In dem Zentrum, das nach aktuellen Plänen bis 2027 fertig sein könnte, sollen die Volkskrankheiten Krebs, Demenz, Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall erforscht werden. Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst schätzt die Kosten für den Bau der Anlage inklusive aller Technik- und Nebennutzungsflächen auf rund 35 Millionen Euro. In dem insgesamt 13 500 Quadratmeter großen Forschungsgebäude sind derzeit rund 1600 Quadratmeter für die Versuchstierforschung vorgesehen. Welche Tiere und wie viele genau in dem Zentrum untergebracht werden sollen, ist noch unklar. Aktuellen Planungen zufolge liegen die Kapazitäten bei 7800 Mäusekäfigen. Bei einer Auslastung von drei Mäusen pro Käfig wären das rund 23 400 Tiere. Möglich wäre auch die Haltung von Ratten, Versuche an Primaten soll es jedoch nicht geben. Die V-Partei positioniert sich in ihrem Antrag an die Stadt nun klar gegen die Haltung von Versuchstieren. „Die Tiere werden in den Laboren mit Elektroschocks traktiert, ihre Organe werden zerstört, sie werden vergiftet und bestrahlt. Sie werden mit tödlichen Viren, Bakterien und Parasiten infiziert. Sie werden verbrannt und verstümmelt und chemischen Therapien ausgesetzt”, schreibt die Fraktion. Augsburg solle ein Zeichen gegen den Einsatz von Steuermitteln für Tierqual setzen. Tierversuche seien „ein steuerfinanziertes Milliardengeschäft für Züchter, Händler, Zulieferer von Futter, Käfigen und Zubehör, Wissenschaftler und Institute”. 95 Prozent der im Tierversuch als wirksam und ungefährlich geltenden Medikamente fielen jedoch im Anschluss durch die klinischen Studien. „Jedes Jahr sterben tausende Menschen an den Folgen von Medikamenten, die alle vorher an Tieren ohne aussagekräftiges Ergebnis für Patienten getestet wurden. Viele Wirkungen werden an Tieren nicht nachgewiesen, da Stoffwechsel und biochemische Reaktionen nicht vergleichbar sind und die Ergebnisse sich dadurch nicht 1:1 auf den Menschen übertragen lassen”, argumentiert die V-Partei. Stattdessen solle man auf klinische Zellforschung und gezielte Beobachtung an Menschen setzen. In einigen Ländern habe man bereits menschliche Simulationsmodelle statt Tierkörper für das Erlernen chirurgischer Eingriffe eingesetzt. „Als naturgetreue Abbildung der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers, die unter anderem auch mit lebensechten Haut- und Gewebeschichten, Rippen und inneren Organen ausgestattet ist, kann das moderne Ausbildungsgerät das Leben von Mensch und Tier retten”, so die V-Partei. Der Stadtrat soll nun, so fordert die V-Partei abschließend in ihrem Antrag, eine Resolution an die Bayerische Staatsregierung beschließen, dass das geplante Forschungslabor der Augsburger Uniklinik tierversuchsfrei bleiben soll. Die Stadt solle „sich mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gegen die Pläne stemmen”. Bereits im März dieses Jahres hat der Verein „Ärzte gegen Tierversuche” öffentlich kritisiert, dass nach jahrelanger „klinischer Forschung auf hohem Niveau” nun mit Steuermitteln eine Versuchstierhaltung aufgebaut werden soll. Der Verein fordert stattdessen die Umwidmung der Gelder für „innovative tierversuchsfreie Forschung”. Auch eine entsprechende Online-Petition haben die „Ärzte gegen Tierversuche” gestartet. Mehr als 21 000 Menschen haben diese bereits unterzeichnet. Im Juli hatte sich schließlich auch der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung zu dem Thema geäußert. Es könne nicht sein, dass in einem Gebäude, das erst in acht Jahren fertiggestellt werde, ein Labor für Tierversuche eingerichtet wird, so Heinz Paula, Vorsitzender des Vereins. Im Bereich der alternativen Methoden in der Pharmaforschung werde sich in den kommenden acht Jahren noch viel tun. Die Universität solle die Chance des Neubaus nutzen, um jetzt die Weichen für eine tierversuchsfreie Forschung zu stellen. Die Uni hingegen verteidigt die Entscheidung, in dem Forschungszentrum Versuchstiere zu halten. Oberstes Ziel sei, menschliches Leid zu mindern. In der Medizin werde immer abgewogen, ob der zu erwartende Nutzen für den Menschen höher sei als die zu erwartende Belastung für die Tiere. In einigen Bereichen, wie etwa der Sicherheit von Medikamenten und Impfstoffen, sei man auf Versuche an Tieren angewiesen. Mit dem Antrag der V-Partei wird sich nun der Stadtrat befassen. Die Petition der „Ärzte gegen Tierversuche” soll Ende des Jahres an den Landtag übergeben werden. „Simulationsmodelle statt Tierkörper”