Der Vorstand des Tierschutzvereins machte Pressevertretern am Freitag seinen Standpunkt klar: Es könne nicht sein, dass in einem Gebäude, das erst in acht Jahren fertiggestellt werde, ein Labor für Tierversuche eingerichtet wird. Stattdessen solle sich der Freistaat, der den Plänen in seinem Haushaltsausschuss zustimmen muss, für die Reduzierung von Tierversuchen durch alternative Technologien einsetzen. „Wir sind der Meinung: In acht Jahren müssen Tierversuche überflüssig sein”, sagte auch Stephanie Schuhknecht, Landtagsabgeordnete der Grünen, die den Termin im Augsburger Tierheim unterstützte. Tierversuche verursachten viel Leid bei den betreffenden Tieren, begründete Heinz Paula, Vorsitzender des Tierschutzvereins, die Kritik. Außerdem seien Tierversuche auch wissenschaftlich nicht nötig, da 92 Prozent der an Tieren getesteten Arzneimittel letztendlich nicht für den Menschen zugelassen würden. Statt Versuchen an Tieren wünscht sich der Tierschutzverein, dass an der Augsburger Uniklinik künftig alternative Methoden zur Pharmaforschung zum Einsatz kommen, etwa Computersimulationen oder gezüchtete Organe. In acht Jahren werde sich auf diesem Feld noch viel tun, so die Tierschützer. Die Universität, die das Forschungsgebäude gemeinsam mit dem Staatlichen Bauamt im Auftrag des Freistaats plant, könne die Chancen des Neubaus nutzen, um ohne Tierversuche in ihre Forschung zu starten. Doch dafür müsse man sich jetzt einsetzen, bevor das Thema in die Haushaltsberatung gehe. Die Universität Augsburg hält währenddessen an der Notwendigkeit von Tierversuchen fest. Dass das Thema die Bevölkerung polarisiert, ist der Hochschule allerdings klar. Und so wollte man auch die Argumente des Tierschutzvereins nicht einfach so stehen lassen. Am Tag des Pressetermins schickte die Universität ihre Stellungnahme an alle eingeladenen Pressevertreter. Man hätte sich gewünscht, dass der Tierschutzverein sich im Vorfeld an die Universität gewendet und sich über die Pläne für das Versuchszentrum informiert hätte, heißt es von der Uni unter anderem. Schließlich war eine Pressesprecherin der Universität auch vor Ort im Tierheim. „Die Debatte darüber ist wichtig, sie wird auch gewünscht”, sagte Pressereferentin Corina Härning. Allerdings sei es weiterhin die oberste Prämisse der Medizin, menschliches Leid zu mindern. Auch die Universität sieht die Argumente auf ihrer Seite: Wolle man bestimmte Erkrankungen besser therapieren, müsse man verstehen, wie der komplexe menschliche Organismus auf bestimmte Eingriffe reagiere. „Das funktioniert nur mit der Kombination einer Vielzahl verschiedener Methoden”, heißt es in der Pressemitteilung. „In einigen Bereichen sind Tierversuche ungeeignet und werden daher auch nicht verwendet. In anderen Fällen sind wir auf Tierversuche angewiesen, wie zum Beispiel zur Beurteilung der Sicherheit neuer Medikamente und Impfstoffe.” Die zuständigen Behörden und externen Kommissionen genehmigten einen Tierversuchsantrag außerdem nur dann, wenn Wissenschaftler plausibel darlegten, warum die Forschung nicht ohne Tierversuche auskomme. Die tierethische Pflicht erfordere vor jedem Versuch mit Tieren eine Abwägung, ob der zu erwartende Nutzen für den Menschen höher sei als die zu erwartende Belastung für das Tier. Gleichzeitig müssten Forscher diese Belastung auf das geringstmögliche Maß beschränken. Erst dann könne ein Tierversuch als ethisch vertretbar gelten. Am Ende des Termins vereinbarten die Universität und der Tierschutzverein, zu diesem Thema in Kontakt zu bleiben. Allerdings merkte Heinz Paula an: „Wir haben hier einen erheblichen Dissens.” Letztendlich hoffe der Tierschutzverein, dass sich seine Position durchsetze. „Wir haben hier einen erheblichen Dissens”