Suchen Flüchtlinge etwa aktuell das Beratungsbüro in ihrer Unterkunft einfach auf, so treffen sie dort niemanden an, denn auch hier sollen Kontakte vermieden werden. Die Flüchtlinge müssen also anrufen oder eine E-Mail schreiben, wenn sie Unterstützung brauchen - ohne deutsche Sprachkenntnisse ist das nicht einfach. Anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund, die sich mit den behördlichen Anforderungen wegen der Sprachbarriere schwer tun, können ihre Papiere nicht mehr in die Beratungsstunde zur Abstimmung mitbringen. Und auch die Online-Downloads der Behörden sind ihnen oft verwehrt, besitzen viele doch keinen Zugang ins Internet, und erst recht keinen Drucker. Psychisch erkrankten Flüchtlingen und Asylbewerbern sind Therapien verwehrt. Besonders schlimm sei die aktuelle Situation deshalb laut den Beratern der Caritas für Menschen, die mit schweren Traumata nach Deutschland kamen. Die Berater geben trotz der Schwierigkeiten ihr Bestes, die Hilfesuchenden weiter zu unterstützen. „Ein ,geht nicht' gibt es bei uns nicht”, sagt Lili Martel. Sie arbeitet im Bereich der Migrationsberatung, hilft also Frauen und Männern aus verschiedenen Ländern, die anerkannt sind und zum Teil schon länger in Deutschland leben. Dazu gehören auch Aussiedler, die aufgrund ihrer deutschen Wurzeln automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, aber Deutsch dennoch nicht als Muttersprache beherrschen. Martel, ihre Kollegin Emanuela Pera wie auch alle anderen Kollegen beraten in Russisch, Italienisch, Rumänisch, Französisch, Englisch und auch Arabisch. Sprachlich sei das Referat der Caritas breit aufgestellt. Alle Klienten haben gemeinsam, dass ihre soziale Lage problematisch ist. Martel berichtet über einen EU-Bürger, der im Augsburger Landkreis wegen der Krise in Kurzarbeit geschickt wurde. „Damit erhält er so wenig, dass er ergänzende Leistungen benötigt”, so Martel. „Er kann die Miete nicht bezahlen, Kredite, die er wegen einer dringenden Anschaffung aufnehmen musste, nicht bedienen. Da kommt einiges zusammen.” Sie und ihre Kollegin Pera loben dabei allerdings das Job-Center, an das die Anträge zur Auszahlung der Ergänzungsleistungen gestellt werden. „Es geht jetzt sehr schnell im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie”, sagt Martel. Viele der Menschen, die sie berät, lebten ohnehin ständig an einer finanziellen Belastungsgrenze, erzählt Pera. „Jetzt geraten viele in Panik.” Sie beobachtet auch, dass sich jetzt viele Frauen und Männer bei der Caritas-Beratung melden, „die wir zuvor noch nie gesehen haben”. „Da wird es auch für uns am Telefon schwierig. Sie sind dann zumeist sehr aufgewühlt. Man merkt ihnen die Verzweiflung an. Die ersten zehn Minuten des Gesprächs dienen allein dazu, diese Menschen zunächst einmal wieder etwas zu beruhigen.” Ist das erreicht, braucht es zuweilen sehr lange, bis geklärt ist, wo man im Internet welches Dokument finden und herunterladen kann. Manche hätten keinen Zugang, andere wiederum keinen Drucker, erzählt Martel. In diesen Fällen übernimmt sie diese Aufgabe selbst, druckt die Papiere aus und schickt sie per Post zu den Klienten nach Hause. In den Unterkünften für Flüchtlings- und Asylbewerber mussten die Beratungsbüros geschlossen werden. Matthias Kempter ist normalerweise in den Asylunterkünften in Königsbrunn, Schwabmünchen und Bobingen zu festen Terminen anzutreffen. „Die Menschen kommen dann spontan zu mir, wenn sie ein Problem haben”, erzählt er. „Jetzt können sie mich nur am Telefon erreichen.” Das funktioniere zwar auch, „aber es dauert alles viel länger, auch wegen der Sprachschwierigkeiten”. Der E-Mail-Kontakt gestaltet sich besonders schwierig. Verständnisschwierigkeiten führten anfänglich oft zu falschen Schreibweisen, E-Mails kamen so nie an. Da hatte das Team der Flüchtlingsberatung eine besondere Idee. Es ließ seine E-Mail-Adressen in QR-Codes, also zu einem Quadrat zusammengesetzte elektronisch lesbare Codes, umwandeln. Seitdem funktioniere es besser mit der Kontaktaufnahme. Ein Problem bleibe aber bestehen. Wenn Kempter und seine Kollegen in den Unterkünften in den Beratungsbüros waren und im Haus umher gingen, sahen sie die Bewohner und wurden auch so aufmerksam darauf, wer welche Probleme haben könnte. „Nun weiß ich nicht, wer runter fällt, wo sich Probleme unnötigerweise auftürmen”, sagt Kempter. Sprachbarriere macht die Beratung schwierig