Zum genauen Inhalt der E-Mail wollte Michael Jakob, Pressesprecher der Polizei, nichts sagen. „Den Inhalt kennen nur wir und der Absender der E-Mail”, machte er deutlich, dass aus ermittlungstaktischen Gründen keine Einzelheiten genannt werden können. Allerdings war die Ortsangabe, wo die vermeintliche Bombe explodieren sollte, vergleichsweise präzise, nämlich im zweiten Stock des Rathauses und zwar im Laufe des Freitagvormittags. Entsprechend konzentrierte sich die Suche der Polizei auf das Gebäude. Zum Einsatz kamen dabei auch zwei Sprengstoffspürhunde. Abgesperrt wurde nur der unmittelbare Bereich vor dem Rathaus, allerdings waren davon auch die Gleise der Straßenbahn betroffen, so dass die Linien 1 und 2 nicht mehr fahren konnten. Wie inzwischen bekannt wurde, hatten neben der Stadtverwaltung Augsburg noch weitere Rathäuser entsprechende Drohschreiben erhalten. „So kam es im Laufe des Vormittags auch in Mannheim, Essen und Leipzig zu vergleichbaren Polizeieinsätzen”, berichtet die Polizei. Der Einsatz am Freitag weckte Erinnerungen an einen Vorfall im März 2019. Damals waren mehrere Städte in Deutschland anonym bedroht worden. Im vergangenen Jahr war die Drohung weniger konkret, weshalb die Polizei den gesamten Rathausplatz sperrte und die städtischen Gebäude evakuierte. Auch das Verwaltungsgebäude der Stadt an der Blauen Kappe war betroffen. 500 städtische Mitarbeiter mussten in Sicherheit gebracht werden. Drei Stunden lang dauerte es in diesem Fall, bis endlich Entwarnung gegeben werden konnte. Das ging am Freitag doppelt so schnell, auch wenn Jakob betont, dass hier Genauigkeit vor Geschwindigkeit gehe. „Wir nehmen solche Drohungen grundsätzlich ernst”, erklärt Jakob auf Nachfrage. „Wir gehen auf Nummer sicher.” Zu den Hintergründen der Drohung war zunächst nichts zu erfahren. Den Vorwurf, dass ein Zusammenhang mit der Protestaktion der Fridays-for-Future-Bewegung bestehe, bestätigt Jakob nicht. Dafür gebe es keine Anhaltspunkte und solch eine Vermutung wäre rein spekulativ. Die Aktivisten blockieren seit Mittwochabend das Rathaus, um gegen das Kohleausstiegsgesetz der Bundesregierung zu protestieren. Die Kripo Augsburg hat nun die Ermittlungen zum Verfasser des Schreibens sowie zu den Hintergründen der Tat übernommen und steht laut Polizeibericht im Austausch mit den tangierten Polizeidienststellen im Bundesgebiet. Inwieweit die Drohungen im März 2019 im Zusammenhang mit den Ereignissen vom Freitag stehen, könne aktuell nicht beantwortet werden. Auch wenn die Spürhunde keine Bombe fanden, ein wenig Kollateralschaden richtete die Bombendrohung dann doch noch an. Die Brautpaare, die sich am Freitag im Rathaus trauen lassen wollten, wurden durch die Sperrung des Gebäudes zunächst geschockt. Doch Oberbürgermeisterin Eva Weber bot kurzerhand ihr Besprechungszimmer im benachbarten Verwaltungsgebäude als Ausweichmöglichkeit an und so wurden letztlich alle Willigen doch noch unter die Haube gebracht. Drohungen auch in anderen Städten