Aktuell arbeiten etwa 4000 Menschen am Augsburger Standort des VW-Tochterunternehmens. Somit wären im schlimmsten Fall rund 40 Prozent der Beschäftigten vom Stellenabbau betroffen. Dieser solle „weitestgehend sozialverträglich” ablaufen, so das Unternehmen, betriebsbedingte Kündigungen könne man allerdings nicht ausschließen. Wie viele Stellen tatsächlich wegfallen werden, stehe noch nicht fest, so der Unternehmenssprecher. „Wir stehen am Beginn von Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite.” Insgesamt will das Unternehmen bis 2023 Kosten von 450 Millionen Euro einsparen. Dieses „Zukunftsprogramm” sei nötig, denn bereits vor der Corona-Pandemie habe der Motoren- und Turbomaschinenbauer, der vor allem für Fracht- und Kreuzfahrtschiffe produziert, zwar einen guten Umsatz gehabt, aber kaum Gewinne erzielt. Durch das Coronavirus sei nun zusätzlich der Umsatz eingebrochen und man erwarte vorerst kein Wachstum mehr. In Augsburg steht womöglich eine komplette Schließung der Gießerei bevor, eventuell wolle man aber auch einen Partner für diesen Teil der Produktion finden, so der Unternehmensprecher. Die Turbolader-Fertigung könnte nach Tschechien verlegt werden. Während Augsburg von dem angekündigten Stellenabbau stark betroffen ist, sieht es für die Turbinenfertigung in Hamburg und den Standort in Berlin noch düsterer aus: Hier könnten die Werke komplett geschlossen werden. „Wir müssen uns auf ein längerfristig schwieriges Marktumfeld einstellen”, begründet der Vorstandsvorsitzende Uwe Lauber den Schritt. Wichtige Geschäftsfelder wie das Kreuzfahrtgeschäft seien unmittelbar von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie betroffen. Zwar habe das Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren gegen „negative Markteinflüsse” angekämpft und habe durch die eingeleiteten Maßnahmen die Umsatzziele erreicht oder sogar übertroffen. „Mit Blick auf den Ertrag sind wir aber noch nicht am Ziel”, so Lauber. Die Pläne für die Zukunft sehen vor, das Unternehmen stärker im Bereich der erneuerbaren Energien zu verankern. Laut der im Jahr 2018 vorgestellten Strategie sollen neue Energielösungen im Jahr 2030 rund 50 Prozent des Geschäfts ausmachen. Aktuell müsse man dafür investieren und gleichzeitig „den Landen am Laufen halten”, so der Unternehmenssprecher. Die aktuellen Probleme beim Gewinn hätten gezeigt, dass das Unternehmen diese beiden Punkte bislang nicht erfolgreich vereinen konnte. Das Sparziel wolle man zusammen mit den Arbeitnehmervertretern erreichen: „Solange das Ergebnis erreicht wird, sind wir absolut verhandlungsbereit.” Wenn etwa die Gewerkschaft dem Unternehmen bei den Tarifbedingungen entgegen komme, müssten womöglich weniger Stellen gestrichen werden, deutete der Unternehmenssprecher an. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall äußerten sich kritisch zu den Plänen. Die teilweise Verlagerung oder komplette Schließung von Standorten sei absolut inakzeptabel, schreibt die IG Metall Augsburg in einer ersten Reaktion. „Betriebsbedingte Kündigungen müssen definitiv ausgeschlossen werden, so wie es im gesamten VW-Konzern üblich ist”, betont Werner Wiedemann, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates. Michael Leppek, Unternehmensbeauftragter der IG Metall für MAN Energy Solutions, macht klar: „Wir unterstützen ein nachhaltiges Zukunftsprogramm, erwarten aber Garantien für den Verbleib bei Volkswagen.” Denn zusätzlich zum Stellenabbau müssen die Mitarbeiter auch noch in einer anderen Hinsicht bangen: Volkswagen hat weiterhin vor, das Unternehmen komplett zu verkaufen oder einen Partner zu finden. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat bereits die Unterstützung des Ministeriums angekündigt. Durch die Coronakrise habe das Unternehmen einen deutlichen Auslastungsrückgang erlitten. Nun gehe es darum, durch die Technologieforschungs-Programme des Wirtschaftsministeriums Innovationen zu unterstützen, um neue Märkte zu finden. Als „vielversprechenden Zukunftsmarkt” hob Aiwanger etwa den Bereich Wasserstoff hervor. „Wir arbeiten zusammen mit MAN an Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich der Entwicklungsförderung von Wasserstoff-Elektrolyseuren”, kündigte der Wirtschaftsminister an. Die Augsburger Grünen haben die Verpflichtung des Freistaats und des Bundes hervorgehoben. „Dass MAN Energy Solutions aufgrund der brach liegenden Schifffahrts-Tourismusbranche und dem eingebrochenen Welthandel im Schiffsverkehr massive Probleme bekommen wird, war abzusehen”, sagt die Augsburger Landtagsabgeordnete Stephanie Schuhknecht. „Umso bedauerlicher ist nun aber, dass die bei MAN in der Schublade liegenden Konzepte für zukunftsweisende neue Kraftstoffe jetzt nicht mit Nachdruck umgesetzt werden können.” Es brauche nun ein klares Bekenntnis zum Augsburger „Innovationsstandort”, Söder müsse ihn „zur Chefsache machen”. „Der bei MAN Augsburg erfundene Dieselmotor war seinerzeit eine enorme Innovation”, betont Schuhknecht. „Durch die aktuell billigen fossilen Brennstoffe brauchen wir letztlich eine Art EEG 2.0, um grünen Wasserstoff, E-Fuels und Power-to-Gas so attraktiv zu machen, dass Firmen und Privatleute investieren.” Gießerei könnte geschlossen werden