Während die Planungen der Pfadfinderinnen anliefen und immer konkreter wurden, verbreitete sich allerdings auch in Deutschland das Coronavirus. Schließlich musste aufgrund der Kontaktbeschränkungen das mit viel Vorfreude erwartete Zeltlager abgesagt werden. Doch der Verband beschloss, dass „gerade in diesen Zeiten”, in denen die Mädchen ihre Freunde nicht wie sonst in der Schule sehen oder am Nachmittag treffen können, die Gemeinschaft der Pfadfinderinnen besonders wichtig sei. „Eine Schwierigkeit hört auf, eine solche zu sein, sobald ihr darüber lächelt und sie in Angriff nehmt”, zitiert der Diözesanverband in einer Pressemitteilung den Gründer der Pfadfinder, Robert Baden-Powell. Das habe sich der Vorstand zu Herzen genommen, und so startete die Planung für das Zeltlager erneut, wenn auch unter neuen Voraussetzungen. Denn nun sollte ein Lager organisiert werden, an dem die Pfadfinderinnen zwar im eigenen Haus, aber trotzdem gemeinsam teilnehmen konnten. In Telefonaten, Mails und Telefonkonferenzen planten der Vorstand, das Team des Diözesanbüros und Leiterinnen aus der Diözese gemeinsam, wie ein digitales Lager aussehen könnte. Verschiedene Online-Dienste wurden ausprobiert und verglichen, und nach einem Testlauf mit Online-Gruppenstunden am Ostermontag stand der Entschluss fest, dass auch ein Online-Zeltlager stattfinden sollte. Auf einer Art digitalem Pinbrett, der Online-Plattform „Padlet”, wurden Ideen gesammelt. Leiterinnen aus der ganzen Diözese boten an, Workshops für das Mai-Lager zu organisieren. Für die Mädchen standen so zum Beispiel Waffeln backen, Yoga, verschiedene Bastelangebote oder virtuelle Museumsbesuche an. Auch klassische Gruppenspiele wie die Schnitzeljagd oder Werwolf wurden an die Umstände angepasst. Für die Morgenrunden nahmen die Pfadfinderinnen einen spirituellen Impuls als Audiodatei auf. Trotz aller Vorbereitungen waren sich die Organisatoren allerdings bis zum 30. April nicht sicher, ob das Angebot überhaupt angenommen werden würde. Denn anders als bei einem üblichen Zeltlager mussten sich die Teilnehmer im Vorfeld nicht anmelden, und die Einladungen erfolgten nur über E-Mail und Messenger. Könnte es also sein, dass am ersten Zeltlager-Abend gar niemand erscheinen würde? Wie würde man damit umgehen, wenn viel zu viele Teilnehmer erschienen? Im Hinterkopf sei diese Unsicherheit ein sehr seltsames Gefühl gewesen, so der Diözesanverband. Schon vor dem offiziellen Startschuss konnten die Organisatoren am Donnerstagabend aufatmen. Die Teilnehmer trafen sich zum Lagerauftakt vor dem Computer, und obwohl sehr viele Pfadfinderinnen erschienen waren, konnte das Zeltlager wie geplant stattfinden. Die Mädchen bauten in der Wohnung Zelte auf oder rollten die Isomatte unter Konstruktionen aus Decken und Tüchern aus, tanzten gemeinsam zum Lagersong „Power in Me” und starteten dann in ihre erste Nacht im Schlafsack. Am 1. Mai ging es mit den Workshops los. Die Teilnehmerinnen konnten aus dem Angebot am Freitagvormittag auswählen und bastelten zum Beispiel Windlichter aus Marmeladengläsern oder Nisthilfen für Insekten aus leeren Dosen. Die älteren Pfadfinderinnen diskutierten in Konferenzen über Themen wie Inklusion, lernten starke Frauen aus der Geschichte und der Gegenwart kennen oder konnten ihr Geschick beim Klopapier-Stapeln zeigen. Am Abend gab es Singerunden am virtuellen Lagerfeuer, wo auch das Stockbrot nicht fehlen durfte - statt am Feuer wurde dieses eben im Backofen gebacken, und statt um einen Stock um einen Holzlöffel gewickelt. An der Pinnwand im Internet teilten die Teilnehmer Bilder davon, was sie zuhause beim gemeinsamen Lager erlebten. Obwohl all dies nicht an ein richtiges Zeltlager herankam, sei so trotz der räumlichen Distanz ein Gefühl der Gemeinschaft entstanden, sagen die Veranstalter, und als sich alle Teilnehmer am Sonntagabend zum Abschluss noch einmal trafen, sei auch die Dankbarkeit über die Abwechslung zum aktuell „doch recht eintönigen” Alltag deutlich geworden. Obwohl auch in den kommenden Wochen die Gruppenstunden der PSG nicht stattfinden können, haben deshalb bereits während des digitalen Lagers die Planungen für eine Fortsetzung der Aktion begonnen.