Mitglieder demnach in Tschechien, um dann mit dem Auto eine Diebestour durch Österreich und Deutschland zu starten. Sie teilen sich in verschiedenen Konstellationen auf, ziehen von einer Stadt zur nächsten, und treffen sich schließlich wieder. Der Angeklagte sei erstmals mit einem Taschendiebstahl und einer anschließenden Geldabhebung in München aufgefallen. Durch eine Fahndung stellten die Ermittler fest, dass er mehrfach mit einer Mittäterin aufgetreten war, die wiederum mit anderen Tätern auffällig wurde. Die Bande setzt sich wohl aus Mitgliedern mehrerer Großfamilien zusammen, auch aus deren Kindern, „was ich besonders verwerflich finde”, so der Ermittler. Während die Kinder eher normale Diebstähle übernehmen, besorgen die Erwachsenen gezielt Kreditkarten und gehen dabei sehr professionell vor. Das Gericht hatte schließlich „keinerlei Zweifel daran”, dass beide Teil der Ostrava-Bande sind. Neben den beiden gestandenen Taten wurde die 22-Jährige für einen weiteren Handtaschendiebstahl in Heidenheim verurteilt. Die Videoüberwachung einer Bank in der Nähe hatte die Angeklagte kurz nach dem Diebstahl dabei aufgezeichnet, wie sie mit der fremden Kreditkarte Geld abhob. Nicht beweisen konnte die Staatsanwaltschaft, dass die 22-Jährige auch an einem Diebstahl von mehreren Kleidern in Dillingen und einem versuchten Wohnungseinbruch in Aichach beteiligt war. In beiden Fällen konnte die Angeklagte durch Zeugenaussagen nicht eindeutig identifiziert werden. Da beide Angeklagte bereits vorbestraft waren, erhielt die 22-Jährige eine Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten, der 28-Jährige zwei Monate weniger. Beide hätten „massiv in krimineller Art und Weise alte Menschen bestohlen”, betonte Richterin Ebel-Scheufele. Ziel sind ältere und hilfsbedürftige Menschen